Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1932
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19320618
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193206185
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19320618
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
- Monat1932-06
- Tag1932-06-18
- Monat1932-06
- Jahr1932
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
14», 18. Juni 1832. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. 2. Die Prüfenden bekommen einen ausgezeichneten überblick über den Ausbildungs- und Bildungsstand der Lehrlinge ihres Bezirks, könnten also etwa auch neben den Lehrchess als Uuskunstsstelle dienen. Allerdings möchte ich eine mögliche Zweischneidigkeit dieses Nebenergebnisses dahin gestellt sein lassen. 3. Es wird sich immer empfehlen, dis Prüfungskommission — bei uns bestand sie jedesmal aus drei Herren — so zu sammenzusetzen, daß die zu erwartende verschiedene Aus bildung der Lehrlinge auch einigermaßen von den Prü fenden aufgefangen werden kann. Es kann sonst der Fall eintreten, daß der Prüsungsleiter gezwungen ist, eine «Mindestmaß---Prüfung vorzunehmen. 4. Die sichere Erwartung, auf der Prüfung nach allem Mög lichen gefragt zu werden, was auf buchhändlerischer Linie liegt, ohne gerade ständig im Alltag vorzukommen, regt dazu an, sich mit Literatur- und Berufskunde zu beschäf tigen. Sehr deutlich trat die Bereitwilligkeit der Lehrlinge zutage, Ausbildungshinweise der Prüfenden entgcgenzu- nehmen. 5. Die einfache Tatsache, daß die Prüfung gewissermaßen be rufsoffiziell eine Urkunde über die Aufnahme in den Kreis der Berufsgenossen hinzusügt, in Verbindung mit dem Bewußtsein »bestanden« zu haben, ist von großer psycholo gischer Bedeutung. 8. Das Lehrlingsmaterial — wenn man einmal diese edle Ware so materialistisch bezeichnen darf — ist im großen ganzen als recht brauchbar und anständig ausgebildet zu bezeichnen, soweit es sich um den täglichen Aufgabenkreis handelt. 7. Mit der Kenntnis der Literatur, insbesondere der klassi schen, die dem täglichen Aufgabenkreis ferner gerückt ist, sieht es im allgemeinen bedenklich dürftig aus. 8. Die Kenntnisse in Berusskunde, Gefetzeskunde, Buchher stellung usw., die in den »Richtlinien- einen berechtigt brei ten Raum einnehmen, sind nur in ganz unwesentlichem Maße vorhanden. Es soll noch erwähnt werden, daß Herr Reinhardt, Mün chen, sich im Kreisausschuß als entschiedenen Gegner jeden Ex amens bekannte, aber aus seiner Tätigkeit in Prüfungskommis sionen der Münchener Handelskammer zu berichten wußte, daß er mit ständig fortschreitendem Interesse feststellen konnte, wie günstig die Prüfungen auf das Ausbildungsniveau einwirken. Das ist also immer wieder der Kern der Geschichte: Unser buchhändlerischer Nachwuchs ist in unserer wirtschaftlichen Not zeit in allerühelster Lage. Da muß der Lehrches, der die Ver antwortung auf sich nimmt, einen Lehrling für diesen gequälten Beruf auszubilden, ihm das Höchstmaß von Kenntnissen mit geben, das er selbst aufbringen kann. Wie wirkt das, wenn einer unserer Prüflinge, der bei ganz gescheitem allgemeinen Eindruck den Prüfungsfragen gegenüber ziemlich völlig ver sagte, zu mir sprechen konnte: »Ich bin wirklich nur hergekom- men, um meine ohnehin bestehende Ausfassung bestätigt zu fin den, daß ich keine Ausbildung genossen habe!» Und eine Gehilfin, die sich ausgezeichnet hielt, aber doch sogleich nach beendigter Lehrzeit hoffnungslos aus der Stellung mußte, sagte mir weinend: »Wenn man doch nur diesen ver fluchten Beruf nicht so lieb hätte-. Das liegt zwar auf anderer Ebene, soll aber hier zur Bekräftigung dessen dienen, was im Verlauf dieses Aufsatzes mehrfach zum Ausdruck kam: Der Buchhandel hat die Pflicht, seinem Nachwuchs für den harten Lebenskampf mitzugeben, was nur irgend in seinen Kräften steht. Und wenn es mir gelungen sein sollte, die bildungs- und ausbildungsvertiesende Tendenz vernünftiger Lehrlingsprü fungen nachzuweisen, so fügen sie sich als ein Glied mehr ein in die Kette moderner Ausbildungsbestrebungen, die in Form von Freizeiten, Fernunterricht usw. ihren letzten und tiefsten Sinn erst dann erfüllen, wenn es ihnen gelingt, die endgültige Erkenntnis in den jungen Berufskollegen wachzurufen: »Über -allem steht die Notwendigkeit, sich selbst zu formen und zu Hilden-. 