Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19151019
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191510190
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19151019
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-10
- Tag1915-10-19
- Monat1915-10
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. ^ 243, 19. Oktober 1915. regiment rastete in der Mitte. Die Soldaten kauften ein; Land leute tauschten Feldfrllchte gegen Waren; die Russenfrauen gin gen im bunten Staat. Ein Jude bot uns unerinüdlich »Aier, waichgekochte Aier«, das Stück 3 Pfennige, an; ein altes Weib lockte zu seinem Gurkenstande und machte uns vor, wie man die grüne Frucht am schnellsten verschlingt.... worauf wir dankten. Dann sahen wir ein junges Judenmädel über die Straße laufen, das trug zur schmiegsamen Eleganz von gestern ein keckes Spazier- stöckchen mit der deutschen Reichskokarde; aber niemand tuschelte, es war gewiß ein sehr braves Kind. Nur unfern schwarzen Chauffeur überkam die melodiöse Wehmut: »Es war in Schöne- berg — im Monat Mai. ..« Auf einer Schmalspurbahn fuhren singende Soldaten durch die Stadt; sie trugen noch deutsche Blumen an den Helmen. — Schließlich kletterten wir wieder auf und ratterten die nächste Endlosigkeit der Chaussee herunter. Es verrannen Stunden; schaukelnd, stoßend, erschütternd. Wenn wir sprechen wollten, bissen wir uns in die Zunge. So blieben wir stumm und lugten, nur wenn der Wind den Staub abtrieb, aus dem Spalt der Plane. Immer wieder kamen deutsche Truppen an uns vorüber. Und einmal Ulanen: junge, kräftige, blonde Burschen in neuem Feldgrau. Sie ritten stählern. Und dann war Deutschland. Wir wußten es nicht, aber wir erkannten es an einem kleinen saubergekleideten Mädchen mit der »Emden«-Matrosenmütze. Eine rote Winkerflagge befahl »Halt!« Bärtige Landsturm leute forderten den Beweis unserer Läusefreiheit. Wir zogen ihn alz »ärztliche Bescheinigung« aus der Tasche und konnten passieren. Und nun holte das Auto alle Pferdekräfte aus sich heraus, es glitt über die glatten deutschen Straßen. Drei Minuten vor Abgang des Berliner Nachtzuges standen wir auf dem Bahnhof von Tilsit. über uns kündete der wehende Reichsadler den Fall von Kowuo. Nachschrift. In neuer Richtung werbe ich nun die scidgraue Straße wciter- waudcrn. Sie wird mich durch Deutschland, durch die Garnison, wieder zur Front führen. Wenn cs mir in nieinen Auszeichnungen als Armicrungssoldat gelungen ist, ein Bild von dem Leben der »Schipper« zu geben, wie es wirklich ist, so will ich damit nichts als eine Pflicht der Kameradschaftlichkeit denen gegenüber getan haben, die in aufopsernder Selbstcntbehrung, oft verkannt und unter schätzt, den Schutzwall für dte kämpfenden Brüder bauen. Insbesondere gedenke ich der Berufskollegen, die selbst den Spaten als Schwert tragen. Es werden ihrer viele sein, die so auszogen. Das Bewußtsein, mitzuringen um die Herrlichkeit des Vaterlandes, die Notwendigkeit richte in ihnen den Stolz auf, wenn einmal Klein mut über die Eintönigkeit der Baugruben lastet und die Sehnsucht nach stillen Büchern lockend zur Heimat rust. Noch rührt der Tod die eiserne Trommel über Europa, noch — und gerade jetzt — brüllt der Horizont ans dem Wetterleuchten schwan gerer Jahrzehnte. Aber einmal, einmal wird cs sein, daß der Friede erwacht; jäh vielleicht, wie er ln den Dornen der britischen Lllgenhccke erstarb. In diesem großen Weltfrlihling werde» auch unsere Gräben und Schanz- wcrke wieder Blumen tragen, sie werden sich elnebnen und — wolle Gott! — der Kultur der Wahrheit, die wir alsbeutschc Buchhändler wesentlich vertreten, den Weg dahin weisen, wo cs gilt, Völkern des Irrwahns den Sinn von Menschsci» und Menschenwürde zu lehren! Spandau, am Tage von Belgrad. Otto Riebicke. Kleine Mitteilunzen. Errichtung eines Kriegspresseamtes. — Im »Armeeverordnungs blatt« wird bekanntgegeben: »In Verfolg des von Seiner Majestät dem Kaiser und König angeordneten Ausbaues der Obcrzensurstclle ist in Berlin unter der Bezeichnung »Kriegspresseamt« (K. Pr. A.) eine unmittelbar der Obersten Heeresleitung unterstehende Dienststelle errichtet worden. Sie ist dazu bestimmt: Verantwortlicher glcdoktcnr: (5 m i l T h o m a s. — Verlag: Dn^B ö r s^c n 14"4 1. das Zusammenarbeiten der Obersten Heeresleitung mit den Heimatsbehörden auf dem Gebiet des Pressewesens zu erleichtern, 2. den Behörden und der Presse Auskünfte zu geben und 3. für die gleichmäßige Handhabung der Presseaufsicht zu sorgen. Die von den Zentralbehörden ausgehenden Richtlinien für die Handhabung der Zensur werden vom Kriegsprcsseamt (Oberzensurstelle) den Zen- surstcllen übermittelt. — Das Kriegspresseamt verkehrt mit allen Behörden unmittelbar. Seine Diensträume befinden sich in Berlin 6, Luisenstraße 31a (Telephon Amt Norden 11834 bis 11839). Die für das Kriegspresseamt bestimmten Sendungen sind zu richten: a) bei Mitteilungen und Anfragen allgemeiner Art: an das Kriegspresseamt, Auskunftstelle, b) in Sachen der Presseaufsicht: an das Kriegspresseamt, Oberzensurstelle, e) in Angelegenheiten der ausländischen Presse: an das Kriegspresseamt, Auslandsstelle. Die Zulassung von Berichterstattern, Malern, Photographen zum Kriegsschauplatz wird nicht vom Kriegspresseamt, sondern nach wie vor vom stellvertretenden Generalstabe der Armee bearbeitet. Persoimlüllchrichteli. Gefallen: am 13. Juli beim Sturm auf Ostrolenka der Verlagsbuchhändler Herr Erich Baron, Inhaber der gleichnamigen Firma in Berlin. Er wurde am 3. August 1914, also am zweiten Mobil machungstage, eingezogen und mußte sein Geschäft schließen, weil es an einer geeigneten Persönlichkeit zur Leitung fehlte. Vor drei Monaten hat er seine Treue für das Vaterland mit dem Tode besiegelt. Theodor von Bovcri s. — Am 15. Oktober ist in Würzburg der ordentliche Professor der vergleichenden Anatomie und Direktor des Zoologischen Instituts an der Universität Or. Th. v. Boveri im Alter von 53 Jahren gestorben. Er hat die Lehre von dem Bau der tierischen Körperzelle grundlegend geklärt, indem er gleichzeitig mit v. Benecken im Kern der Zelle die sogenannten Chromosomen entdeckte. Von seinen Arbeiten histologischen, vergleichend-anatomischen und embryo- logischen Inhalts seien genannt: »Zellenstudicn I—VI«, »Das Problem der Befruchtung«, »Die Konstitution der chromatischen Sub stanz des Zellkerns«, »Die Niere des Amphioxus«. Emmy Giehrl -s-. — Die bekannte Jugendschriftstellerin Emmy Giehrl ist, 78 Jahre alt, nach einer Krankheit, die sie 52 Jahre lang an das Zimmer fesselte, gestorben. Die Verstorbene, die unter dem Namen »Tante Emmy« dichtete, war die Tochter des früheren Finanz ministers Or. v. Aschenbrenner und heiratete den Assessor Giehrl. Ihre beliebtesten Werte sind: »Wahrheit und Erfindung« (2. Ausl. 1898) und »Die Verlobten« (4. Ausl. 1912). Fritz Lißmann — In den Kämpfen im Westen ist im Sep tember, wie »Die Knnstchronik« berichtet, der Maler Fritz Lißmann gefallen. Er war erst 35 Jahre alt. Sein Sondergcbiet war die Tier welt, besonders die Vogelwelt der Arktis. Lißmanns Werke finden sich in verschiedenen staatlichen und privaten Sammlungen. CpreWal. Ist der Buchhändler von heute ein ehrlicher Mann? (Vgl. Nr. 232, 238 und 240.) Au den bisherigen Äußerungen über dieses Thema möchte ich noch ergänzend hinzufügen, daß eine ehrliche Empfehlung eines neuen Buches, von dem noch keine fremden Kritiken vorliegen, nur nach wirklicher Kenntnisnahme des Inhalts des Buches möglich ist. Die von den Herren B. G. und Arvid Johanscn vorgcschlagcnenJnhalts- angaben (Waschzettel), die, soweit sic sich auch auf den literarischen Wert erstrecken, stets subjektiv gefärbt und durch das Geschäftsinter esse des Verlegers beeinflußt sein werden, bilden immerhin für das, was der Leser in dem Buche zu erwarten hat, einen guten Kommentar für Buchhändler und Publikum, soweit nicht schon Inhalts verzeichnis und Vorwort des Buches diese Ansklä rung geben. Ich möchte daher diesem Vorschläge zustimmen und ihn dahin erweitern, daß bei broschierten Exemplaren gleich die zweite oder letzte Umschlagseite dazu benutzt wird. Ich werde dies für die Ver- lagswcrke meiner Firma jedenfalls einsühren. Im übrigen kann ich nur der Meinung beipslichten, daß bekannte Autoren und die Verlags- sirma dem Buchhändler schon als ein gewisser Wertmesser für ein Buch beim Verkauf gelten. Hannover. Gg. Sch inidt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder