für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u s g e g e b e n von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börfenvereins. 102. LieIIstags, den 24. November 1840. Beschreibung einer neu erfundenen Manier zur Ver vielfältigung bildlicher Gegenstände*). Es ist bekannt, daß die Lithographie, die leichteste, be quemste und wohlfeilste Art bildliche Gegenstände zu ver vielfältigen, mit dem Typcndcuck sich nicht verbinden läßt: das heißt, daß man den lithographischen Stein nicht wie die Holzschnitttafeln in die Druckform einlegen und so das Bild in die Schrift mit eindrucken kann. Man muß entweder beson dere Beilagen zum Texte geben, oder den Druck der betreffen den Bogen doppelt bewirken, einmal auf der Steindruckprcsse, um das Bild daraufzu bringen, und dann auf der Buchdruk- kcrpreffe, um den Text beizufügen. Daß beides seine Unbe quemlichkeit hat und die Kosten vermehrt, ist einleuchtend. Der in unserer Zeit wieder so häufig angewendete und zu einer so großen Vollkommenheit, namentlich in Frankreich und England, gebrachte Holzschnitt, der den gewünschten Vor theil allerdings gewährt, ist jedoch sehr mühsam und wird nur an solchen Orten gut, aber auch verhältnismäßig theuer geliefert, wo eine oder mehre Officium für die neuerdings wieder so beliebten Werke mit eingedruckten Bildern geschickte und geübte Holzschneider beschäftigen. Für die Druckereien der Provinzialstädte ist es daher immer mit Schwierigkeiten verbunden, auch nur Kleinigkeiten gut, schnell und ohne gro ßen Kostenaufwand geschnitten zu erhalten. Auch der Vers, stieß bei der Herausgabe der Zeitschrift, welche die ober- lausitzische Gesellschaft der Wissenschaften erscheinen laßt, so *) Diese Beschreibung ist in einem Programme, mittelst des sen zur Begehung der Säcularfeicr der Buchdruckerkunst durch die oberlausitzischc Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz ein geladen wird, zuerst mitgetheilt; diesem Programme sind auch einige Proben solcher Bilder beigefügt, die durch dieses Ver fahren hergestellt wurden. Mögen diese Proben immerhin dürf tig erscheinen, so liefern sie doch den Beweis, daß die Sache practicabel und gewiß auch einer Vervollkommnung fähig ist. Die Red. 7r Jahrgang. wie einiger projectirten Werke, wozu einfache bildliche Dar stellungen, in den Text eingedruckt, nöthig werden, in die ser Beziehung auf Hindernisse. Diese im Auge, ward er durch das Verfahren bei dem Stereotypsten auf die Manier der Vervielfältigung bildlicher Gegenstände geleitet, von der er außer der Vignette noch am Schlüsse des Programms einige Proben beigefügt hat, welche Proben allerdings die Kunst der Gypsographie — welcher Name seiner Erfindung am füglichsten zukommen dürfte — erst in ihrer Kindheit und ihren rohen Anfängen darstellen. Der Vers, ließ sich einige polirte Platten von Eisenblech machen, gab darauf einen dünnen Guß von Gyps und gra- virte mit einem Grabstichel darauf die Zeichnung. Diese Plat ten brachte er dann in einen gewöhnlichen Gußkastcn und goß sie in Schriftmetall ab. Da schon der erste Versuch über Er warten gelang, so wurde er veranlaßt, durch mehrfach er neuerte Proben sein Verfahren möglichst zu vervollkommnen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen sollen hier offen dargelegt werden und Andere ermuntern, die so viele Vorlheile dacbie- tende Erfindung weiter auszubilden. Wie schon erwähnt, wurden polirte Eiscnblcchplatten angcwendet. Kupferplatten erwiesen sich als unbrauchbar, da der flüssige Gyps nicht die gehörige Verbindung mit diesem Metall eingeht: ebendasselbe dürfte mit Mcssingplatten, wo mit kein Versuch angestellt wurde, der Fall sein. Der Grund der nähern Verbindung mit dem Eisen scheint in der durch die Nässe bewirkten Oxydation der Oberfläche zu liegen. Es wurde gewöhnlicher gemahlener Maurergyps genom men. Da derselbe jedoch gewöhnlich nicht ganz frisch ge brannt zu bekommen ist, und in diesem Falle einen Theil seiner Bindekraft schon verloren hat, so wurde er vorder Anwendung in einem eisernen Tigcl über Schmiedekohlen einer starken Hitze ausgesetzt und so geröstet. Nachdem er durch ein Haarsieb gelassen worden, ward er in einem porcellanenen Rcibemöcscc in kleinen Quantitäten so lange gerieben, bis er 195