Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1915
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19150105
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191501055
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19150105
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1915
- Monat1915-01
- Tag1915-01-05
- Monat1915-01
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 3, s. Januar 1915. Redaktioneller Teil. Hatte man dann noch einen Blick in das Diorama von Hohmanns Hof geworfen, wo Buch- und Kupserstichhändler ehemals ihr Heim gern aufschlugen, dann trat man aus dem erledigten Halbrund der Kuppel in den rechten Flügel über, in dem Literatur und Kunst durch unser klassisches Zeitalter hindurch bis aus die neueste Zeit dargestellt waren. Den Austakt gab hier die Markt- und Straßenliteratur, das Zeitungswefen bis zum Jahre 1890 und die Kriegs literatur des friderizianischen Zeitalters. In buntem Wechsel sah man Kalender, populäre Medizin- und Kochbücher, Volks bücher, Mordtaten mit schrecklichen Bildern, Leichenreden, Flugblätter, Bilderbogen, Erlasse, Maueranschläge, Mllnz- verordnungen, politische Broschüren, «Gespräche im Reiche der Tobten«, Zeitungen, Extrablätter, Wochenschriften, Modezeit schriften, Kriegslieder von Gleim und anderen, Dokumente des Siebenjährigen Krieges, selbst Vivaibänder, also Kurio sitäten über Kuriositäten, Seltenheiten über Seltenheiten. Nichts aber war mehr geeignet, in den Geist und die Tätigkeit des 18. Jahrhunderts einzuführen, als die Aus stellung des »Breitkopf-Raumes«, die ein geschlossenes Bild von der Entwicklung einer unserer altberühmten Verlags buchhandlungen und Druckereien gerade in dieser Zeit bot und darum um so wertvoller war, weil dieses Haus auf allen Gebieten der Literatur, Kunst, Musik und der Technik damals unbedingt an der Spitze stand. Zunächst war da Persönliches und Biographisches in solcher Fülle, daß kaum einer geglaubt haben wird, jemals so viel davon zusammen sehen zu können: an den Wänden Porträts in Gemälden, Silhouetten und Kupfern, in Vitrinen und Schaurahmen allerhand Lehr- und Meisterbriefe, Gratulations- und sonstige Gelegenheitsschriften, Leichenreden und dergl., die eigenen Schriften Johann Gott lob Immanuel Breitkopss: die »Nachricht von der Stempel schneiderei und Schriftgießerei» (1777); »über den Druck der geographischen Charten« (1777) und andere Schriften über den Satz von Karten; »über die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst» (i779); »Versuch, den Ursprung der Spiel karten ... zu erforschen« (1784—l801); »Lxempium t^po- Arapiüae Linieae« (1789); »Über Bibliographie und Biblio philie« (1793) u. dergl. mehr. Hierin spiegelte sich schon die weitausgreifende Tätigkeit des genialen Mannes Wider. Man muß, um ein abgerundetes Bild davon zu gewinnen, aber noch an die Erfindung beweglichen Notensatzes denken, an die grundlegenden Verbesserungen und Umgestaltungen, die er der deutschen Fraktur zuteil werden ließ, und den umfang reichen Musik- und Buchverlag betrachten, wie er ihn Pflegte und wie er sich in Hunderten von ausgelegten Büchern und Notenheften hier dokumentierte. Der nächste Raum hatte die Bezeichnung »Klassiker raum« erhalten. Goethe, Schiller, Byron gaben ihm die Signatur. Die Schriften unserer beiden Geistesheroen lagen zum Teil in Handschriften und Korrekturexemplaren, zumeist aber in den Erstausgaben aus, unter denen die des Cottaschen Verlags bevorzugt waren. — Die großartige Folge von Werken Byrons, die sich noch durch elegante Einbände aus- zeichnete, war von John Murray, dem Enkel seines Verlegers, geliehen worden. — Die deutsche Bllcherillustration der Schmidt, Weil, Oeser und Chodowiecki wurde in ihrer Abhängigkeit von französischen Meistern vorgeführt; Taschenbücher und Musenalmanache, Kinderbücher und Jugendschriften rundeten das Bild einigermaßen ab, und damit nichts Charakteristisches der Zeit fehlte, waren auch einige Raubausgaben der berüch tigten süddeutschen Nachdrucker hier zu sehen. Das »Empirezimmer« enthielt Beispiele der großen und schönen Drucke von Bodoni in Parma, Didot in Paris, Jbarra in Madrid und Degen in Wien, als den tonangeben den Meistern der Zeit, gepaart mit den Erzeugnissen der ihnen nacheifernden Drucker. Das Modell einer Königschen Schnellpresse aus dem Jahre 1814 markierte