für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgegcben von den Depntirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 103. Dienstags, den 29. November 1842. Bekanntmachung an sämmtliche Leipziger Buchhandlungen. Für den Monat Deccmbcr sungircn: Hcrr I. A. Baumgartner als Börsenvorstehcr. - Th. W. Vogel als Vorsteher der Bcstellanstalt. Leipzig, den 28. Octbr. 1842. Die Depntirten des Duchhandcts zu Leipzig. Ucber eine Frage der Zeit. Der Herr Rcdacteur dieses Blattes theilt in Nr. 96 ein Urtheil des scharfsinnigen Beobachters CH. Dickens über den schlechten Zustand, die Verworfenheit der freien Zei tungspresse in Amerik.a mit, welchem die vorläufige Ent gegnung des Hcn. Redacteurs auf die in Nr. 94 von den Herren En st in und I. S. mitgetheiltcn Ansichten über Preßfreiheit so unmittelbar folgt, daß beide in Beziehung zu einander gebracht werden müssen, worauf auch die Anmer kung zu ersterem hindeutet. —Es bedarf hier keiner weiteren Auseinandersetzung, wie unrecht der Herr Redacteur thut, die neuen, in gesetzlicher Hinsicht vielfach noch mangelhaften Verhältnisse Amerikas zu vergleichen mit den geregelten und geordneten Verhältnissen unseres, des deutschen Staatslebens. Ich erlaube mir nur, hinzudeutcn auf den durchaus verschie denartigen Nationalcharakler, auf die Entstehungs- und Ent wickelungsgeschichte beider Volker. Es ist darum kein Grund vorhanden, die mißlichen Folgen der Preßfreiheit Amerikas, die da in Preßfrechheit ausgeartet ist, zu befürchten von einer dcreinstigen deutschen freien Presse. Gern nehme ich hieraus Veranlassung, auf den Wunsch des Herrn Redacteurs auch meine Ansicht über diese Frage der Zeit hier auszusprechen, und den Herren Enslin und I. S. beizustimmen, so zwar, daß eine organisch entwickelte, unbedingte Preßfreiheit mir für unsere Zeit nicht nur wünschenswert!), sondern nolhwcndig erscheint.— Es werden sich Stimmen finden, die ängstlich am Bestehenden vr Jabrgang. festhaltcnd, dem Fortschritt fremd und feindlich, nur die Mängel einer solchen unbedingten Preßfreiheit ausposau nen werden; wie vor wenigen Jahren noch man vielfach gegen den Bau von Eisenbahnen kämpfte, „weil dadurch die Fuhrleute außer Brot gesetzt würden." Aber der fort schreitende Geist der Zeit wird jene Stimmen immer mehr vereinzeln, endlich verstummen machen. Der Preußenkönig, der durch die Mündigkcitserklärung seines Volkes die Ini tiative ergriffen hat, wird nicht durch das Gekrächze der Ra ben sich abhalten lassen, die betretene Bahn zu verfolgen. Preußen, Sein Volk vertraut Ihm, seinem Könige; ganz Deutschland sieht voll Hoffnung und Erwartung auf Ihn, auf seine Handlungen. — Hoffen und erwarten wir darum in Geduld, — aber nicht unthätig; denn durch freies Aus- sprcchen unserer Wünsche, durch ehrenhafte Gesinnung (Ab weisen schlechter, wenn auch einträglicher Verlagswerkc) er. wecken und rechtfertigen wir das Vertrauen der Regierungen, machen sie geneigt, uns zu schützen, wo cs noth thut. — Mit Herrn Enslin lebe ich der Ueberzcugung, daß der deutsche Buchhandel im Allgemeinen auch jetzt noch die geachtete Stelle in der menschlichen Gesellschaft durch die ihn belebende tüchtige Gesinnung behauptet und ferner be haupten wird, die ihn immer geziert hat. Zwar adelt bei uns nicht der Stand den Mann, aber der Mann den Stand; — und das ist auch ein Fortschritt. — So sehr aber die hier ausgesprochene Ansicht abweicht von der des Hrn. Redacteurs, so möchte ich doch nicht dem Wunsch» 204