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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1842
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1842-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1842
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Saxonica
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3021 106 3022 Mit einem Schlage aber kann nicht sofort ein Anderes für ein Bestehendes, wenn auch Unrichtiges, ohne Gefahr viele andere bestehenden Verhältnisse zu verwickeln, cintreten; deshalb ist ein Zwischenzustand, der gradakim zu dem rich tigen und Normalverhältnisse führt, gut; ja nothwendig. So handelt jetzt Preußens edler König. Nachdem Ec die Eensur gemildert, ja zum Theil bei Schriften über 20 Bo gen abgeschafft und andere wcitgreifende Freiheiten der Presse verheißen, gicbt Ec durch die Kabinetsordrc vom 14. Oct. d. I. an die Oberpräsidenten dem freien Worte eine Ga rantie, dadurch, daß er will, der Lüge und Bosheit solle durch die Veröffentlichung der Wahrheit schonungslos entgcgenge- treten werden. *) Solche denkwürdige, unvergleichlich herrliche Worte spricht ein König! Was soll nun noch das Geschrei der Furcht vor Oeffentlichkeit und Preßfreiheit? Preßfreiheit und Oeffent- lichkeit sind der Wahrheit ein Thor und eine Straße, der Unschuld ein Schutz, jedem Wissen eine Säugamme, der Dummheit eine Zuchtcuthe, der Gewalt ein Niegel, der Bos heit und Lüge ein Schandpfahl. Eine Nation, in die durch Preßfreiheit und Oeffentlichkeit, Gesetzlosigkeit, Dummheit, Laster und Lüge verbreitet werden könnte, müßte entweder eine charakterlose oder in der Mekrzahl ihrer Individuen eine lasterhafte sein. Das ist aber die deutsche Nation beides nicht. Wo wäre Jemand, der das sagen könnte? Giebt man ihr nur mit Vertrauen das freie Wort, sie wird, sie kann cs nicht mißbrauchen. Die französische Revolution entstand nicht durch die freie Presse; die Reformation wäre aber nicht das geworden, was sie wurde, ja existirte vielleicht nicht, wenn es möglich gewesen wäre, daß Luthers Schriften in der da maligen Zeit erst den prüfenden Federkiel eines Eensors, wäre er auch noch so mild gewesen, hätten passiren müssen. Berlin, den 25. Nov. 1842. G- W. F- Müller. *) S. Börsenblatt Nr. 102. Herrn I. de Marie in Leipzig. Schaffhausen, 10. Novbr- 1842. In Bezug auf Nr. 90 des Börsenblattes — den Geh. Reg. Rath v. Schmieden in Halle — erlauben wir uns auch Ihnen ergebenst mitzutheilen, daß dieser Herr bereits vor cs IVs Jahren unS den nämlichen Antrag, wie Herrn F. Schneider in Basel, gemacht hat- Unsere Antwort lautete damals, daß in der Schweiz allerdings völlige Preßfreiheit herrsche, aber der Buchhänd ler oder Drucker würde sich der allgemeinen Verachtung aussetzen, der die Presse zur Verbreitung sittenloser Schrif ten mißbrauche. Bekannt mit den preußischen Verhältnissen war es uns besonders auffallend, daß ein Mann in so hoher Stellung sich zu einem Machwerk hergeben konnte und zudem in seinem Schreiben bemerkte, er habe dasselbe aus den nachgelassenen Papieren eines ihm sehr nahe gestandenen hohen Staats beamten. Wir bedauern jetzt, die Sache nicht sofort publicirt zu haben; — literarische Vagabunden müssen der öffentlichen Verachtung überliefert werden. Darin können wir Ihnen aber nicht beistimmen, wenn Sie behaupten *), cs sei den Regierungen nicht zu verden ken, die Presse frei zu geben, so lange es noch solche Schriftsteller giebt; — wir sind gerade der umgekehrten Meinung — wo eine freie Presse ist, können derartige Schriftsteller nicht existiren, denn diese werden von der freien Presse an den Schandpfahl geschlagen. Wir empfehlen uns Ihnen achtungsvoll und ergebenst Brodtmann'sche Buchhandlung. Angenehm würde cs uns sein, wenn Sie Vorstehendes im Börsenblatt aufnehmen würden. D. Obige. *) Jchhabenicht„beha uptet",!sondcrn nur eine Frage ge stellt, welche' das oft so bitter getadelte Verfahren der Regie rungen entschuldigen sollte. Das ist doch wohl etwas ganz ande res und ich muß würklich bedauern, daß die meisten meiner Herren Gegner diesen Punkt so ganz unberücksichtigt gelassen haben! I. d. M. Eensur oder Presifrciheit? An Herrn I. de Marie, Redacteur des Börsenblattes. In Ihrer Aufforderung in Nr. 96 des Börsenblattes haben Sie zwar eigentlich nur diejenigen Stimmen aufge- rufcn, welche gegen die Eensur zu votiren beabsichtigen. Ich hoffe aber, es werde mir auch jetzt noch, nachdem dicß von mehrern von den Herren, welche man als Stimmführer im großen Rath der deutschen Buchhändler-Republik zu sehen gewohnt ist, in sehr, fast dürste man versucht sein zu sagen, etwas zu sehr entschiedener Weise geschehen, und nachdem Sie selbst sich zur Begründung Ihrer Ansichten das B--Bl- verschlossen haben, erlaubt sein, meine Stimme darin zu Gunsten derEensur abzugeben. Es giebt Sachen, über die es gefährlich ist, seine innerste Ueberzeugung auszusprechen, wenn man nicht riskiren will, vom großen Haufen sowol, als von den Auserwähllen Got tes verketzert, von den Machthabern des Gänsekiels gar mit einem gelinden Bannfluch belegt zu werden. Z. B. wollte ich in einer Soiree so unvorsichtig sein, das Bekenntnjß zu thun, daß mich eine Beethovensche Sinfonie sehr ennuyire, ich würde mich offenbar der Gefahr aussetzcn, von einer gan zen enthusiasmirten musikalischen Gesellschaft ohne Spruch und Urtel gesteinigt zu werden. — In Religion, Moral, Politik rc. rc. gäbe cs eine Menge Parallelen anzuführcn, wenn es am Platz wäre. Was ich Ihnen mit diesem Exem pel deutlich machen wollte, werden Sie (wenn es auch etwas hinken sollte) begriffen haben; nämlich: daß ich darauf ge faßt bin, für meine Verwegenheit, für eine so verrufene Sache, als die Eensur in unserer preßfreihcitsüchtigcn Zeit ist, das Wort zu ergreifen, das Märtprerthum zu erleiden. Um nun nach dieser Einleitung zur Sache zu kommen, so muß ich vor allen Dingen erklären, daß auch mir Frei heit eins der edelsten, heiligsten Güter ist. Vondemprak- tischen Standpunkt (den ich einzunehmen mir erlaube) angesehen, schließt das aber nicht aus, daß ich eine gänzlich unbeschränkte Freiheit in unfern socialen Verhältnissen für unmöglich halte, und der Ueberzeugung bin, daß es nicht wohlgethan ist, gesetzliche oder herkömmliche Beschrän kungen derselben unbedingt aufzuheben. Ich darf nur an die Ausartung der persönlichen Freiheit in der französi- 212*
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