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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1842
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1842-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1842
- Sprache
- Deutsch
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292Z 104 2924 dm Mann zum Kaufen animirt, während du doch seine Neigung zum Kaufen und sein Unvermögen, viel zu bezahlen kanntest"?!! — Ich reiste im vorigen Jahre durch eine Universitätsstadt, und ein achtbarer Prediger daselbst ver sicherte mir, daß er von einer Handlung so mit Neuigkeiten überschüttet werde, daß sein Dienstmädchen fast wöchentlich einen großen Tragkorb voll zurückzuschleppcn hätte; heißt das nicht sich und die Waare entehren? Dieser Mann hat gro ßen Hang zum Bücherkaufen, ist er nun schwach genug, sich durch diese Anlockungen verleiten zu lassen, so muß er Schul den machen, indem sein sonst gutes Einkommen so weit nicht reicht. Und wie viele von denen, welchen die Waare so in's Haus geschleppt wird, sind in gleichen Verhältnissen! Denn wer kauft viel Bücher außer stritten Beamten, Geistlichen und Schullehrern. In meiner in Nr. 92 abgedruckten Ent gegnung sprach ich es aus, daß das Ansichtsversenden wenig Nutzen schaffe, und bezog mich auf einen früheren Aufsatz von mir, wovon ich die Nummer nicht anzugcbcn vermag, weil ich damals das Börsenblatt nicht las; er hakte die Ueber- schrift: „Auch Etwas über die jetzigen Verhält-j nisse des Sortiments Handels." Vielleicht wird es der pp. Ncdaction nicht schwer, die Nummer in einer Note anzuhängen, damit Herr O. W- sieht, daß ich immer so ge dacht habe, wie ich heute schreibe. Wer den Plack beim jetzigen Sortimentshandel kennt, der wird mir einräumen, daß er auf die Ansichtsverscndun- gen, sollen sie mit Ordnung betrieben werden, noch einen Arbeiter halten muß, und, angenommen, er gewönne jährlich 200 Thaler mehr durch diese Zusendungen, hat er sodann wirklichen Gewinn, wenn er dagegen Beköstigung und Sa- > lair des Arbeiters in die Waage legt? Mir haben, ehrlich e gestanden, die Ansichtsversendnngen nicht das Salz zum Brodc eingetragen; die Empfänger lesen die Sachen, schnei den sie wol gar auf, oder besudeln sie, und schicken sie als dann zurück; soll ich nun wegen eines oder einiger Thaler klagen?! Mehrfach ist mir schon der Antrag geschehen, selbst von Hochgestellten gemacht worden: ihnen alle neue Erschei nungen zum Durchlcsen zu schicken, wie sie cs da und dort,— nicht etwa in großen Städten, wo Lesekabinette befindlich und rentiren, — gehabt hätten; ich habe solche Zumuthungen aber als mich entehrend von der Hand gewiesen, sagend: der Verleger lasse nicht blos zum Lesen, sondern zum Verkaufen drucken. *) Die Verleger haben wol seit einem Jahrhundert ihre Verlagsartikel ü Eondition versendet, und darin liegt das Grundübcl nicht, sondern in dem Mißbrauch, der vielfältig jetzt damit getrieben wird, wie in dem Vorhergehenden nach- gcwiesen worden ist; sonst haben die Sortimentshändler *) Ei» glaubhafter College erzählte mir, baß ein Geistlicher in seiner Nähe immer einen Ballen Novitäten von einer Leip ziger Handlung im Hause habe und davon an Ändere in der Umgegend ablasse; auch habe dieser Geistliche einen Lesezirkel, nicht von geistlichen, sondern von weltlichen Büchern. Der Leip ziger Buchhändler, der den Ortsbuchhändler so beeinträchtige, sei auch nicht etwa ein armer, sondern ein bemittelter Mann, und der Geistliche habe