492 Salomon Hirzel als Sammler. Von vr. MaxHofma n n. Die Ausstellung der Goethesaminlung des Leipziger Verlagsbuch händlers Salomon Hirzel in der Leipziger Universitätsbibliothek dürfte auch im Buchhandel das Interesse für den ursprünglichen Besitzer dieser Schätze wiederbeleben, der zu den vorbildlichen Per sönlichkeiten des deutschen Geisteslebens gehört. Uber seine Sammler tätigkeit, die ihn veranlaßt hatte, den Beruf eines Buchhändlers zu ergreifen, und deren Ergebnisse er in jeder Richtung für seinen Verlag nutzbar zu macheu verstand, läßt sich sehr viel sagen. Zu nächst einige Daten über sein Leben: Salomon Hirzel wurde am 13. Februar 1804 in Zürich als Sohn eines Gymnasialprofcssors geboren. Nach sorgfältigster wissen schaftlicher und buchhändlerischer Vorbildung war er 1830—1852 Mit inhaber der Weidmannschcn Buchhandlung, damals in Leipzig, und vom 1. Januar 1853 an Besitzer des Verlages S. Hirzel, dessen Hauptautor Gustav Freytag war. Am 8. Februar 1877 starb Salomon Hirzel in Halle an den Folgen einer Augenopcration. Seine Gattin Anna Reimer, die Tochter seines früheren Lehrherrn und Schwester seines Teilhabers, die er am 24. Juli 1831 geheiratet hatte, schenkte ihm zwei Söhne, Heinrich, seinen späteren Nachfolger, und Rudolf, der llniversitätsprofessor wurde, sowie eine Tochter Ottilie, die den Berliner Romanisten Tobler heiratete. Schon das gelehrte Vaterhaus erweckte iu dem Schüler, der vom Vater bei Korrespondenzen und wissenschaftlichen Arbeiten zur Hilfe herangezogen wurde, eine unvertilgbare Liebe zu Büchern. Das Reformationsjubiläum 1817 regte den noch nicht Vierzehnjährigen zum Sammeln an. Anfang 1819 konnte sein Bruder Heinrich, Pastor der reformierten Gemeinde zu Leipzig, dankbar den Empfang eines ganzen Ballen Zwingli-Literatur bestätigen, den »Möni« ganz allein iu Zürich und Umgebung zusammengebracht hatte. Die zurückbehal tenen Dubletten benutzte dieser als Grundstock einer neuen, bis zu seinem Lebensende immer weiter ausgebauten Bücherei. Allmählich reihten sich die kostbarsten Drucke und die seltensten Ausgaben in seinen Regalen aneinander. Schweizerisches Geistesleben, Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts, deutsche Kultur aller Zeiten und Stämme hoben sich als Spezialgebiete hervor. Zuletzt wurde die Goethebibliothek als eigener Teil abgezweigt. Die wertvollen Bücherschätze machte Hirzel mit größter Weit herzigkeit der wissenschaftlichen Forschung zugänglich, ohne sich je mals mit eigener Person vorzudrängen. Wer ein ernsthaftes Inter esse glaubhaft machen konnte, durfte die Bücher ohne weiteres be nutzen, wer allerdings nur aus Neugier, oder gar, wie das in den fünfziger Jahren öfters vorkam, zur politischen Bespitzelung Ein blick zu erlangen suchte, wurde in höflichster Weise mit dem Hirzel eigenen feinen Humor hinauskomplimentiert. Auch der Ausbau des Weidmannschcn und des eigenen Verlags wurde durch die Bibliothek gefördert. Nicht nur, daß die Kenntnis des Inhalts dem Besitzer ermöglichte, seine Freunde zu neuen Werken anzuregen: auch bei der Arbeit stellte er sie allen Autoren bereitwilligst zur Verfügung. Seltene Werke schaffte er auch eigens für sie an. Ebensowenig ver sagte Hirzel seine Hilfe, wenn es galt, seine eigenen, durch Studium und Lektüre weit ausgebreiteten Kenntnisse nutzbar zu machen getreu seinem Grundsatz, daß er auf jedem »Fahrzeuge, welches seine Flagge führt«, nötigenfalls auch beim Steuern helfen müsse. Ohne diese stille Mitarbeit seiner Person und seiner Bibliothek hätten viele seiner Verlagswerke gar nicht entstehen können, und die Autoren erkannten das auch gern an. »Er liest jeden Bogen vor dem Abdrucke durch und seine Vertrautheit mit der Sprache und den Dichtern, zumal aber, wie man weiß, mit Goethe flößt ihm lauter feine Bemerkungen ein«, schrieb Jacob Grimm im Vorwort zu seinem »Deutschen Wörterbuch«, das Hirzel schon 1837 angeregt hatte, um dem durch brutale Gewalt um sein Lehramt gebrachten Forscher Gelegenheit zu- geben, seine Arbeitskraft auszunutzen, das aber erst seil 1852 erscheinen konnte. Noch deutlicher tritt die Hilfe durch die Bücherschätze in Freytags Widmung.der »Bilder aus der deutschen Vergangenheit« an Hirzel hervor: »Ihre schöne Bibliothek hat oft ausgeholfen, wo andere Quellen versiegten, als emsige Sammler haben wir manche Flugschrift einander freundnachbarlich zugereicht«. Ähnlich urteilten auch viele andere. Goethes Tod, der für seinen Nachlaß allgemeines Interesse erweckte, veranlasse Hirzels Vater zu der Anregung an den Sohn, irgendetwas aus dem Nachlaß zu veröffentlichen, und zu diesem Zweck übersandte er ihm ein starkes Konvolut von Briefen Goethes und seiner Angehörigen an Lavater und andere Freunde in der Schweiz. Zu der Veröffentlichung kam es erst später, wohl aber veranlaßte die Sendung Hirzel, aus sämtlichen auf Goethe bezüglichen Gegen-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder