Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1915
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- 1915-09-15
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- 15.09.1915
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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^ 214, 15. September 1915, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. iext und in deutscher Übersetzung wiedergegeben. Ein übersicht liches Inhaltsverzeichnis, das vorangestellt ist, gibt nicht nur die Seitenzahlen an, wo sich die einzelnen Aktenstücke befinden, sondern auch das Datum und kurze Inhaltsangaben — letzteres unseres Wissens eine von vielen Lesern sicherlich mit Freuden be grüßte Neuerung auf dem Gebiete deutscher Dokumenten-Samm- limgen. Am Schluß des Heftes findet nian 13 Seiten vorzüglich gelungener Faksimiles aus den Aktenstücken. Aus obigem ist er sichtlich, daß aus der Fülle dieses Materials die »Norddeutsche Allgenreine Zeitung« nur eine Übersicht mit Auszügen aus einer Reihe von Aktenstricken geben konnte. Da manchem der Zusammen hang bei der bruchstückweisen Veröffentlichung verlorengegangen sein wird, lohnt sich die Lektüre des Buches von Anfang bis Ende, Fast jedes Aktenstück birgt Interessantes, Mit steigender Span nung durchlebt der Leser nochmals die letzten 10 Jahre, Erst nach beendigter Lektüre wird die Mehrzahl von uns sich zu dem Bewußtsein durchgerungen haben, daß wir von alledem, was in der politischen Welt vor sich gegangen ist, gewissermaßen nur die Oberfläche gesehen haben, daß aber der Kern der Dinge nur den wenigen einigermaßen bekannt geworden ist, die sich um die Höfe der Großmächte geschart und Gelegenheit gehabt haben, die Leiter der auswärtigen Politik sozusagen im Hausrock zu sehen. Und zu diesen Bevorzugten haben auch die belgischen Gesandten in Berlin, London und Paris gehört. In dem Vorwort zur Broschüre wird der Wert ihrer Berichte dahin charakterisiert, »daß sie geschrieben sind von Vertretern eines Staates, der an der großen Weltpolitik nur mittelbar, sozusagen nur als Zuschauer be teiligt war. Die Berichte können daher den Anspruch erheben, als eine objektive diplomatische Darstellung der internationalen Politik vor dem Kriegsausbruch zu gelten«. Eine besondere Tragik liegt darin, daß die Vertreter eines Staates, dessen Be völkerung und vor allem dessen Presse ganz dem französischen Einfluß verfallen war, 10 volle Jahre lang ihre Leiter der aus wärtigen Politik vor den verhängnisvollen Folgen, die in der Einkreisungspolitik Deutschlands für die Neutralität des Landes lag, gewarnt haben, ohne daß ihre Stimmen gehört wurden, wie sie es verdient hätten. Schon zur Zeit der Marokkokrise schrieb Baron Greindl, der Berliner Gesandte Belgiens, an den da maligen Minister des Auswärtigen Baron de Faverau (Aktenst. Nr. 8 vom 23, Sept, 1905): »Der von Deutschland geleitete Drei bund hat uns 30 Friedensjahre in Europa beschert. Jetzt ist er durch den Zustand der Auflösung geschwächt, in dem sich Öster reich-Ungarn befindet. Die neue französisch-englisch-russische Triple-Entente würde kein Ersatz sein, sondern im Gegen teil eine Ursache dauernder Beunruhigung«. Immer wieder warnen die Vertreter Belgiens vor der gewissenlosen Heye englischer und französischer Blätter, vor der Zunahme des französischen Chauvinismus, besonders seitdem Delcasse Ein fluß auf die Politik seines Landes gewonnen hatte, vor Englands »Eifersucht angesichts der wirtschaftlichen und handelspolitischen Pläne« (wie es schon im 1. Aktenstück, am 7. Febr. 1905 heißt), vor seiner »Nebenbuhlerschaft auf dem Gebiete der Industrie und des Handels« (s. Aktenst. Nr. 92), vor Rußlands Haß gegen Deutschland, »weil Deutschland das Nachbarland ist, das zum Vergleich reizt und dessen überlegene Zivilisation seinen Bar barenstolz demütigt« (s. A. Nr. 8) — wie anders lauten die Ur teile über Rußland jetzt im Lager der Ententemächte! —, und vor andern Folge- und Begleiterscheinungen der Einkreisungs- Politik. überschlägt man «in paar Seiten, so liest man wieder Ähnliches; so äußert sich z. B. Ende Juli 1911 der Pariser Ge sandte Baron Guillaume: »im allgemeinen habe ich geringes Zutrauen zu den friedlichen Absichten Großbritanniens, das nicht ungern sieht, wenn die anderen sich gegenseitig verschlingen« <A. Nr. 79), und gegen Ende desselben Jahres berichtet Baron Greindl über eine Rede, die Sir Edward Grey als Antwort auf eine Reichstagsrede unseres Reichskanzlers in Plymouth gehalten hat, im Aktenstück Nr. 86: »Was aus der Red« Sir E. Greysam deutlichsten hervorgeht, ist, daß er die Politik der Triple-Entente in dem Geiste fortführen will, in dem er sie