Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1850
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1850-02-01
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1850
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18500201
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-185002013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18500201
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1850
- Monat1850-02
- Tag1850-02-01
- Monat1850-02
- Jahr1850
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
126 10 Nichtamtlicher Th eil. Die stenographischen Bulletins über den Waldeck'schen Proceß. Aus Berlin. Ocffcntliche Blätter haben bereits über de» außerordentlichen, in Deutsch land bis jetzt unerhörten, Absatz der Hempcl'schen stenographischen Bulletins über den Waldeck'schen Proccß berichtet, doch dürften die nachstehenden De tails über die achttägige Schlacht, welche in und vor des Verlegers Ge schäftslocal in jener Zeit geschlagen wurde, Manchem noch unbekannt seyn. Nachdem vom Tage der öffentlichen Ankündigung ab unausgesetzt meh rere Schreiber beschäftigt gewesen, nur um die Namen der sich meldenden Besteller zu notiren, erschienen schon am Morgen des ersten Proccßtages Alle, die je in den Reihen des fliegenden Buchhandels gedient, auf der Wahlstatt und füllten in kurzer Zeit Geschäftslocal, Entree, Treppe und Hausflur, und bald auch den Platz vor dem Hause selbst. Mit dem Erscheinen der ersten Nummer entbrannte der Kampf, der von da ab unausgesetzt acht Tage lang mit gleicher Heftigkeit geführt wurde — der Kampf um Exemplare. Um in dem Gcschäflslocale nur einiger maßen Ordnung zu erhalten und einen Ausgang möglich zu machen, wurde eine vierfache Constabler-Kette, — am Eingänge des Comptoirs, am Entree, am Aufgange der Treppe und an der Hausthüre —gebildet und nur stets so viel Personen wieder zugelassen, als deren abgefertigt waren. Trotz dem mit dem Drucke nicht weniger als 5 Dampfpreffen Tag und Nacht beschäftigt waren, vermochten diese dem Bedarf nicht Genüge zu lei- sten. Bei neuen Nummern war eine Sendung von mehreren tausend Ex emplaren stets im Laufe weniger Minuten verkauft, da die Meisten der gedachten jugendlichen Sorkimentisten, Partien kauften, wie sie im Buchhandel zu den Seltenheiten gehören (2—LOO). Um den Iudrang zu thcilen, eröffnete Hempcl in der Nähe der Dru ckerei ein zweites Verkaufslocal, das indeß 5 Minuten nach der Eröffnung dasselbe Schauspiel bot, wie das erste und wo die Käufer nicht nur zu den Thüren, sondern selbst zu den Fenstern, — die natürlich vorher alle zer trümmert wurden, — hereindrangen. Der fliegende Buchhandel entfaltete bei dieser Gelegenheit eine Indust rie, welche manchem Sortimentshändler zum Vorbild dienen könnte; er theilte sich untereinander selbst in Engroisten und Dclaillistcn. Die Elfteren hatten in und vor den Verkaufslocalen bleibend Posto gefaßt und entfern ten sich nur auf Augenblicke, um ihre Errungenschaften vor der Thürc zum vollen Verkaufspreise wieder loszuschlagcn, von wo sie dann weiter zu erhöhten Preisen in die Stadt wunderten, wo einzelne, namentlich die eisten, Nrn. zu b—10 Sgr. bezahlt wurden. Andere bedienten sich zur rascheren Beförderung an ihre Kunden der Droschken, den Werth der Zeit höher an schlagend als die Ausgabe einiger Groschen. Den glänzenden Verdienst, welcher den Verkäufern erwuchs, wandte die Mehrzahl augenscheinlich wohl an, und es mag durch denselben man cher armen Familie eine Erleichterung für diesen Winter geworden seyn. Ein Theil erschien in den letzten Tagen neu equipirt, meist mit weißem Flausch, Shawl und Pelzmütze. Andere wiederum vergeudeten das E.wor dene, und man konnte eine nahrgclcgenc Restauration von früh bis Nachts mit 50 und mehr solcher Leichtsinnigen angcfüllt sehen. Der Wirth rechnet diese Zeit zu seiner glänzendsten Geschäftsperiode. Besteller von auswärts zu befriedigen, war unter solchen Umständen eine Unmöglichkeit- Wie stark auch hier die Nachfrage gewesen, beweist, daß die Besitzer einiger Handlungen selbst nach Berlin kamen, um Exem plare zu holen und eine einzige auswärtige Buchhandlung allein 4 telegra phische Depeschen deßhalb nach Berlin sandte. Der Nachfrage entsprechend, waren die bei der Herstellung aufgewen deten Kräfte. Das Redactions-Bureau umfaßte 6 Stenographen, ebenso viel Schnellschreiber und 3 Redacteure. Acht Burschen unterhielten die fort dauernde Verbindung mit der Druckerei und überbrachten derselben das Ma nuskript blattweise. Erwiderung. Einsender der Warnung in Nr. 2 d. B.