IlL für den Deutschen Buchhandel nnd für die mit ihm verwandten Geschättszwerge. H e r a u S g e g e v e n von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zn Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvercins. Freitags, den 22. Juli 1842. Ueber einige Mißbräuche im französischen Buch handel und die Mittel zu ihrer Abstellung *). Es giebt besonders cinenZweigdes Buchhandels,in welchem die Mißbräuche mit jedem Tage sich mehren: das Fach des Romanenverlages. — Ljpr fünfzehn Jahren erschienen die Romane noch in dem bescheidenen Format in 12., das für Jedermann ansprechend und bequem war, und erfreuten sich zugleich einer gewissenhaften Ausstattung. —> Seil dieser Zeit hat sich das Format der Romane in das in 8. umge wandelt. — Anfänglich enthielten sie wenigstens noch fünf hundert Seiten mit fünfundzwanzig bis dreißig Zeilen von vierzig Buchstaben. — Diese Zahlen sind indeß allmälig im mer kleiner geworden und heutigen Tages hat der größere Theil der Romanbände kaum noch dreihundert Seiten mit fünf- bis achtzehn Zeilen von fünfundzwanzig Buchstaben; dabei kann man außerdem noch ziemlich mit Bestimmheit annehmen, daß von diesen dreihundert Seiten wenigstens der vierte Theil aus weißen Seiten besteht. Ein so dürftig ausgestakteler Band in 8. umfaßt jetzt kaum noch den Inhalt von 125 bis 130 Seiten eines Ban des in dem alten Format in 18. Ich würde hier meine Behauptung auf ziemlich bekannte Namen stützen können, allein um durchaus nicht persönlich zu werden, ziehe ich es vor, meine Leser selbst auf die ln neuerer Zeit erschienenen Romane hinzuweisen. — Wollen Sie sich von der Wahr heit meiner Worte überzeugen, werden Sie finden, daß ich nur das allgemeine Interesse im Auge habe und durch aus nicht übertreibe. Dieses Unwesen muß nolhwendig *) Uebersetzung einer im Novbr. v. I. zu Chalons erschie nenen Schrift: Oe quelques ^b»s en librairie et cles iuo)-ens äs les combattre. ?ar Victor bouque, lidrairs. Wir glau ben unfern Lesern durch Mittheilung derselben einen Dienst zu erweisen, da sic manche Blicke in das innere Getriebe des fran zösischen Buchhandels thun läßt, und nicht selten zu Verglei chungen mit unfern Zuständen veranlaßt. d. R. ^ 9r Jahrgang. den Untergang aller Lesecabinete herbciführen. Ein Band in 8. wird schon in wenigen Augenblicken von einem Leser durchflogen und obgleich täglich so viele neue Ro mane erscheinen, so ist ihre Zahl dennoch nicht groß genug, um die immer zunehmende Leselust des Publikums zu be friedigen. — Das Format in 8. wäre für die Lesccabinette sehr wünschenswerth und einträglich, wenn die Leser Band für Band bezahlten; dieß geschieht aber nicht, da von Hun dert in der Regel Neunzig auf das ganze Jahr oder monats weise abvnnirt sind. Wenn dieser neuen Ausstattung der Romanenliteratur nicht bald gesteuert wird, werden die Bücher an und für sich selbst nicht mehr zureichen und kein Buchhändler wird sein Lesecabinet in Zukunft vervollständigen können, ohne sich selbst dadurch zu Grunde zu richten. Ein Romanverleger, gegen den ich mich über d.en be- klagenswerthen Zustand dieses Zweiges des Buchhandels aussprach, entgegnete mir, daß die Verleger heut zu Tage sich leider in die Nothwendigkeit versetzt sähen, den Inhalt eines kleinen Bändchens in 18. in 8. erscheinen zu lassen, da die Schriftsteller ihre ohnedieß schon übermäßigen Forde rungen täglich immer noch höher steigerten. Es gäbe ein sehr leichtes Mittel, diesem Mißbrauche mit einem Male ein Ziel zu setzen, leider aber wird es nicht angewendet wer den. Die Besitzer aller Lesecabinete brauchten sich nur das Wort zu geben, keine Ausgaben in 8. zu kaufen, bis sie von den Verlegern wieder den Gesetzen der Billigkeit gemäß ausgestattet würden. — Wenn jene aus diese Weise handel ten, würden sich Schriftsteller und Verleger wohl dazu be quemen müssen, wieder Bücher zu liefern, wie sie vor fünf zehn Jahren in den Buchhandel kamen. Was den literari schen Werth anlangt, so ist dieser sich gleich geblieben, er ist mehr oder weniger gehaltreich, mehr oder weniger unbe deutend. Früher hatten wir für unser Geld wenigstens etwas, heute aber werden wir allzusehr beeinträchtigt. 125