für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^ 5. Freitags, den 15. Januar 1841. Ein Vorschlag zur Realisirnng älterer Verlags- artikcl. Wenn in Nr. 74 d. B. v. v. I. der Vorschlag eines englischen Buchhändlers erwähnt wird, auch in Deutschland für die Verleger einen schnelleren Absatz neuer Werke allemal gleich nach ihrem Erscheinen durch Versteigerung der ganzen Auf lage, wie in England und Amerika, zu bewirken: so dürfte die Verwirklichung dieser rein mcrkantilischcn Maßregel vor läufig noch in dem Widerstreben des deutschen Buchhan dels gegen ein rein kaufmännisches, d. h. raschen Umsatz er heischendes Verfahren ein wesentliches Hindcrniß finden. Dagegen scheint der Gedanke sehr nahe zu liegen, daß cs dem deutschen Buchhandel vielleicht vor der Hand ersprießlicher sein möchte, eine ähnliche Procedur mit älteren Verlagswer ken vorzunehmen. Betrachtet man die weiten, bis zur Decke gefüllten Räume der Verlagsniederlagen an den verschiedenen Stapelplätzen des Buchhandels und namentlich in Leipzig, sieht man diese thcuern Behältnisse sich täglich reichlicher füllen und vermeh ren , ihren mitunter kostbaren Inhalt allmählich mehr ver gilben, sich schwärzen, öfters auch vermodern; bleibt cs eine Thatsache, daß von sehr vielen Werken der sämmtlichc Bal- lcnvorrath von der Zeit einer alljährlichen Inventur bis zur nächsten Zählung unberührt liegen bleibt: so muß die Ue- bcrzeugung sich ausdringen, daß es durchaus unkaufmännisch sei, ein solch todtes Capital länger und immer länger unbe nutzt liegen zu lassen. Wie mancher Verleger, wenn er „die Häupter seiner Lieben" zählt, bemerkt bei diesem und jenem Artikel jede Ostermesse dieselbe bekannte Zahl in seiner In ventur, vergeblich ein wirksames Mittel ersinnend, sich von dem Platz raubenden Ballast zu befreien; denn nur wenigen Auserwählten, welchen die Fähigkeit nicht abzusprechcn ist, auch ältere Werke dem Publicum in äußerlich veränderter Gestalt, mit und ohne Kupfer, in Lieferungen, Sammlungen, en bloc zu herabgesetzten Preisen, oder auf sonsteine eigcnt- 8r Jahrgang. lich Niemand zu verdenkende industrielle Weise wieder vor- zufuhren, gelingt es zuweilen, von den Vorräthen älterer Bücher eine Parthie zu versilbern und auf diese Art ihr Ca pital thcilweise wieder flüssig zu machen. Einige geben hin und wieder mehrere Exemplare zu den größeren Bücherauctio- ncn, Andere haben den ganzen Vorrath einzelner Werke mit Verlagsrecht verkauft und nur eine kleine Anzahl fand sich, in der Regel aus besonderen Gründen, veranlaßt, ihren Ge- sammtvcrlag einzeln mit Verlagsrecht öffentlich versteigern zu lassen. Erwähnen wir noch der Preisherabsetzungen, welche vielfach versucht worden und wobei in neurer Zeit der Frommann'schc Catalog eine reelle und gewiß Vielen willkom mene Gelegenheit bedingungsweise darbietet: so scheint diese Prozedur dennoch nicht bei allen Werken anwendbar und selbst die Aufnahme im erwähnten Eataloge, welchem eine sich stets steigernde Theilnahme nicht entgehen kann, dürfte nicht bei jedem Werke lohnend erscheinen, oder, nach dessen verständig geordnetem Plane, nicht für alle Titel geeignet sein. Ueberhaupt wäre noch zu untersuchen, ob durch Her absetzung des Preises älterer Werke viele wahrhaft bril lante Geschäfte gemacht worden sind, wogegen wohl anzu- nchmen ist, daß dieses Verfahren in neuerer Zeit nur noch als ein schwaches Mittel erscheint, den Absatz einzelner brauch barer Bücher in etwas zu heben und offenbar mehr dazu dient, die Bücherkäufer auf eine frühere wecthvolle Erschei nung neuerdings aufmerksam zu machen. Es fehlt uns demnach offenbar eine Einrichtung, durch welche den Verlegern die Gelegenheit dargeboten würde, die jenigen ihrer Platz raubenden, älteren Artikel, mit denen sic eine der angeführten, oder nicht erwähnten Manipulationen vorzunehmcn Zeit, Mühe, oder Kosten scheuen, in Massen mit, oder ohne Verlagsrecht zu realisiren und scheint es bei dem jetzt immer reger werdenden Sinne für gemeinsames Streben, bei dem fühlbarer gewordenen Bedürfnisse eines festeren Zusammenhaltens, welches allein Großes zuvollbrin- 8