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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1915
- Strukturtyp
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- 1915-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1915
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259, 6. November 1915. Redaktioneller Teil. Konzession dazu hätte. Der Krieg hat so viele Menschen auf die Beine gebracht, so viele aller möglichen Stände, Berufe und Al lersgattungen, daß derjenige, der die Versorgung dieser wackeren Krieger mit Büchern, sei es in Lazaretten während Krankheit oder Verwundung, oder in den Kasernen, übernimmt, eine wirklich gute Tat vollbrächte. Ein in dem Lazarett oder der Kaserne aufgestellter Reclam-Automat würde sich bezahlt machen und wäre des deutschen Volkes, des Volkes der Denker und Dichter, würdig. Curt Mell, Sanitäts-Unteroffizier. XI. Labry, den 11. Oktober 1915. Ich war gerade im Begriff, einen Artikel über das Buch im Felde abzusenden als mir die Post die Zuschrift des Herrn Suiter (vgl. Bbl. Nr. 235) zustellte. Wiewohl ich in einigen Punkten ihm zusiimme, kann ich in anderen leider seine Ansichten nicht teilen. Daß die Leselust der Heeresangehörigen groß ist, gebe ich zu, nicht jedoch, daß ein großes Bedürfnis nach Büchern besteht. 'Was den Feldgrauen interessiert, sind die Nachrichten vom Kriegs schauplätze und aus der Heimat, und diese findet er in der Zei tung, die ihm ebenso schnell zugestellt wird wie den Angehörigen daheim. Daß der Soldat jeden Fetzen Papier durchmustert und liest, gebe ich auch zu, denn er sucht augenblickliche Unterhaltung, vielleicht auch einen kleinen Bericht, der ihn interessiert, aber ich glaube nicht, daß es viele Soldaten gibt, die einen Roman bis zum Ende durchlesen. Wenn zwei oder mehrere Soldaten zusammenstehen, dann denkt niemand mehr ans Lesen. Kriegs erlebnisse, Zukunftsträume, Witze und Ähnliches sind Lieblings themen der Feldgrauen. Etwas mehr Bedürfnis nach Büchern besteht in den Lazaretten, aber auch dort gibt man Karlen- und linterhaltungsspielen den Vorzug. Daß dem Lesebedllrfnis da, wo es wirklich vorhanden ist, nicht genug Rechnung getragen worden ist, glaube ich mit gutem Gewissen behaupten zu können. Ich habe verschiedene Bibliotheken durchstöbert und fand darin nur alte Schmöker von unbedeuten den Autoren, die aus größeren Bibliotheken als wertlos aus rangiert waren, Zeitschriften aus der Ahnen Zeiten, die von der feldgrauen Uniform nur noch mäßig abstachen, und manches andere, dem der Moder der Zeit seine Merkmale aufgedrückt hatte. Wer sollte auch gute Bücher schenken! Viele Menschen haben ihr Bestes hergegeben, aber gute Bücher zu stiften, fällt ihnen nicht ein. Und daß wirklich das Verlangen nach Lesestoff jeder Art größer ist als das nach Eßwaren, habe ich leider während meines langen Aufenthalts in Frankreich noch nicht feststellen können. Der Geschmack der Feldgrauen ist heute noch ebenso ver schieden wie früher, doch glaube ich, daß nur kurze und lustige Merkchen, ev. sogar Detektivromane und ähnliche Bücher in Frage kommen. Eine Begründung hierfür halte ich fast für überflüssig. Wer bereits ein volles Jahr mit Spannung den Ereignissen ent gegensah, wer heute sich ausruht, um morgen wieder mit frischer Kraft dem Feinde entgegenzutreten, dem tut nichts not als gute Speise, Ruhe und aufheiternde Lektüre. Diese zu beschaffen wäre unbedingt vonnöten. Die vierte Frage scheint mir die interessanteste zu sein. Daß die Feldgrauen trotz der im Kriege gewöhnten Sparsamkeit Bücher als Weihnachtsgeschenke vorziehen, halte ich für sehr wahrscheinlich. Welcher Art die Bücher sein mühten, läßt sich indes schwer sagen. Neben guten Romanen wird man unbe dingt solche Literatur wählen, die sich in irgendeiner Weise auf den Krieg bezieht. Wie ich bis jetzt beobachten konnte, wäre ein illustriertes Werk, das bei kurzem Text die berühmtesten Heer führer, Städte oder Kriegsschauplätze enthielte, das begehrteste Geschenk. Ich glaube sogar, daß bei gleicher Reklame der Kunst handel den Buchhandel an Erfolg überträfe. Ich habe mit Er