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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 3, 5. Januar 1915. leicht mit Recht, in überwiegender Weise vertreten, wie sich das auch in ausgeschnittenen Einzelblättern wiedergab, die in stattlicher Zahl die Wände schmückten. Erst dadurch, daß es ganz auf mechanischem Wege hergestellt wurde, hat das gedruckte Buch die nötige Einheitlichkeit im äußeren An sehen erhallen. Eine elsässische Gelehrtenstube, ein Humanistenheim, führte in das 16. Jahrhundert, und daran anschließend wurde diese Blütezeit in der Herstellung und Ausschmückung von Büchern durch reiche Auslagen geschildert. An den Wänden waren wiederum köstliche Holzschnitte aufgehängt, die zum größeren Teil, ebenso wie die vorhergehenden, einer Wiener Sammlung (I. Wünsch) angehörten. Nach Ländern waren sie geordnet; die herrlichen Leistungen unserer ein heimischen Künstler aber, wir nennen nur Holbcin, Dürer, Cranach, machten den Anfang. In den Schaukästen lagen schöne und seltene, illustrierte und nicht illustrierte Bücher. Der deutschen Volksliteratur war breiter Raum gewährt; man sah den »Ritter vom Turn« (1519), »Hugschapler« (1537), »Der alten Weisen Exempelsprüche« (1539), den »Barbarossa« von Adelphus (1535), »Floris und Biancefsora« (1530) re., Werke von Geiler, Brant, Wtckram, Frey, Pauli, Fischart u. a. In diesem Raum war auch der erste »Theuer- dank« (1517), ein Exemplar aus Pergament, zu finden. In ähn licher Weise war das schöne, namentlich das holzschnittgeschmückle Buch des Auslands berücksichtigt; Italien und Frankreich gaben Zeugnis von der hohen Stufe, die sie in dieser Ent wicklung einnahmen. Dazwischen standen Schränke mit her vorragenden Erzeugnissen der Buchbinderkunst dieser Zeit: lederbezogene Einbände italienischen, französischen, deutschen, englischen Ursprungs mit Blind- und Goldpressung, mit far bigem Rankenwerk; Groliereinbände u. dgl. — Den Abschluß der Abteilung bildete die Resormationsliteratur. Hier ragte ein auf Pergament gedrucktes Exemplar der Bibelübersetzung in der Ausgabe des Jahres 1541 hervor, und neben den Autotypen Luthers boten die Flugschriften seiner Gegner und seiner Freunde, Hans Sachs sei aus ihrer Zahl einzeln ge nannt, das mannigfachste Interesse dar, nicht zuletzt auch in künstlerischer Hinsicht durch die unvergleichlich schön und zu meist mit so glücklichem Humor gezeichneten und geschnittenen Titelrahmen. Der eine Flügel des Obergeschosses, der das Bedeutendste enthielt, was aus der so frisch und fröhlich einsetzenden Ent wicklung des ganzen Buchgewerbes gezeigt werden konnte, war durchwandert. Als ein Anhängsel dazu mochte man den Raum betrachten, der, die Fortschritte der Technik wieder gebend, in der Peripherie des Kuppelbaus lag. Hier waren die wenn auch in der ersten Zeit nicht gerade bedeutenden Verbesserungen an den Buchdruckerpressen zu verfolgen und an den maschinellen Einrichtungen der Hilfsgewerbe; hier lag auch die technische Fachliteratur aus: Buchdruckerordnungen aus Nürnberg (1673), aus Frankfurt (I69V), das alte Buch druckerlehrbuch von Hornschuh, das von Geßner u. a. m. Nun ging es im Halbkreis durch eine Reihe von Räumen, die sich der großen Kuppel der Halle anschmiegten, die den neueren Zeiten des 17. und 18. Jahrhunderts gewidmet waren. Das Zeitungswesen entsteht und fängt an, sich zu regen. Geschriebene Zeitungen, gedruckte »Newe Zeitungen«, Flugblätter lagen und hingen aus, daneben auch Spielkarten und Exlibris. Der Druck wird schmuckloser, um nicht ge schmacklos zu sagen; die Unlerhaltungsliteratur des 17. und des anfangenden 18. Jahrhunderts beweist es, der Simpli- cissimus (1669), die Werke von Gryphius, von Joh. Ehr. Günther u. a.; auch kostspieligere Werke, wie die Waltonsche Polyglottenbibel (1657), sind auf diesem abwärts gerichteten Wege begriffen. Der Wert, den sie trotzdem haben, und die hohen Preise, die dafür gezahlt werden, sind auf andere Ur sachen zurückzuführen; die Schönheit gibt den Grund dafür ^etzt nicht ab. In der Illustration der Bücher ist der Holz schnitt dem Kupferstich gewichen, der aber zunächst nur pompös, nicht in zierlicher, feiner Form auftritt. Bodo Ebhardt hatte eine Anzahl von Architekturwerken, von Auszügen, von sonstigen 10 illustrierten Werken hergeliehen, die das augenfällig machten. — Dann folgte wieder eine Abteilung von Bucheinbänden des 17. Jahrhunderts in Maroquin, Metall, in Seide und Sammet; die Ledereinbände durch Handstempel in zierlichen Mustern reich vergoldet, französischen Ursprungs oder unter französischem Einfluß stehend; die Silbereinbände in getriebener Arbeit; die aus Seide und Sammet buntfarbig mit der Hand bestickt; fast alle geschmackvoll, zum Teil sehr schön dekoriert. — Das mit der Hand geschriebene und gemalte Buch ist auch unter dem Einfluß der Erfindung des Drucks nie ganz verschwunden. Aus Nürnberg waren u. a. zwei Schönbartbllcher ausgestellt, ebenso mit der Hand bunt illustrierte Stammbücher. Die Entwicklung der Schönfchreibekunst ließ sich an den Vorlagen verfolgen, die, ins 16. Jahrhundert bis zu Neudörffer (>538) zurückgehend und bis zu Bauernfeind (1725) vorwärts- schreitend, in ziemlicher Anzahl vorgeführt wurden, während in prächtigen Wappenbriefen und Diplomen die Anwendung der darin niedergelegten Schriftformen und Verzierungen ge zeigt wurde. Ein großer Raum, der in diesem Rund dem Treppenhaus gegenüber lag, war mit graphischen Blättern der hervor ragendsten Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts angefüllt, mit deutschen Kupferstichen und Radierungen, mit italienischen, holländischen (Rembrandtl); mit englischen Schabkunstblättern, mit französischen Radierungen und Farbstichen nach Nanteuil, Boucher, Fragonard, Watteau u. a., die, soweit sie im Original Vorlagen, Stück für Stück immer ein kleines Ver mögen darstellten. Wer die Versteigerungen solcher Blätter in London und Paris, in München und Leipzig auch nur einigermaßen verfolgt hat, der kennt die oft staunenerregenden Preise, die sie erzielen. Es folgte ein Zimmer, in dem die schon in den unteren Räumen im Zusammenhang vorgeführte »Graphik im Dienste der Wissenschaft« in zeitlicher Begrenzung auf das 16. bis >8. Jahrhundert eine erweiterte Darstellung aus dem Gebiete der Erdkunde fand. Die Reform der Kartographie entfaltete sich hier in einer glänzenden Reihe von Beispielen: Gerhard Merkators Karte von Europa (Luropao äoseriptio. 1554), seine Weltkarte (dlova et aueta ordis terrae ckeseriptio. 1569), des Abraham Ortelius »Ibeatrum vrbis terrarum« (1570), Waghenaers »Lpeeulum nautieum« (1586), die Atlanten von Willem Janszoon Blaeu und ein großer französischer See atlas, der um 1700 erschienen ist, sind daraus Wohl besonders zu nennen. Musikalien des 16. bis 18. Jahrhunderts, alte gestochene Noten, Partituren, alte Textbücher, die sich hier anschlossen, brachten den Spezialisten dieses Gebietes manches seltene und sehenswerte Stück vor Augen. Dann aber öffnete sich dem Beschauer wiederum ein kleines Goldland. Die französische Buchkunst des 18. Jahrhunderts entrollte sich in den großen und kleinen Büchern der Zeit mit ihren so unendlich graziösen, wenn auch oft etwas freien Kupferstichen, mit denen die Picart, Gravelot, Boucher, Eisen, Marillier, Fragonard usw. sie geschmückt haben. In dieser Art illustrierte Werke von Ovid, Boccaccio, Tasso, Corneille, Boileau, von Dorat u. a. waren ausgestellt und boten ein ungemein anziehendes Bild dieser künstlerisch so hochstehenden Epoche dar. Natürlich wurden hier auch die kostbaren Maroquineinbände gezeigt, in die man diese Luxus ausgaben ersten Ranges mit Vorliebe kleidete. Über der schönen Literatur war jedoch der Ernst der Wissenschaft nicht vergessen: Werke der Architektur, der Medizin und Natur wissenschaften lieferten mit ihren zum Teil farbigen Ab bildungen den Beweis, daß die hochentwickelte Kunst des Kupferstichs auch ihrer Illustration zugute kam. Gelegenheitsdrucke folgten, ebenso allerhand Kleinkram, der seiner Vergänglichkeit halber so selten ist und dabet doch für die Geschichte der Kultur so hohen Wert besitzt: Asfichen und Spottbilder, Neujahrswünsche und Gratulationen zu Geburts tagen, Hochzeiten und Jubiläen, Valediktionsarbeiten mit den anziehenden Buntpapierumschlägen, Kalender, Theater-, Ge bets- und Wallfahrtszettel.
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