den seit der Erfindung der Druckerkunst wich tigsten Abschnitt in der Geschichte des Buchgewerbes, den Übergang vom Handwerk zur Arbeit der Maschine, und der Senefelderraum führte die letzte der großen Erfindungen auf dem Gebiete des mechanischen Drucks, den Steindruck, vor Augen, zusammen mit den Lehrbüchern, die darüber erschienen, und mit einer Anzahl von Inkunabeln der Lithographie. Doch das war alles an anderer Stelle viel ausführlicher und gründ licher zur Schau gestellt. Die Entwicklung näherte sich der Gegenwart und wurde nun rasch und in buntem Gemisch bis zum heutigen Tage fortgeführt. Man sah Flugblätter und Karikaturen des Napoleonischen Zeitalters, an anderer Stelle des Jahres 1848, an dritter des Jahres 1870/7 l, Silhouetten usw.; man konnte das Wiederaufleben des Holzschnittes von Bewick an über Menzel und Richter an typischen Beispielen vorwärts ver folgen, und die kurze Epoche der Herrschaft des Stahlstichs in der Bücherillustration wurde berührt. In verhältnismäßig größerem Umfang wurde die Entstehung und fortschreitende Vervollkommnung des Reisehandbuchs, des Kursbuchs, des Konversationslexikons gezeigt. Vom 15. Jahrhundert an gefangen, lagen die hierher gehörigen Erzeugnisse der Verlags tätigkeit aus; in der neueren Zeit spielen die Namen Murray, Joanne, Baedeker, Bradshaw, Brockhaus, Meyer eine aus schlaggebende Rolle. Für den Antiquar bedeuten freilich nur die älteren Bücher und Karten dieses Literaturgebietes etwas; soweit sie nur veraltet sind, werden fle ihm noch lange Zeit Futter für den Papierkorb abgeben. Die Absicht, diesen Erfolg vor Augen zu führen, lag der Ausstellung, die historisch sehr interessant war, natürlich nicht zugrunde. Es folgte eine an Zahl der Blätter und an Bedeutung mäßige Abteilung »Freie Graphik des 19. Jahrhunderts«, dann kamen wieder Karikaturen seit der Reformation; »Schundliteratur«, das billige und das Jugendbuch, das «schöne Buch« der Gegenwart. Das letztere war für den echten Antiquar, der vorausschauend in die Zukunft blickt, natürlich interessant, aber er hatte auch noch andere Gründe, sich damit zu befassen. Es ist geschossen worden, das LuxuSbedürsnis reichwerdender Leute zu be friedigen, und hat dabei auch das Zwitterwesen des spekulativen Sortimenter-Antiquars hervorgebracht, der das wertbildende und werterhöhende Moment für ein Buch säst nur darin sieht, daß es vergriffen ist, ein Zweck, den die Individuen dieser weitverzweigten Spezies dadurch herbeizuführen Pflegen, daß sie dem Verleger die Auflage für ihr eigenes Lager schleunigst abnehmen, um dann mit dem Preise in die Höhe gehen zu können: künstliche Züchtung von Seltenheiten. Das wird sich geben und sich regeln. Hoffentlich wirkt das Gewitter des Kriegs, das jetzt um uns tobt, auch in dieser Hinsicht reinigend und klärend. Es hat ja manch krankhafte Äußerungen einer beginnenden Überkultur schon gründlich fortgefegt. Schließlich wurde die Aufmerksamkeit noch auf die Aus stellung moderner Gebrauchsgraphik gelenkt. Bilden doch Diplome, Glückwunsch- und Besuchskarten, Plakate, Exlibris und Signete, wie sie in künstlerisch hochstehender Form hier versammelt worden waren, auch für die Antiquare ein Nebenzweiglein ihres Handels. Durch den »Kullurverlagsraum» — es war das ein recht einseitig gewählter Name für eine ebenso einseitig aus gestaltete Vorführung — hatte man das Treppenhaus wieder erreicht. Es ist Zeit, eine Pause zu machen und das Geschaute im Geiste noch einmal vorüberztehen zu lassen. Die Geschichte der Schrift, der Zeichnung, des Buchs, des geschriebenen und des gedruckten, der Buchmalerei, der Buchbtnderkunst, der freien und der angewandten Graphik hat sich vor uns in ihren Denkmälern entwickelt, nicht immer lückenlos, nicht immer gleichmäßig, aber doch in einer zunächst kaum geahnten und erwarteten Fülle. Das Abc in den Kenntnissen des Antiquars, die Grundlage, die sie alle, auch die Spezialisten unter ihnen, brauchen, hier war sie gegeben. Manches war so ausgebaut, daß es selbst eingehenderem Studium genügen konnte, anderes bedurfte der Ergänzung und fand sie in weiteren Hallen. Aber noch war sie nicht ganz erledigt, die »Halle der Kultur«; ein Anbau des linken Flügels beherbergte in wett Herumgreisenden Räumen von erstaunlichen Ausmaßen die 11
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder