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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.11.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-11-06
- Erscheinungsdatum
- 06.11.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 259, 6. November ISIS. wird es gut sein, wenn darauf hingewiesen wird, daß das Buch von Hand zu Hand geht und neben der Freude des Beschenkten auch bei der Allgemeinheit Segen hervorruft. Meiner Meinung nach müßten die Truppenteile auf die Ein richtung von Büchereien hingewiesen werden. Wenn allerwärts Kantinen, Offizierkasinos, Exerzierhallen gebaut werden, dann wird es sich Wohl auch lohnen, geistige Erfrischungsräume zu er richten, um so mehr, als wir doch von aller Welt abgeschnitten sind. Wir sehen seit Monaten nichts anderes als die Landschaft um uns und Feldgraue, ein Zustand, der noch Monate dauern kann. Würde mein Plan in allen Truppenteilen, die in unserer Lage sind und in denen sich Buchhändler befinden, nachgeahmt, so würden schon allerhand Bücher umgesetzt werden. Besser würde es Wohl noch sein, die Gründung von Truppenbüchereien bei den Truppenteilen anzuregen. Es käme schließlich auf einen Versuch an, der ja bei meinem Regiment gemacht werden könnte. 5. Feldbuchhandlungen sind mir nicht bekannt. Ich wunderte mich schon, daß in Gent noch keine deutsche Buchhandlung ist. Ich sah dort Wohl die »Woche«, die »Jugend» usw. ausgelegt, aber keine deutschen Bücher. In Ostend? fand ich ein Zeitungsgeschäft, das ganz billige Sammlungen mit führt; in Ghislelles ist eben falls ein solches Geschäft, das die Berliner Illustrierte Zeitung, die Woche, die Jugend, die Lustigen Blätter und die Humorbiblio thek der letztgenannten Zeitschrift führt. Solche Läden müßten eigentlich auch in den kleinen Städtchen knapp hinter der Front bestehen können; vielleicht ließen sie sich im Anschluß an die zu gründenden Büchereien einrichlen. Wenn hier schon die einzelnen Kompagnien neben den Bataillons-Kantinen eigene Büchereien einrichten, so wird das Regiment auch einen Laden für geistige Nahrung bewilligen können. Nun noch eins. Ich bin mit Leib und Seele Buchhändler; als ich aber während meines Urlaubs die vielen Kriegsbücher sah, da war ich doch eigentlich froh, daß ich wieder ins Feld kam. Den Verlag möchte ich nochmals darauf Hinweisen, daß jetzt und sicher auch die erste Zeit nach dem Kriege wenig Ver langen nach Kriegsliteratur bestehen wird. Vielleicht tragen diese Zeilen dazu bei, vor übergroßen Erwartungen zu warnen. Ed. Lanzenberger, Unteroff. i. e. Jnfant.-Regt. IX. In der Champagne, den 22. Oktober 1915. Ihre freundliche Zuschrift trifft mich bei der Lektüre von Ganghoferz »Reise zur deutschen Front«, in der recht treffend und anschaulich unser Leben geschildert ist. Das vor mir liegende Exemplar ist so zerlesen und beschmutzt, daß damit die Frage nach dem Lesebedürfnis schlagend beantwortet werden kann. Inwieweit dem Lesebedürfnis nach Büchern im allgemeinen Rechnung getragen worden ist, weiß ich nicht, da ich naturgemäß nur die Verhältnisse unserer Kompagnie näher kenne. Und die sind glänzend; dank der Güte meiner Firma konnte ich zu Weihnachten mit einer schönen Sendung Meyers Volksbücher den Grundstock zu einer Kompagnie-Bibliothek legen, die sich durch die Gebefreudigkeit verschiedener unserer Offiziere und Kameraden in ungeahnter Weise entwickelt hat und unserm Feldwebel nach gerade über den Kops wächst. Ihre dritte Frage ist nicht so einfach zu beantworten, da man ja die früh e ren Lebensanschauungen der Kameraden nicht kennen kann. Daß Kriegsschilderungen, abgesehen von einigen Ausnahmen, wie z. B. dem obengenannten Werke oder den Be richten Sven Hedins, nicht willkommen sind, habe ich oft hören und beobachten können. Das ist auch erklärlich; denn wenn man selbst mitten in diesem furchtbaren Kriege steht, wenn alle Nerven vom schrecklichen Trommeln der schweren feindlichen Ar tillerie erschüttert sind, wenn man Nächte lang gräßlich zerrissene Leichen begraben und zwischen stöhnenden und wimmernden Ver wundeten gelegen hat, so schwindet das Interesse an solchen »Ge schichten und Erzählungen«. Da braucht man zunächst leichte Sa chen, am liebsten mit einem Einschlag ins Humoristische, oder Bilder. Wenn sich eine Nummer der »Jugend« oder des »Sim- plizissimus«, oder gar der »Leipziger Jllustrirten« zu uns ver- 1486 irrt, so drängt sich alles heran, sie zu verschlingen. Liegen wir in ruhigerer Stellung — seit vier Wochen war ja bei uns fast jede Lesegelegenheit ausgeschlossen —, so tritt meist ernstere Lek türe in den Vordergrund. Oft habe ich den wachsenden Bildungs drang unserer Landwchrleule beobachten können, und manchmal haben sich gewinnbringende Aussprachen in das Studium der mir u. a. gesandten populärwissenschaftlichen Merkchen des Bibliographischen Instituts eingeflochten. Die Antwort auf Ihre vierte Frage dürfte am schwersten sein. Die Mannschaften, die alle ihre wenigen entbehrlichen Löhnungsgroschen nach Hause schicken zur Linderung der Not ihrer Lieben, sind schwer zum Ankauf von Büchern zu bewegen. Das habe ich selbst schon erfahren müssen. Vielleicht könnten an die Truppenteile Prospekte mit Bestellungs-Sammellisten zur Vertei lung an die Kompagnien usw. gesandt werden. Ob freilich das Material immer weitergegeben wird, und ob sich immer jemand findet, der Zeit und Lust hat, von Unterstand zu Unterstand Geld und Unterschriften zu sammeln, dürfte zu bezweifeln sein. Immer hin erscheint mir die Überschüttung der Truppen mit allem mög lichen Werbematerial als einzige Möglichkeit, Erfolg zu er zielen. Denn — und damit komme ich zu Ihrer letzten Frage — an die in einigen Etappenorten bestehenden »Feldbuchhandlun- gen« können die »Frontsoldaten« ja gar nicht herankommen. In Rethel und Jsles befinden sich Feldbuchhandlungen, über deren Betrieb ich mich jedoch bisher noch nicht unterrichten konnte. Wir leben ja hier draußen überhaupt so abgeschlossen von aller Welt, daß wir, wenn uns die Feldpost nicht ab und zu einige Anregung brächte, einfach versauern müßten. Ich kann also nur von Herzen wünschen, daß unserm lieben Buchhandel von den hinter der Front und in der Heimat tätigen Feldgrauen mehr Hilfe werden kann, als wir Wald- und Höhlenmenschen trotz allen guten Willens leisten können. Otto Schindler, z. Z. Unteroffizier e. Landwehr-Regiments. X. Leipzig-Möckern, 26. Oktober 1915. Als »Nur-Garnisondienstfähiger« bin ich seit l. Oktober 1914 dem Reserve-Lazarett II Leipzig-Möckern zugeteilt. Da die ganze Sache damals erst im Werden war, wurde mir als Buchhändler das Ordnen und Registrieren verschiedener »gefaßter« Bücher übertragen, zu denen im Verlaufe mehrerer Wochen immer mehr Stoff: Lieferungswerke und ältere Zeitschriften in ganzen Jahr gängen kam. Daraufhin stellte ich ein richtiggehendes Verzeichnis mit allen möglichen Unterabteilungen, sogar »Anti-Alkoholika« her und legte dadurch den Grundstock zur Lazarett-Bibliothek. Ob unsere Soldaten im Lazarett gern lesen? Aber ja! Was sollen sie auch sonst, namentlich bei ungünstiger Jahreszeit, wenn nicht der unvermeidliche Schafkopf gedroschen wird, treiben? Man liest so ziemlich alles Erreichbare, namentlich Tageszeitungen jeder Richtung, die reichlich eingehen. Bücher möchte man schon gern lesen, aber man erhält sie nicht allzuoft aus der Bibliothek, und zwar aus folgenden Gründen: Im Verlauf meiner ferneren Tätigkeit im Lazarett wurde ich »Stations-Aufseher«, eine sehr wichtige Persönlichkeit, die für die Bedürfnisse von etwa 200 Kranken zu sorgen hat und bei jeder Gelegenheit als verantwort lich reklamiert wird. In dieser Eigenschaft gedachte ich auch für die literarischen Bedürfnisse meiner Pfleglinge zu sorgen, indem ich etwa 100 Bände stubenweise verteilte. So etwas macht man nur einmal, weil man die Bände schon nach vierzehn Tagen nicht mehr zusammenbekommt. Der Stations-Aufseher ist nun aber in seiner amtlichen Eigenschaft dem die Bücher ausgebenden Lazarett-Inspektor für Bibliotheks-Entnahmen (laut Ausgabe- buch) haftbar, und nun naht stets das Verhängnis des Fehlens von einigen Büchern bei Auswechslung der Bände. Jetzt habe ich mit derartigen Dingen nichts mehr zu tun. — Ich bin über zeugt, daß man billige Serien, Rcclam-Bände usw. tagtäglich ab setzen könnte, wenn sie ohne Zwang irgendwo im Lazarett ausliegen würden. Die Kranken würden natürlich die »Lazarett- buchhandlung« in der Nähe der Kantine suchen. — Ich getraute mir hier selbst teure Literatur abzusetzen, wenn ich Zeit und die
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