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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1842
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1842-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1842
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- Deutsch
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931 35 932 Beaufsichtigung der Leihbibliotheken in Preußen. Der Minister des Innern und der Polizei hat unterm 19. März d. I. folgendes Circular an sämmtliche königl. Oberpräfekten des Prcuß. Staats erlassen: „Mit jedem Jahre steigert sich, in Folge der rasch fort schreitenden Gcsammtbildunq, das geistige Bedürfnis der Nation und der Einfluß der Leihbibliotheken, aus denen das selbe vorzugsweise seine Befriedigung sucht. Die Wichtig keit des Gegenstandes erheischt deshalb die ernsteste Beach tung und macht allgemein dem Zwecke entsprechendere Maß nahmen dringend nothwcndig. Ich glaube daher, diese An gelegenheit der Erwägung des königl. Ober-Präsidiums beson ders empfehlen zu müssen, indem ich dasselbe um gutacht liche Aeußccung darüber ergebenst ersuche: wie eine durchgrei fende Kontrolc des Leihbibliothckwcsens zu bewirken sein möchte. Schwerlich dürste die hier zur Erwägung gestellte Frage durch eine nur geschärfte Handhabung der bisherigen Verordnungen genügend zu erledigen sei». Polizeiliche Maß regeln scheinen zur Lösung derselben überhaupt nicht auszu reichen, und es wäre daher zu erwägen, ob cs nicht rathsam erscheine, den Gemeinsinn für diese Angelegenheit zu inter- essiren und die Bildung von Privatvcreinen zu begünstigen, welche cs sich zur Aufgabe stellten, die obrigkeitliche Controls der Leihbibliotheken zu unterstützen und durch Errichtung von Vereinsbibliothcken, wie schon an mehreren Orten ge schehen ist, einen durchgreifenden Erfolg zu sichern. Die Einwirkung der Polizei, welche ihrer Natur nach nur eine negative, den schädlichen Einfluß schlechter Lektüre durch Aus scheidung und Beschlagnahme verderblicher Bücher möglichst abwchrcnde sein kann, würde in solcher Unterstützung durch Privatvercine erst ihre positive Ergänzung finden. Soll nämlich die erwachte Neigung des Volks zu fortgesetzter gei stiger Entwickelung und das vorhandene Lesebedürfniß zu einem wahrhaften Hebel des Fortschritts der Sittlichkeit und Loyalität dienen, so darfauch die nützliche Seite des Leihbi- bliothekwcsens und einer zweckmäßig gesichteten, wohlfeil gebotenen Volkslektücc nicht verkannt, und cs muß neben dem Verbote der schlechten Bücher zugleich dahin gewirkt werden, die guten in Umlauf zu sehen und zur möglichst ausgebrciteten Geltung zu bringen. Leihbibliotheken, bei deren Anlage nicht sowohl die Zahl als vielmehr der Inhalt der Bücher, nach der umsichtigen Entscheidung eines von praktischem und patriotischem Sinne geleiteten Vcrcinsaus- schusscs, in Betracht gezogen und gute Lectürc in einer großen Zahl von Exemplaren gehalten würde, müßten vom entschei dendsten Einflüsse auf Sittlichkeit und Erhaltung eines ge sunden Volkssinnes sein. Bei der unverkennbaren Empfäng lichkeit der Gegenwart für die Förderung gemeinnütziger Zwecke auf dem Wege der Association bedürfte es vielleicht nur eines geringen Anstoßes, um derartige Vereine ins Leben zu rufen, und es ist kaum zu bezweifeln, daß cs denselben mit der Zeit gelingen würde, das größere Publikum für den Gebrauch der Vereinsbibliothcken zu interessiren- In Folge des Einflusses solcher Austalten und der von ihnen gebote nen besseren und gewählteren Gcistesnahrung würde der Geschmack des größeren Publikums mehr und mehr geläu tert, die Kataloge allmählig von schlechten Büchern gesäu bert, und namentlich die große Zahl seichter und gesinnungs loser Schriftsteller diskrcditirt und zum Schweigen genöthigt werden, welche aus der Vielschreiberei ein Gewerbe machen, und eine Fülle verderblicher, mindestens zeittödlendcrLektüre in die Welt senden, weil sic eines Honorars für ihre Mach werke, bei dem gegenwärtig durch die Leihbibliotheken gesicher ten Absätze derselben, gewiß sein können. Die vorstehenden Andeutungen sollen der rückhaltlosesten Erörterung der hier zur Erwägung gestellten Frage, welche aus verschiedenen Gesichtspunkten eine mehrseitige Auffassung zuläßt und bei ihrer Wichtigkeit die gründlichste Beleuchtung erfordert, kei neswegs als maßgebend in den Weg treten. Zugleich wünsche ich, daß dem Berichte des königl. Obcrpräsidiums eine sta tistische Ucbersicht der in dessen Bezirke befindlichen Leihbi bliotheken und ihres Verhältnisses zur Bevölkerungszahl bcigcfügt werde." Erfreulich ist in diesem Erlaß die Ansicht des Ministers wahrzunehmen, daß polizeiliche Maßregeln es nicht sind, von denen Heil erwartet wird. Es wird nun wohl zunächst an uns Buchhändlern liegen, die nicht genug anzuerkcnncnden Bestrebungen der Regierung kräftigst zu unterstützen, und ihr auch bei dieser Gelegenheit zu zeigen, daß wir es Werth sind, von der polizeilichen Aufsicht, unter welcher der ganze Buch handel, wir wollen hier nicht weiter untersuchen mit welchem Rechte, noch fortwährend schmachtet, für die Zukunft befreit zu werden. D. R. Zuv Beherzigung. Die Nummern 25 und 26 des Börsen-Bl. sind gewiß von dem größten Theil der Leser mit Interesse entgegen ge nommen , indem dieselben Gegenstände von Wichtigkeit aus meist richtigem Gesichtspunkt betrachten. Gewiß sind gleich mir Viele von dem Wunsche erfüllt, die dortigen Vorschläge bald ins Leben treten zu sehen, und ich versäume daher nicht, dem Nachfolgenden meine Anerkennung zu zollen: 1) Der „Aufhebung des Debits nichtpolitischer Zeitungen durch die Preuß. Post." — Diese Einrichtung würde uns mit jedem Jahre mehr Absatz rauben, namentlich den, wenn auch nur geringen Büchccbcdarf manches Journal-Abonnenten der Post. 2) Den „Gedanken über Disponenda." — Mögen alle Verleger ihre Geschäftsfreunde genau erkennen, die zinbcdingte Remissions-Ordre reiflich überlegen, und im eignen Interesse den Soliden, namentlich Entfern ten eben so großen Vorschub leisten, wie den Un soliden nehmen. Welchem Ehrenmann istsmöglich, einen im zweiten Jahr wieder gebotenen Wahlzettel zu unterschreiben, wenn er die im ersten Jahre unver- käuft gebliebenen Exemplare Ostern cemittiren mußte, ohne daß die Auflage zu Ende ging? oder sich nach Kräften für Verleger zu interessiren, die bei den Re- mittenden-Fakturen wie Stereotypen sich geberden? — Sehr umsichtig und anerkennungswerth habe ich da gegen das Benehmen vieler Einzelnen gefunden, und namentlich gehört C. Hoffmann hieher. 3) Dem Aufsatz „Neuigkeitsblättcr", mit R. M. unter zeichnet. Das Hinrichssche ist das Beste. Ich habe es nicht angeschafft, weil die wöchentliche Ausgabe auf
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