staunen gesehen, wie die Methode immer mehr Platz greift, schöne Bilder von Staatsmännern und Heerführern der kriegführenden Mächte, Karikaturen und Aufnahmen von Plätzen und Begeben heiten, die mit dem Kriege in Verbindung stehen, aus illustrierten Werken herauszuschneiden und als Kriegsandenken in Mappen einzuklcben. Aus der Wahrnehmung, daß solche Mappen überaus hoch gewertet und allgemein geschätzt werden, leite ich die An sicht her, daß ein illustriertes Werk ein vielbegehrtes Weihnachts geschenk sein müsse. Schwierig wäre es allerdings, die Werke an den Mann heranzubringen. Als die einfachste Methode er scheint mir die Versendung von Prospekten an die Offizier kasinos und Kantinen der einzelnen Truppenteile, die dort ver teilt werden müßten. Die letzte Frage kann ich leider nicht beantworten, da mir keine Feldbuchhandlung bekannt ist. Ob eine solche im Etappen- bzw. Operationsgebiet geduldet wird, weiß ich nicht, doch halte ich es für unwahrscheinlich. Sollte eine solche wirklich die Un kosten einbringen, so müßte sie meines Erachtens mehr Papier- und Zeitschriften- als Buchhandlung sein. Es gereicht mir zur Freude, daß einmal obige Fragen, über die schon mancher hier draußen nachgegrübelt hat, angeschnitten wurden, und noch mehr würde es mich freuen, wenn ich dazu beitragen könnte, die geplante Aufgabe zur Durchführung zu bringen. FranzJacobs,z. Z. Feldlaz.-Jnspektor. XII. Im Felde, 23. Oktober 1915. Ein Bedürfnis nach Büchern im Felde besteht überall, aber wie ist es in der Front? Da folgen nach schweren Kämpfen ein paar Ruhetage, und gern nimmt man ein Buch in die Hand, das die Gedanken von dem blutigen Alltag ablenkt. Eine Zei tung oder eine illustrierte Zeitschrift ist fast überall vorhanden. Aber gerade ein Roman oder eine Novelle ist es, die am liebsten gelesen wird. Alle Literatur in der Front kommt von den Angehörigen, denen es sehr Wohl bekannt ist, was der Sohn oder der Gatte gern liest. Schon im Dezember des vorigen Jahres kam von einem Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Truppen mit guten Büchern zu versorgen, ein Schreiben mit Wunschzettel; in zwischen ist es Oktober geworden, aber die Bücher sind noch nicht da. So ist schon sehr oft ein Wunschzettel ausgefüllt worden. Ich kann mich nicht entsinnen, daß jemals von einer Gesellschaft etwas geliefert wurde, so sehr es am Platze wäre. Im Etappengebiet befinden sich zahlreiche Feldbuchhandlun gen, die aber für die Front keinen Nutzen haben. Die wenigen Kantinen können sich neben Lebensmitteln nicht mit Literatur befassen. So können die Bedürfnisse nur dadurch befriedigt wer den, daß in der Heimat eine große wirksame Reklame für Ro mane und Erzählungen heiterer und ernster Art gemacht wird. Ich mutz offen gestehn, daß ich als Buchhändler schon oft daran dachte, eine Leihbibliothek zu gründen und somit meinen Kameraden ein gutes Buch in die Hand zu geben, aber man denke sich in die Verhältnisse im Schützengraben, die es unmöglich machen, auch nur 10 Pfund mehr im Tornister zu tragen, als notwendig ist. Vielleicht ist eine Weihnachtsgabe ins Feld nicht mehr nötig, und wir Buchhändler kommen gerade recht zum Weihnachts geschäft? Hoffen wir es! Jos. Wächter. XIII. Westfront, 22. Oktober 1915. Das Verlangen nach Lektüre ist im Felde sehr groß. Zum Teil wird das Bedürfnis durch Zeitungen befriedigt, da bei uns durchschnittlich jeder dritte Mann eine solche durch die Feldpost erhält. Die Zeitungen werden gegenseitig ausgetauscht; meist ist es dem Lesenden gleich, ob er eine große Tageszeitung oder ein kleines Provinzblatt liest. Romane werden von Fortsetzung zu Fortsetzung eifrig gelesen. Zur Zeit hatten wir genug durch die französische Offensive zu tun. Aber womit soll man sonst die freie Zeit im Schützengraben verbringen, wenn nicht mit Lesen? So wird auch immer sehr bedauert, wenn die Post mal einige Tage nicht herankommen kann und der Lesestoff ausbleibt. Soviel uns bekannt, bekamen wir im Frühjahr 1915 einmal eine kleine Sendung Zeitschriften, Kürschners Bllcherschatz, Re- 1467
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