-Bl. wird seinen Namen dem Herrn E-Heymann für jetzt nicht nennen; vielleicht auf ein andermal. Es handelt sich um eine unabläugbare Thatsachc mit Belegen die nach Ansicht des Einsenders einer Rüge werth war, und thut dabei der Name Nichts zur Sache. Jeder Leser kann sich darnach selbst ein Urtheil bilden. Es handelt sich darum, daß Herr Heymann die Thatsache in Abrede stellen kann und ist bis dahin ein (ehrlicher?) Kampf überflüssig. Ll. Mlsccllcii. Eine Branche der Geschichte, welche bisher noch kaum beachtet wurde, die einen der wesentlichsten Factoren der Europäischen Eultur- entwickelung darstellt und gerade jetzt bei dem Problem der socialen Frage, bei dem Principienkampf im Gewerbeleben, der einläßlichsten Aufmerksamkeit und Bearbeitung werth wäre, ist die Handwerks geschichte. Außerdem, was Paul von Stetten über Augsburg, Murr und Siebenkees über Nürnberg und einige Andere im vori gen Jahrhunderte gesammelt, außer den wenigen rhapsodischen Arbei ten, die in einzelnen Städtegeschichten zerstreut sich vorsinden, besitzt die deutsche Literatur kein einziges Werk, welches in einigermaßen übersichtlicher Zusammenstellung, nur Materialien zu einer solchen Specialgeschichte darböte. — Thevenot hatte im 17. Jahrhunderte schon den Plan gefaßt, eine Handwerksgeschichte zu schreiben, der Tod hinderte ihn; Murr forderte in seinem Journal zur Kunstgeschichte wiederholt dazu auf, aber Niemand fand sich veranlaßt, einer solchen Einladung zu genügen. Binnen Kurzem nun erscheinen in Sb Gallen (bei Scheitln; sc Zvllikofer) die ersten Bände eines dahin zielenden Weckes unter dem Titel: Ehronik der Gewerke. Der Sammler, Ber lepsch, melcher durch Geschichtskundige und intelligente Handwer ker bei der Bearbeitung seines Werkes recht erfreulich unterstützt wird, erklärt in der Einleitung, daß er weil entfernt sey, für sein« Arbeit den Begriff des „historischen Ganzen" zu beanspruchen. Vielmehr hat er absichtlich die Bezeichnung „Ehronik" für sein Unternehmen gewählt, einmal um den Standpunkt zu bezeichnen, welchen das Werk einnimmt, indem es weder eine pragmatische Geschichte seyn soll, noch kann, noch der Form nach bloße Annalen des Entwicklungsganges im Handwer- kerleben darstellt, anderseits um durch die dem Volke liebgewordene u. bei demselben eingebürgerte Bezeichnung für ein im allgemein verständli chen Tone gehaltenes erzählendes Geschichtsbuch, dasselbe leichter in die Werkstätten des Handwerkers einzuführen, also für den Sortimenter es leichter verkäuflich zu machen. Es soll in Octavbändchen von je 10—18 Bogen erscheinen, von denen ein jedes selbstständig die histo rischen Darstellungen aus nur einem Gewerke umfaßt. Eine in jeder Beziehung eben so interessante Broschüre, wie „Der Proceß Waldeck" (Berlin, Hempel), ist „Der Ziegler'sche Proceß" vom Rechtsanwalt Weich sel (Magdeburg, EmilBaensch). Die Anklage gegen den Oberbürgermeister Ziegler von Branden burg war bekanntlich dieselbe, wie gegen den Geheimenrath Waldeck, endete aber mit Verurtheilung zu einer entehrenden Strafe!! Ohne Leidenschaft, Parteilichkeit, nur von authentischen Belegen erläutert, ist das ganze Getriebe der Preußischen Reaktion dargcstellt, welcher so manche Edle — unter ihnen auch Ziegler — als Opfer sielen. Die neulich im Börsenblatt« gegebene Notiz, daß in dem Neuen Testament von Alford zum ersten Male in der Englischen Literatur die neuere Deutsche Theologie verarbeitet worden sey, ist dahin zu berichtigen, daß dies Werk eins von den vielen der neuern Englischen Theologie ist, die sich ohne eigene Selbstständigkeit, gänzlich an die Deutschen Forschungen anschließen. Dies gilt z. B von den text- kritischen Vorworten so sehr, daß sie sich fast als ein fortlaufendes Plagiat, nur daß bisweilen die Quelle genannt ist, aus den Prole- gvmenen der neuesten Tischendorsschen Ausgabe, von der in den wenigen Monaten nach ihrer Vollendung an 400 Exempl. nach Lon don verkauft worden sind, bezeichnen lassen. Eine ganz andere „Ver arbeitung" der neuern Deutschen Theologie, die übrigens durch zahl reiche Uebecsetzungen in England anerkannt und verbreitet ist, findet
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder