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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1932
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- 1932-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1932
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X: IM, 18. Juni 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn Buchhandel. gefallenen engagieren und damit sicher die glänzendsten Erfah rungen machen. Doch ohne Scherz: Sollte wirklich einmal ein Lehrling durchfallen, so besagt das für sein späteres Verblei ben im Beruf nichts. Oft wird sein Lehrchef der Meinung sein, er sei ausgezeichnet ausgebildct, nur die Prüfungskommission habe versagt. Er wird also kaum Anstand nehmen, ihn bei sich zu behalten. Der Lehrling oder nunmehr junge Gehilfe kann also weiterhin Praktische und theoretische Ausbildung betreiben und die höchsten Leitersprossen des buchhändlerischen Berufes er klimmen. Die nicht bestandene Prüfung kann ihm sogar das besonders lebhafte Bestreben eingeben, nun gerade erst mal zu zeigen, was er leisten kann, was ich für den schönsten Erfolg 'des Prüfungsgedankens halten würde. Manchen Kollegen macht die Frage Sorge, ob man immer geeignete Prüfungsleiter finden werde. Dazu muß zuerst die Frage gestellt werden: »Was soll geprüft werden?« Man wird sich sehr bald darin einig sein, daß ein Lehrling nur in den Dingen geprüft werden darf, die er nach Lage seiner persön lichen Ausbildung erlernt haben könnte und müßte. Daraus ergibt sich von selbst, daß ein Fragengebäude schulprüfungs artigen Charakters die zweite Rolle spielen, das Schwergewicht aber auf Arbeiten rein Praktischer Art gelegt werden muß. Also auf Dinge, die jeder Chef, der Lehrlinge auszubilden sich unterfängt, beherrschen muß, und in denen er dann also auch müßte prüfen können. Selbstverständlich gehört für den Prü fenden auch ein gerütteltes Maß Vorbereitung und ein bestimm tes Quantum Pädagogischer Fähigkeit dazu. Aber es besteht in dieser Hinsicht ein weiter Spielraum. Wir konnten gerade in unserer Hannoveraner Prüfung feststellen, daß man auf den verschiedensten Wegen zu vernünftigen Resultaten kommen kann. Der eine unserer Prüfungsleiter ging mit allergrößter Ge wissenhaftigkeit zu Werke, setzte sich und seinen Prüflingen sozu sagen ein Mindestpensum, das verlangt werden mußte, der andere tastete seine einzelnen Prüflinge gewissermaßen ab und lies jedem in seine verschwiegensten Wissenskammern nach. Wo Ausbildungsmöglichkeit und Vorbildung nur bescheidene Anfor derungen gestatteten, begnügte er sich damit. Wo aber andere Möglichkeiten lagen, gab es «in Kreuzfeuer von immer mehr sich steigernden Fragen und Forderungen, zur hellsten Freude der Zuhörenden und — der Geprüften. Die erstere Methode wird sich als die geeignete Herausstellen, wenn sich einmal ein all- gemein-buchhändlerisches Pensum durchgesetzt haben sollte, die zweite wird vermutlich vorzuziehen sein, solange die außer ordentlich verschiedenartige Ausbildung unserer Lehrlinge an hält. Die beste Methode wird wahrscheinlich eine Mischung aus beiden sein. Beide Methoden entkräften übrigens die häufiger gehör ten Bedenken, daß die Prüfungen übersteigerte Anforderungen stellen würden, die einem Lehrling nicht zugemutet werden könnten. Im übrigen kann hierzu gesagt werden, daß ungefähr sämtliche Lehrlinge das rein Technische des Lehrlingsalltages beherrschen. Sie können alle ein Kreuzband links vom Knoten ausschneiden, so daß der Bindfaden erhalten bleibt, sie können alle einen Verlangzettel ausschreiben (falls ihr Chef es ihnen gezeigt hat) und alle einem Kunden ein Buch in vorher selbst glattgestrichene Makulatur eiuwickeln. Aber um das festzustellen, erübrigen sich Prüfungen wirklich. Es kommt immer wieder darauf hinaus, daß der Buchhandel, soweit er sich ernsthaft als Kulturträger betrachtet, auf die Dauer nicht damit auskommt, daß er seinen Lehrlingen nichts als jenes Maß von Alltags fertigkeiten vermittelt. Wenn er von seinen Gehilfen neben an ständigem Schulwissen ein gewisses Maß von Berufs-, Kultur-, Waren- und Berkausskunde verlangt, so muß er es seinen Lehr lingen mit auf den Weg geben und bereit sein, in der Lehrlings prüfung darüber den Nachweis zu führen. Der Sinn also ist: Vertiefung der Ausbildung. Daraus geht von selbst hervor, daß cs leinen Sinn hat, einen Prüsling in Pfiffig konstruierte Fallgruben purzeln zu lassen. Das mag manchmal Spaß machen, hat aber keine Beweiskraft. Hingegen scheint es mir sicher zu sein, daß eine vernünftige Prüfung dem Lehrling an sich schon wieder neue Anregung gibt, sein Erfahrungsgebiet zu erweitern und ihn ermuntert, mit Lehrkollegen aus anderen Betrieben zu wetteifern. In einem Börsenblattaufsatz wurde versucht, unsere hanno verschen »Prüfungsfragen« als übersteigert nachzuweisen. Das war ein Versuch am untauglichen Objekt. Es handelte sich dabei nicht um Prüfungsfragen, sondern um Themen für schriftliche Hausarbeiten, von denen sich jeder Prüsling die ihm am meisten liegende aussuchte. Daß sie als solche nicht übersteigert waren, beweist das sehr anständige Ergebnis. In der mündlichen Prüfung fragten wir jeden Prüfling eingehend nach allem Möglichen, nach Alltäglich-Technischem, nach Literaturkunde, Berusskunde, nach kaufmännischen Grundbegriffen, nach Ver laufspraxis, buchhändlerischer Organisation, gesetzlichen Bestim mungen usw. Wir stellten schriftliche Aufgaben aus der buch- händlerischen Praxis (katalogmäßigcs Titclnachschlagen, Bücher empfehlungen), ließen Ansichtssendungen, einfachere Rechnungs abschlüsse machen usw. usw., alles unter möglichster Berücksich tigung der im einzelnen Falle anzunehmenden Vorbildung. Aus allem Gesagten geht meines Erachtens hervor, daß solche Prüfungen mit sehr geringen Kosten zu bewerkstelligen sind. Die auf den Börsenverein entfallende Arbeit wird sich vorderhand noch leicht im Rahmen des bereits bestehenden Prü fungsausschusses vornehmen lassen, weite, häufige und teure Reisen von Prüsungskommissaren müssen, solange unsere Not zeit andauert, selbstverständlich vermieden werden. Im all gemeinen werden sich fast überall in Deutschland Börsenvereins beauftragte finden, die nicht allzuweit vom Prüsungsorte ent fernt wohnen. Herrn Herbert Hoffmanns Börsenblattaufsatz enthielt einige die Hannoversche Prüfung betreffende Sätze, die mißverständlich waren. Sie sind aufgeklärt, wenn ich mitteile, wie der Orts verein Hannover zu seiner Prüfung kam. Durch die äußerst lebhafte vorbereitende und treibende Arbeit eines Hannoverschen Gchilfenvertreters (D. H. V.) war der Gedanke einer Lehrlings prüfung in Hannover schon seit Herbst 1930 akut geworden. So lag es eigentlich nach Bckanntwerden der im Bildungsausschuß aufgenommenen vorbereitenden Arbeiten glatt in der Lust, daß man einen Versuch machte. Bon seinem Bevorstehen wußte der Bildungsausschuß dauernd, wie auch seine »Richtlinien« von Hannover vorher eingefordert und bereits bei unserer Prüfung benutzt wurden. Uns leitete der Gedanke, der auch von Herrn Hoffmann ausgesprochen worden ist, »daß nach der gründlichen Vorerwägung nun erst die Erfahrung praktischer Prüfungs arbeit entscheidend Neues bringen könne«. Wir hoffen, daß in diesem Sinne unsere Prüfung dem Bildungsausschuß einiges brauchbare Material geliefert hat. Ich bitte die Redaktion des Börsenblattes, mir an dieser Stelle zu gestatten, den Herren Georg Müller und Otto Dro- Ivatzky, Herrn Micrzinsky und den beiden Gehilfenvcrtretern Herrn Robert Hille und Herrn A. Schirmeisen für die viele Zeit und Arbeit, die sie an die Vorbereitung und Durchführung der Prüfung gewandt haben, herzlichst zu danken. Die »Richtlinien« des Bildungsausschusses sind nach dem augenblicklichen Stand der Ausbildung unserer Lehrlinge sehr weit gespannt, aber sie bilden eine vorzügliche Gedächtnishilfe für den Prüfenden. Von dem Gesichtspunkte aus, daß die Prü fungen den Sinn haben, die heute oftmals sehr mangelhafte Aus bildung unseres Nachwuchses zu vertiefen, geben die Richtlinien einen ganz ausgezeichneten Rahmen für das buchhändlerische »Pensum«, welches erstrebt werden sollte und sind außerdem praktisch sehr brauchbar. Die Ergebnisse unserer Hannoverschen Prüfung möchte ich in folgende Punkte zusammenfassen: 1. Die Lehrlinge und jungen Gehilfen waren außerordentlich stark daran interessiert. Zum großen Teil mochte das daran liegen, daß sie in unserer wirtschaftlichen Notzeit nach allem greifen, was ihren Bewerbungsschreiben eine besondere Note verleihen könnte. Zum größeren Teil aber brannten sie sichtlich darauf, zu zeigen, was sie ge lernt, sich selbst zu zeigen, ob sie etwas gelernt haben und zu erkennen, ob sie mit den Lehrlingen anderer Betriebe wetteifern konnten. 4SI
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