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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1915
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- 1915-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1915
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Redaktioneller Teil. ,1/ 226, 29. September 1915. Wenn der Verlag fortfährt, an Leute zu liefern, die nur das von ihm beziehen, was ohne ihr Zutun bei ihnen verlangt wird, so unterbindet er dem Sortiment seine Absatzmöglichkeiten und schwächt somit die Kapitalkrast seiner ständigen Abnehmer durch Entziehung eines ziemlich sicheren Gewinns, schädigt sich also selbst. Meiner Ansicht nach müßte der Verlag unschwer zu der Überzeugung kommen, daß nur ein kapitalkräftiges Sorti ment in der Lage ist, den Büchervertrieb, so wie er heute ge- handhabt wird, weiter zu führen. Nimmt der Verlag dem Sortiment einen Teil des bitter notwendigen Gewinns an Schulbüchern, den es zumal bei der nach dem Kriege zu er wartenden schwierigen Geschäftslage unbedingt braucht, so treiben wir Zuständen entgegen, die sür das Sortiment und somit für einen großen Teil des Verlags verhängnisvoll werden können. Gehen aber Verlag und Sortiment Hand in Hand, so dürsen wir Hessen, über die schwere Zeit hinwegzukommen und später einer neuen Blüte des Buchhandels entgegenzugehen. In München und in ganz Württemberg ist die Schulbücherfrage in der Weise seit Jahren geregelt, daß der Verlag nur an die Sortimenter und die wenigen von den Ortsvereinen namhaft gemachten Auchbuchhändler liefert. Verlag wie Sortiment stehen sich gut dabei. Warum sollte das nicht auch anderwärts möglich sein, wo die Verhältnisse vielleicht nicht ganz so günstig liege» wie dort? Daß der «böse Verlag« nicht daran schuld ist, daß wir in der Schulbüchersrage nicht vorwärts kommen, ersieht man dar aus, daß sich dem Dresdner Vereinsvorstand gegenüber vier der bedeutendsten sür Dresden in Frage kommenden Verleger ohne jeden Vorbehalt bereit erklärt haben, das Sortiment in diesem Sinne tatkräftig zu unterstützen. Treten andere Ortsvereine gleich dem Dresdner an ihre Schulbuchverleger mit dieser Bitte heran, so werden wir sehr bald sehen, daß der größte Teil des Verlags unsere Bestrebungen unterstützen und der zur Zeit noch beiseite stehende Teil sich bald überzeugen lassen wird, daß es zu seinem eigenen Besten ist, sich diesem Vorgehen anzuschließen. Möge dieser Ruf nicht ungehört verhallen und in den Kreis- und Ortsvereinen einen volltönenden Widerhall finden zum Besten des Gesamtbuchhandels! Dresden. Max Leithold. Zur Hebung des Büchermarktes. XI. <I/X siehe Nr. 219—221.) Die dringendste Lehre dieses Krieges für unser gesamtes Geschäftsleben ist die, daß die Hauptsache der Konsum, nur um seinetwillen die Produktion von Wert ist. Das hatten wir im Wirtschaftsverkehr und in der Wirtschaftspolitik vergessen. Auch im deutschen Buchhandel. Die Herausgabe von Büchern ist zu einem rein privatwirtschastlichen Geschäft geworden, bei dem die Leser nur Mittel zum Zwecke der Verzinsung des im Verlage arbeitenden Kapitals sind. Das hat zu einer Überproduktion geführt, die in geistiger Beziehung noch viel größer ist als in wirt schaftlicher. Es wird nicht zu wenig gelesen und gelaust, son dern vor allem zu viel geschrieben und gedruckt und deswegen meist nicht das Richtige gelesen und gekauft. Ohne eine Ände rung dieses Mißverhältnisses scheint mir alles Streben nach einer Hebung des gegenwärtigen Zustandes nicht sehr erfolgver sprechend — wenigstens vom Kulturstandpunkte aus; und trotz dem ich selbst größtenteils von der Feder lebe, kann ich die Frage des Bücherabsatzes nur unter diesem Gesichtspunkte betrach, ten und nicht unter dem einer Erhöhung des Umsatzes von Produkten, an denen Geld verdient wird. Solange die gegenwärtige Überproduktion an Büchern (und anderem Lesestoff oder Ersatzstoff!) besteht, werden immer nur einzelne Bücher auf Kosten der anderen einen großen Leserkreis finden. Und solange der Verlag rein privatwirtschaftlich be trieben wird, ist es immer Zufall, ob gerade ein gutes Buch weite Verbreitung erhält, da es zum großen Teile von der Geschäfts tüchtigkeit, von der Skrupellosigkeit, von dem Betriebskapital 13IL und der Gewinnhofsnung des Verlegers abhängt. Für den Geschäftsmann ist das Buch »gut«, das großen Absatz und damit großen Gewinn verspricht. Die Blasse des Publikums steht aber ziemlich ratlos vor dem Haufen der Neuerscheinungen, der die älteren, oft besseren Bücher aus dem Gedächtnis und aus dem Laden verdrängt. Deswegen scheint mir das erste und wichtigste Erfordernis eine Beschränkung der Verleger zu sein. Wenn sie halb so viel Bücher auf den Marft brächten als jetzt, und zwar nur die bessere Hälfte des jetzigen Überflusses, so wäre es leichter, dieser Hälfte einen genügenden Absatz zu sichern. Selbstver ständlich steht jedem frei, zu behaupten — oder gar zu glauben, daß meine eigenen Schriftchen am wenigsten von allen die Ver öffentlichung verdient hätten. Dagegen wage ich das Urteil, daß mindestens zwei Drittel aller in Deutschland erscheinenden Bücher ohne Verlust für unsere Kultur, ja mit erheblichem Ge winn für sie ungedruckt bleiben könnten. Das gilt auch von der Kriegsliteratur, die alle Fehler unserer Friedensliteratur zeigt. Für das kommende Weihnachtsfest wäre vielleicht folgender Weg zu empfehlen: Eine große Zahl von Verlagsanstalten einigt sich dahin, nur für eine kleine Zahl von wirklich guten Büchern ihres Verlags zu werben. Eine Reihe von angesehenen Schrift stellern, Erziehern und anderen Fachleuten prüft diese Bücher. Aus ihnen wird ein geschmackvoller Weihnachtskatalog herge stellt und in großen Massen rechtzeitig verbreitet. Ähnliches ist ja schon vom Dürerbund und auch von anderen Seiten gemacht worden. Nur beschränkte sich die Wirkung bisher auf kleinere Kreise. Der Wert des hier angeregten Verzeichnisses läge in seiner Massenverbreitung durch alle Buchhandlungen, Zeitschrif ten, Schulen (?). Dadurch wäre wohl zu erzielen, daß die Einkäufe des Publikums sich auf gute Bücher richteten. Und bei einer Gewähr, daß die empfohlenen Bücher gut sind, würde auch Wohl der dafür ausgegebene Betrag sich erhöhen (denn es wird gegenwärtig in Deutschland mindestens so viel Geld um gefetzt wie in Friedenszeiten). Es hätte zur Voraussetzung, daß die deutschen Verleger darauf verzichteten, mit inhaltlich wertlosen Büchern Geschäfte zu machen, — und allerdings ferner, daß die Millionen der deutschen Leser Freude an dem finden, was ihnen die Sachverständigen als gut empfehlen. Aber wenn dieses letzte nicht als Voraussetzung zutrifft, so würde es die Folge des Vorgehens sein können — und das wäre noch erfreulicher als ein gutes Weihnachtsgeschäft der Verleger und Buchhändler. Düsseldorf. HeinzPotthoff. XII. Das We i h n a cht s b u ch. Die Frage nach einer zweckmäßigen Propagierung »guter Bücher« läßt die näherliegende von selbst aufleuchten: »Was ist ein gutes Buch?« — Selbst wenn wir da die Werke beleh renden und unterhaltenden Inhalts trennen, ist die Beantwor tung kaum leicht. Man könnte vielleicht besser sagen: das ist ein ernstes oder emst zu nehmendes Buch! Doch auch darüber dürften die An sichten geteilt sein. Nun habe ich aber die Bemerkung gemacht, daß weitaus die meisten unter unser» sich »gebildet« nennenden Mitbürgern gar- nicht wissen, was ein wirklich gutes Buch (im Sinne der Lite ratur!) ist. Namen wie Gottfried Keller, Conrad Ferd. Meyer, Dostojewski, Aage Madelung u. a. m. sind in der Tat nur einem recht geringen Leserkreise bekannt. Hier wäre vielleicht durch »Volkskunstleseabende« Wandel zu schaffen, die mit Tellersammlung einem guten Vorleser Wort und Honorar bieten, daß er nach Anweisung berufener Komitee- Mitglieder unser Volk in breiten Schichten mit dem Dasein und den Werken seiner Dichter und Denker bekannt macht. Es würde garnicht schaden, wenn diese m. E. sehr zugkräftige Reklame vom Deutschen Verlegerverein selbst in die Hand genom men würde. Diese Reklame ist vornehmsten Charakters, würde die Unterstützung der Presse finden und verhältnismäßig sehr billig sein. Die nötigen einfachen Drucksachen sorgten Wohl
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