eine gute Pfarre. Eine andere Leipziger Handlung habe einen Rcchnungsbeamtcn, bei dem sie Lager halte. d. E. wohl**) ein Interesse beim Verkauf dieser Zusendungen, da sie ja Emballage, Commissionsgebühr, Fracht und Porto von Leipzig dafür zahlen, auch, werden sie nicht abgesctzt, die Rückfracht bis Leipzig stehen müssen. Ganz abgesehen nun davon, daß Jeder gern verdient, wird er schon deshalb den Absatz der Waare wünschen und nach Möglichkeit beför dern, um der Arbeit des doppelten Eintragens und Remitti- rcns enthoben zu werden. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung würden die Verleger sich am meisten schaden, woll ten sie diese Maxime abschaffcn, jetzt abschaffen, wo selbst der Fabrikant und cn Groshändler Commissionsläger, und aus längere Zeit als der Verleger seine Novitäten, gicbt; — wie viel Tuch, Manufactur, Taback oder andere Waare will Hr. W. in Commission haben? — indes dem Unfuge mit diesen Novilätcnsendungen sollte und könnte gesteuert werden. Allein sind es nicht wieder die Verleger, welche hiervon die Schuld tragen?! Ich habe in neuerer Zeit mei nen Bedarf nach Wahlzettcln nehmen wollen, weil ich so viel Unnützes auf's Lager bekomme, was mich blos Geld kostet und unnütze Arbeit verursacht; aber trotz dem werde ich mit Neuigkeiten überschüttet, und nicht etwa in einfacher, sondern in sechs- und zehnfacher Anzahl, so daß es an Platz und Zeit fehlt, Alles gehörig zu verarbeiten. Dabei regnet es Instructionen und Vorschläge, wie das Geschäft durch Exporteure, Reisende Und Empfehlungsbriefe zu betreiben sei, was doch ein Jeder nach dem Octsverhältniß am besten zu bcurtheilen wissen muß; will einer meiner Abnehmer dies oder jenes Werk jedoch vorher sehen, und es ist nicht auf dem Lager, so kommt in den meisten Fällen vom Verleger die Antwort zurück: „Wird nur fest gegeben." Damit cs nun nicht heißen solle, ich bleibe hinter der Zeit zurück, so benutzte ich mehrere dergleichen Empfehlungsbriefe, die mir reichlich nebst den Artikeln zugesendet waren; allein mein Laufbursche (— zum Hausiren — d. h. laß dich treten, laß dich hauen, laß dich Hunzen, schmähen, schelten, wenn's nur Geld bringt — habe ich mich noch nicht erniedrigen kön nen, und werde weiterhin auf diesen Gegenstand zurückkom men —) brachte alles mit der mich kränkenden Bemerkung zurück: „Zu diesen so sehr herausgestrichenen Artikel sei nicht viel, und der Eolporteur des Verlegers schon vor einigen Jahren damit hausiren gegangen; ich wisse sie nun wol nicht anders, als durch diese lobpreisende Manipulation an den Mann zu bringen." Der Buchhändler soll und will dem Gelehrten im Range und in der Bildung am nächsten stehen, wenn nun scbon über die Reisediener der Kauflcute viel geschrieben und gesprochen wird, weil dies Reisen auch übertrieben gesteigert ist, und also nicht immer hinlänglich gualificirte Subjette dazu verwendet werden können, so sind es doch immer anständig gekleidete junge Leute, die in allem Aeußern und meist in guten Equipagen ihre Handlungen nobel repräsentircn; aber welchen innern und äu ßern Gehalt haben denn die Reisenden der Buchhändler? Wahrlich, ich habe mich oft geschämt, dem Buchhandel anzugehören, wenn ich solche Subjecte irgendwo eintreten sah!! Und kann mir Einer einen Kauf mann oder Krämer nennen, der Eolporteure entsendet? Es **) Ich unterscheide, lieber Herr Setzer, „wohl" für ge wiß von „wol" statt vielleicht. d. E.
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