Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1841
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- 1841-10-22
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- 22.10.1841
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2299 93 2300 schranken, als das Wohl des Ganze» es nothwendig macht, weshalb Jeder, dem eine Verwaltung obliegt, immer und überall die beste und höchste Benutzung der zu verwaltenden Mittel als Ziel anerkennen muß. Hiernach wird Gestattung der Preßfreiheit, so weil das allgemeine Wohl sie verträgt, Pflicht, und höchste, nur durch Freiheit zu erlangende, Be lebung der geistigen Kräfte der Staatsbürger, als des köst lichsten Gutes eines Staates, Regel einer weisen Regie rung." Ein Blick auf den bisherigen Zustand Preußens sowohl, als des ganzen Deutschlands in Beziehung auf die betref fende Angelegenheit schien ihm aber nothwendig, damit das, was von der vorbereiteten neuen Gesetzgebung zu fürchten oder zu hoffen sei, desto richtiger erkannt werde. „Wir in unserem Lande," äußerte er, „haben bisher bei der allgemein geltenden Ecnsur eine Preßfreiheit genos sen, deren Grenzen kaum bemerkbar sind. Regierung und einzelne Personen haben von einheimischen Schriftstellern eine öffentliche Kritik erlitten, die, wie es scheint, nicht wei ter gehen kann. Man erinnere sich nur, um ein Beispiel aus jener Zeit anzuführen, an Schleiermachers Schriften über die Vorbereitungen einer neuen kirchlichen Gesetzgebung und über die Allerhöchst ungeordnete Liturgie für das Mi litär; an Reil's Charakteristik Langcrmanns und an die Fehde der Herren Horn und Kohlrausch. So im Innern des Landes! Außerhalb Preußen," bemerkte Nicolovius ferner, „sehen wir deutsche Länder, die entweder keine Ecn sur kennen, oder eine sehr nachsichtige, auch wohl eine uns feindselige ausübcn. Die öffentlichen bayerischen Blätter, die Schriften über die neue preußische Steucrvcrfassung be weisen dieß." Es würde also, wenn die neue deutsche Gesetzgebung über Preßfreiheit auch nach den liberalsten Ansichten be schlossen würde, die Lage Preußens in dieser Beziehung nicht merklich geändert werden. Der Zustand Deutschlands aber war bisher eben durch den Mangel einer allgemeinen Gesetzgebung in Beziehung auf die Presse sehr frei. Die große Zahl der Druckereien im Rayon von Leipzig, in den Ländchen kleiner Fürsten, denen der Gewinn einer lebhaften Betriebsamkeit vor allem am Herzen zu liegen schien, machte cs möglich, jedes Ma nuskript unter die Presse zu bringen. Und die gedruckte Schrifk kam leicht in alle deutsche Staaten, da der Ein gang gar nicht bewacht oder auf Schleichwegen nicht zu ver hüten war. Eine gleichförmige Gesetzgebung könne daher leicht, meinte Nicolovius, in den bisherigen Zustand statt größerer Freiheit größere Beschränkung bringen. Erwäge man ferner die große Verschiedenheit des kirch lichen und Eulturzustandes der deutschen Staaten, so werde man eine allgemeine Gesetzgebung auch in diesem Betrachte für sehr schwierig und mißlich halten müssen. Katholische Länder, wie Oesterreich z. B., würden schwerlich bei solcher Gesetzgebung sich unabhängig von kirchlicher Autorität füh len, und der Druck vieler Bücher werde wahrscheinlich da verboten bleiben müssen, wo noch jetzt deutsche Bibeln, selbst in Ucbcrsctzungen von Katholiken, an der Grenze zu- rückgcwiesen werden. Nicolovius war von der Unzugänglichkeit jeder Censur überzeugt. „Nicht, wie man angiebl, die Schriften, die mit dem Beginne und im Fortgange der französischen Re volution erschienen,"— sagte er, —„haben die Revolu tion veranlaßt; sondern Schriften, die früher und zu einer Zeit an das Licht kamen, als Staat und Kirche die Presse bewachten, Schriften, die das Fundament des alten religi ösen und politischen Glaubens und die daraus hervorgegan- gcne öffentliche Sitte und die Ordnung des häuslichen Le bens erschütterten (Voltaire, Rousseau, die Encyklopädi- sten). Kein Eensor," äußerte Nicolovius, „werde die Ent wickelung einer Zeit hindern, leicht aber sie durch Erregung von Bösartigkeit und Erbitterung gefährlicher machen. Auch seien die meisten Ccnsoren nicht minder als die meisten Schriftsteller vom Geiste, der die Zeit beherrscht, befangen, und die Schriftsteller, denen man am wenigsten das Wort gönne, seien wieder die zanksüchtigsten und streitlustigsten, die dem Eensor das Leben schwer zu machen und heimlich Nachsicht abzugewinnen verständen." Nach diesen einzelnen Bemerkungen ist als Nicolovius Ucberzeugung anzuführcn, daß, weit entfernt von einer all gemeinen Preßfreiheit sehr großes Heil zu erwarten, dieselbe ihm, in den Schranken, die das allgemeine Wohl bestimmt, eben so sehr Pflicht als Weisheit der Negierungen zu sein schien; daß sie auf Preußen keinen sehr merklichen, noch weniger einen sehr nachtheiligen Einfluß haben könne; daß eine allgemeine deutsche Gesetzgebung hierüber, wenn sie zu Stande kommen und bestehen soll, sich nur auf wenige all gemeine Punkte beschränken, das Uebrige aber den einzel nen Regierungen überlassen müsse; daß eine solche Gesetz gebung ganz zu widcrrathen, nachdem sie in der Bundcs- acte feierlich versprochen worden, da die öffentliche Stimme und der Fortgang der Zeit sic fordere, ihm durchaus un- thunlich und verderblich schien, und daß, falls ein solcher Vorschlag von Preußen ausginge, er die öffentliche Stimme gegen dasselbe wenden und einen Unwillen veranlassen möchte, der bald, auch selbst durch die Presse, sich gel tend machen und wesentlichen Schaden verursachen würde. Je mehr aber die Wünsche und Erwartungen auf die sen Gegenstand gerichtet seien, je mehr derselbe im Zu sammenhänge mit den vielfachen derzeitigen Bewegungen stehe, und je bedeutender sein Einfluß auf die begonnene und unaufhaltbare Entwickelung eines öffentlichen Lebens in Deutschland sei; desto größere Vorsicht wäre bei einer Ge setzgebung in dieser Angelegenheit erforderlich und desto grö ßer sei das Verdienst einer weisen Leitung derselben. Es sei nicht zu läugnen, daß die große Theilnahme an der Angelegenheit der Preßfreiheit ganz vorzüglich in Bezie hung auf periodische und Flugschriften stattsinde. „Der Mann," äußerte Nicolovius, „der für die Ewigkeit schreibt, und in wissenschaftlichen Untersuchungen oder Schöpfungen eines dichterischen Geistes lebt, kümmert sich wenig um die enge Pforte der Eensur. Wer aber in die Interessen seiner Zeit verwickelt ist, wer für diese thätig sein will, dem sei der freie Spielraum wichtig." Dieser Punkt wäre auch um so ernsthafter, da der deut sche Charakter in Beziehung auf öffentliches politisches Le ben noch unbekannt sei, die Richtungen, welche dasselbe im
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