bisher geführt hat, d. h. in deutsch-feindlichem Sinne«. Und von Frank reich heißt es ähnlich wie am 24. Oktober 1905 <A. Nr. I l) »Del- cassos unbedachte Politik«, am 20. Februar 1914 »die kurzsichtige Diplomatie des Quai d'Orsay« und am 8. Mai desselben Jah res (A. Nr. 115): »Unstreitig ist die französische Nation in diesen Monaten chauvinistischer und selbstbewußter geworden«. — über Rußlands Politik waren sich die Diplomaten vielfach im un klaren. Wie sich Freiherr v. Richthofen nach Baron Greindls Bericht vom 23. September 1905 (A. Nr. 8) nicht ganz darüber im klaren gewesen zu sein scheint, ob dieses Land eine Annähe rung an England suchen werde, wenn er es auch befürchtete, so gibt Greindls Nachfolger Baron Beyens noch am 2. Juli 1914 angesichts der serbischen Krise die Ansicht Berliner Kreise über die Regierung des Zaren: »sie muß selbst den Abscheu und die Furcht teilen, die das Verbrechen der Königsmörder von Sara jewo hervorgerufen hat« ohne Kommentar wieder (stehe Aktenst. Nr. 119), ein Zeichen dafür, daß er selbst damit einigermaßen übereingestimmt zu haben scheint. — Und welchen Eindruck hatten die belgischen Gesandten von den Maßnahmen der deutschen Re gierung? Zu wiederholten Malen geben die Gesandten zu, daß die deutsche Regierung alles darangesetzt hat, um den Frieden möglichst lange aufrechtzuerhalten. Obwohl sie über die Machen schaften der fremden Regierungen und Presseorgane gut auf dem lausenden gehalten wurde, suchte sie doch immer wieder die Wege zur Verständigung zu ebnen, durch ruhiges Abwarten eine Klä rung der widerstreitenden Ansichten herbeizusühren und mit neuen Vorschlägen entgegenzukommen. Mitten in der Marokkokrise ur teilte Baron Greindl (31. Dez. 1905), »daß die Politik des Kai sers sich mit folgenden Worten charakterisieren lasse, der höchste Ehrgeiz Seiner Majestät sei die Aufrechterhaltung des Friedens während der Dauer seiner Regierung«. Und im April 1909, als ein Krieg wegen Serbiens drohte: »Deutschland allein hat den Frieden durchgesetzt« (A. Nr. 58). Noch am 12. Juni 1914 ur teilt Baron Greindl: »Deutschland braucht diesen Krieg nicht«. — Über Belgiens Stellung waren sich die Gesandten nicht im unklaren. Die deutlichste Sprache redet das Aktenstück Nr. 113: »Wir (die Belgier) hatten den Beweis dafür, daß die Mitwir kung der englischen Armee und die Entsendung eines Expedi tionskorps auf den Kontinent von den Militärbehörden beider Länder ins Auge gefaßt worden war. Würde es heute noch ebenso sein und müßten wir immer noch befürchten (I), daß eng lische Soldaten in Belgien einmarschieren, um uns in der Ver teidigung unserer Neutralität dadurch beizustehen, daß sie sie von vornherein kompromittieren?« — In einem Punkte teilten die belgischen Gesandten die irrtümlichen Ansichten ihrer Kol legen von der Entente. Wie schon aus unserem ersten Zitat er sichtlich ist, glaubten sie an eine allmähliche Auflösung der Doppel monarchie. Trotzdem zweifelten sie im Juli 1914 kaum daran, daß Österreich-Ungarn die verbrecherischen Umtriebe der Serben nicht weiterhin ungestraft dulden würde. Es ließe sich noch viel über den Inhalt des Buches berichten. So z. B. enthält es sehr interessante Hinweise auf das allmähliche Abrücken Italiens von den Zentralmächten, prophetische Urteile über die Entwicklung der Mächteverhältnisse in Oftasien u. a. m. Doch war der Hauptzweck dieser Zeilen nicht nur der, das Interesse für seinen reichen Inhalt zu Wecken, da diese Arbeit bereits von un serer Presse einigermaßen geleistet worden ist. Vor allem wollte in diesen Zeilen ein geschäftlich Uninteressierter auf die Bedeutung der »Belgischen Aktenstücke« als Propagandaschrift Hin weisen. Schon der obengenannte billige Preis zeigt uns die Eig nung des Buches für diesen Zweck. Auf dünnem, aber gutem Papier durchgängig in Antiqua gedruckt, können Exemplare bei einem Gewicht von kaum mehr als 400 Gramm leicht unter Kreuz band versandt werden. In Anbetracht des guten Zweckes dürften auch Geschäftshäuser, die viel mit dem Aus lande arbeiten, von ihren Sortimentern leicht bewogen werden, größere Partien zu beziehen und an ihre Kund schaft zu verschicken, denn es gibt wenige Schriften, die so überzeugend und schlagend beweisen, wie ehrlich und friedliebend die deutsche Politik im Gegensätze zu derjenigen un serer Gegner noch in dem letzten Jahrzehnt gehandelt hat. Auch unseren Feldgrauen dürfte das Buch in ruhigen Stunden eine willkommene Lektüre sein; die Beschäftigung mit einem so ge diegenen historischen Werke kann auch im Schützengraben für ernst hafte Leute nur von Nutzen sein. B. 1267
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