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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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239, 14. Oktober 1915. Redaktioneller Teil. Börsenblatt,. d. Dtschn. Buchhandel. Der Geschäftsmann, der wegen mangelnden Geschäftsum fanges oder wegen der Handwerksmäßigkeit seines Betriebes sich keine Firma im Handelsregister eintragen lassen kann <womit manche übrigens auch recht zufrieden sind, weil sie dadurch den Pflichten eines Vollkalifmanns nicht unterworfen sind), sei bei dem Gebrauche eines anderen Geschäftsnamens als seines per sönlichen Namens aus der Hut und überlege sich im Falle der Geschäftsveräußerung sehr die Gestattung der Weitersührung des Namens (sei es mit oder ohne Zusatz einer Nachfolgebe zeichnung). Auch achte er daraus, daß er unter seinem »Eta blissementsnamen« weder klagen noch verklagt werden kann, während bei dem Bollkaufmann unter dessen «Firma« beides möglich ist. Daß auch gegen hochtönende, irreführende Eta blissementsnamen gesetzlich vorgegangen werden kann, be darf nach Obigem kaum noch der Erwähnung. Die Erziehung zum Buch. Bon Fritz Worm-Düsseldors. Die Ausführungen von Sophie Hoechstetter in Nr. 224 des Börsenblattes berühren so sehr mein eigenes Arbeitsgebiet, daß ich bitte, mir ein paar Zeilen zu dem anfgerollten Problem zu gestatten. Ich habe bisher im Börsenblatt nie dazu Stellung genommen, wie wohl mir häufig ein Wort aus der Zunge brannte, weil ich immer den Vorwurf des Lio riomo-Redens befürchtete. Mit der in wenigen Wochen erscheinenden K. Nummer lasse ich aber nunmehr meine Zeitschrift »Die Bücherschau«, in der die von mir angedeutete Tätig keit ihren Ausdruck gesunden hat, eingehen, aus mancherlei Gründen, hauptsächlich aber deswegen, weil ich seit sieben Monaten als Land sturmmann am Niederrhein Posten stehe und weder Zeit noch Lust zu einer Arbeit aufbringen kann, die mit Liebe getan sein will. Den Borwurf, daß ich für mein Unternehmen sprechen will, wird man mir also nicht machen können. Als ich vor über füns Jahren zur Gründung meiner Zeitschrift schritt, waren es die folgenden Überlegungen, die mich dazu antrieben: Die Presse bespricht nur Bücher, die sie von den Verlegern zur Rezension zugesandt erhält; nun schicken aber bei weitem nicht alle Verleger ihre Bücher an die Presse. Ja es ist vielleicht nicht ganz un richtig, zu sagen, daß die Zusendung von Rezensionsexemplaren im umgekehrten Verhältnis zur Güte des Buches steht. Denn der Ver leger eines anerkannten Autors wird es nicht so nötig haben, für seine Berlagswcrke die Reklame der Presse in Anspruch zu nehmen, wie der Verleger eines bisher ungenannten Schriftstellers. Eine große Anzahl von neuen Büchern und nicht die schlechtesten bleiben also unbesprochen. Es kommt hinzu, daß hauptamtliche Bücher rezensenten kaum existieren. Während die Presse in jedes neue Theaterstück, zu jedem Rennen usw. einen Kritiker entsendet, Kritiker, die wenigstens bei großen Zeitungen nur für diese Abteilung zu ständig sind, werden eingegangene Bücher an Oberlehrer, Hilfs- redakteure u. a. gegeben, denen nebenbei die Besprechung der neuen Literatur zufällt. Daß hier ein ungeheuerlicher Mißstaud vorliegt, haben bedeutende Zeitungen, so die Kölnische, zugestanden. Aus dieser Misere folgen die von jedem wahrhaften Bücherfreund mit Schaudern beobachteten sonstigen Übelstände. »Es ist mir vor gekommen, daß ich, z. B. über Jakob Wassermann schreibend, im gleichen Blatt den wertlosesten Roman eines Schwächlings von einem andern Kritiker mit demselben Maß -von literarischer Hochachtung behandelt sah«, so schreibt Sophie Hoechstetter. Dieses Beispiel ist noch viel zu blaß. Was soll man erst dazu sagen, wenn neben Goethe, Dante, Shakespeare die dümmsten und wertlosesten Erzeugnisse mit demselben Ernst und derselben Hochachtung angezeigt werden wie dis ewigen Werke der Großen? Ich will nun nicht behaupten, daß die Presse die alleinige Schuld daran trägt, daß offensichtlich minderwertige Bücher in wenigen Wochen schwindelnd hohe Auflagezisfern erreichen, während daneben beispielsweise die Meister der neuen deutschen Erzählungskunst: Keller, Meyer, Storm, Fontane, Raabe ganz klein und bescheiden dastehen. Das große Publikum wird immer Belang loses dem Wertvollen vorziehen. Es betrachtet das Buch ja auch durchaus nicht als ein Kunstprodukt. Es fragt nicht wie bei dem Gemälde oder der Symphonie: Ist das Werk schön oder nicht?, sondern es wertet nach nationalen, religiösen und ähnlichen Ge sichtspunkten. Daß das große Publikum das Buch als Ware nicht werten kann, ist ebensalls eine betrübliche Tatsache. Die Dame, die ein Pfund Reis, ein seidenes Kleid, eine Orchidee ziemlich richtig einschätzen kann, versagt dem Buche gegenüber vollständig. Sie hat weder eine Vorstellung von dem Werte der verwendeten Materialien und der technischen Arbeit, noch gar von der Beziehung des geistigen Wertes zum Preise des Buches. Selbstverständlich ist hier immer nur von der großen Masse der Menschheit die Rede, eben von jenen, die zum Buch erzogen werden sollen. Für sie dürsten drei bis fünf Mark die Höchstgrenze des Buchpreises sein. Jeder Sortimenter wird be stätigen, daß teurere Bücher nur ganz ausnahmsweise gekauft werden, während doch in Geschäften anderer »Branchen«, z. B. im Juwelier laden, Verkäufe von SO und 100 Mark durchaus nicht so selten Vor kommen. Der letzte Grund dafür ist nun freilich der, daß das große Publikum es überhaupt für überflüssig hält, Bücher zu kaufen und zu besitzen. Bücher leiht »man«. Daß sich in diesem Punkte übrigens die Verhältnisse langsam bessern, soll nicht verschwiegen werden, bessern, weil die letzten Jahre eine Unmenge billiger Bücher gebracht haben. Das wertvolle Buch ungekürzt in billiger Ausgabe aus den Markt zu bringen, kann nur gutgeheitzen werden. Unbedingt ver derblich aber wirken die vielen, viel zu vielen Auswahlbände aus Dichtern und Denkern, in denen versucht wird, die Kunst und die Gedanken großer Männer zu popularisieren. Das Gegenteil wird erreicht. Halbbildung, die weit schlimmer ist als Unbildung, ist die Folge dieser,Rosinenernährung. Das Unerfreulichste Kapitel ist die Reklame im Buchhandel. Noch vor vielleicht dreißig Jahren war es unmöglich, einem belang losen oder schlechten Buch durch Reklame den Schein eines Wertes zu geben. Allmählich wagte sich die Reklame, die sich zuerst nur aus materielle und technische Erzeugnisse erstreckt hatte, auch an Geistes produkte. Einmal auf diesem Wege, ging sie rücksichtslos voran, und heute liegen die Verhältnisse so, daß ein Buch meist nicht wegen seiner Güte, sondern wegen seiner Reklame gekauft wird. Es liegt mir fern, der Reklame Wert und Bedeutung abzusprechen. Wenn sie sich dem wertvollen Buch zuwendet und Hilst, ihm die Wege zu bereiten, so soll sie hochwillkommen sein. Aber in den weitaus meisten Fällen kommt sie dem minderwertigen Erzeugnis zugute. Da es die Mission des Buches ist, nicht nur dem Verleger Gewinnobjekt zu sein, sondern auf den Einzelnen, die Nation, die Menschheit zu wirken, andererseits aber wohl die Reklame das einzige Mittel ist, die Verbreitung eines Buches ins Große zu sördern, so muß versucht werden, eine kapi talistisch uninteressierte Reklame für gute Bücher in die Wege zu leiten. Meine kleine Zeitschrift war ein Anfang hierzu. Ich glaubte, als ich sie gründete, und noch heute halte ich daran fest, daß niemand hierzu geeigneter ist, als der Sortimenter, der Sortimenter, der alle Anzeigen von Büchern liest, und dem eine große Anzahl der Neu erscheinungen vor die Augen kommt. Aber natürlich ist mancher Mann der Wissenschaft wieder besser gerüstet für diesen verantwortungs vollen Beruf. In der Tat ist das der Kern des Problems, aus den Sophie Hoechstetter in ihren temperamentvollen Ausführungen hin weist: eine unabhängige Zeitschrift, in der verständnisvolle Männer und Frauen unbeirrt um Rezensionsexemplare und Reklame des Verlegers dem guten Buche zum Siege vcrhelsen und das wertlose in Grund und Boden verdammen. Kleine Mitteilungen. Die Korporation der Berliner Buchhändler gibt das Programm der buchhänölerischen Vorlesungen an der Handelshochschule für das Winter semester 1915/16 bekannt. Die Vorlesungen behandeln diesmal d i e Organisation und die G e s ch ä f t s g e b r ä n ch e im deut- s ch cn Buchhandel, also ein Gebiet, ans dem jeder Buchhändler ge nau unterrichtet sein muß und das mit. allen Arbeiten der Praxis in engster Beriihrnng steht. Da die heutigen geschäftlichen Verhältnisse es oft dem Prinzipal und seinen Vertretern nicht ermöglichen, über den vielfach eng begrenzten eigenen Betrieb hinaus ihre Mitarbeiter und Hilfskräfte mit den Einrichtungen und Bestimmungen des Ge samtbuchhandels bekannt zu machen, so wird der Besuch der Vor lesungen vielen jüngeren Berufsgenossen eine willkommene Gelegen heit sein, ihr geschäftliches Wissen unter fachkundiger Führung zu ergänzen. Der Dozent — Herr Verlagsbuchhändler Max Paschke -- hat sein Thema wie folgt gegliedert: Das Buch als Handelsware und die Organisation des deutschen Buchhandels. — Der Verkehr über 1379
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