Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1932
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19320412
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193204128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19320412
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
- Monat1932-04
- Tag1932-04-12
- Monat1932-04
- Jahr1932
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1932
- Autor
- No.
- [3] - 285
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MsMMfckMDeMMVlMgM Nr. 84 <R. 37). Leipzig, Dienstag den 12, April 1932, VS. Jahrgang. Redaktioneller TÄ Geschäftsbericht des Vorstandes des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig über das Vereinsjahr 1931. Zu erstatten in der Hauptversammlung des Borsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig am Sonntag, dem i. Mai IYZ2. I. Wirtschaftsbericht. 1931 kann nicht als Kriscnjahr wie seine Vorgänger be zeichnet werden; es war ein Katastrophenjahr von ungeahntem und kaum noch tragbarem Ausmaß, Die Vernebelung durch die Auslandskredite ist zerstoben: die nackte, rauhe Wirklichkeit zeigt ihr wahres Antlitz. Die deutsche Wirtschaft mußte erkennen, wie wenig sie selbst noch über ihr Schicksal, über Weg und Ziel zu entscheiden hat; diese Entscheidung liegt durchaus in den Händen inländi scher und ausländischer politischer Instanzen, Die Politik gibt den Ausschlag; die Wirtschaft ist zu ihrem Instrument gewor den, Es herrscht Krieg; ein anderer als der mit den Waffen; ein Krieg, der aber durchaus die gleichen Anforderungen an die Nerven stellt und in dem es um höchste Einsätze geht. Kein Ereignis zeigt dies deutlicher als der schwarze 13, Juli 1931, au dem Frankreich Deutschland seinen Willen aufzwang. Es ist lein Trost, daß es vorher Österreich nicht viel besser er ging, und daß selbst das mächtige England vor Erschütterungen nicht bewahrt blieb, welche die Preisgabe seiner Goldwährung zur Folge hatten. Diese außerdeutschen Ereignisse, ebenso wie die wirtschaftliche Verschlechterung im mächtigsten Staate der ehemaligen Alliierten, in den Vereinigten Staaten von Nord amerika, beweisen nur, wie die Krankheit der Wirtschaft weiter frißt und dieser Wirtschaftskrieg alle Nationen zu erfassen droht. Auch die Notverordnungen der Reichsregierung, insbeson dere die vierte vom 8, Dezember 1931, sind in der Hauptsache als politische Kampfmittel zu werten, nach innen sowohl wie nach außen. Diese vierte Notverordnung mit ihren weitgehen den, man darf sagen unerhörten Eingriffen in die Privatwirt schaft hat die Anerkennung des Baseler Sachverständigenaus schusses gefunden, Deutschland, so war seine Stellungnahme, sei bis an die äußerste Grenze des Erfüllbaren gegangen, und billigerweise könne man von ihm weiteres nicht mehr verlangen. Die in Aussicht gestellte Entlastung oder gar die Ankurbe lung des darniöderliegendcn Wirtschaftslebens hat das Dezem bergesetz nicht gebracht. Vielleicht hat es im Verein mit den sonstigen Maßnahmen der Regierung Deutschland vor dem — nach Ansicht vieler — Schlimmsten bewahrt, vor der Erschütte rung seiner Währung, Zweifellos ist aber dieses Gut teuer er kauft: wir halten die Währung, aber die Wirtschaft ist am Er liegen, Sie verliert in der über alles Maß langen Periode der Deflation ihre letzten Reserven, Dazu werden, anstatt Erleich terungen zu schaffen, dauernd neue Lasten auf sie gehäuft. Aus ihren schrumpfenden Umsätzen muß sie einen übersetzten Be amtenapparat und das Heer der Erwerbslosen erhalten; im Grunde ist sie es, auf welche die ganze Last der Tribute zurück- sällt. Sie ist zweifellos am Ende ihrer Kraft, Das wird auch dort im Ausland anerkannt, wo man ohne Voreingenommen heit die deutschen Verhältnisse geprüft hat. Man muß sich wundern, daß das deutsche Unternehmer tum trotz aller Lasten nicht schon völlig zusammengebrochen ist, obwohl das Ausscheiden alter, führender, angesehener und best geleiteter Betriebe, die Bankensanierung und die Sanierung der Schiffahrt eine deutliche Sprache reden. Wenn es freilich nach der Zahl der Notverordnungen und nach deren Länge ginge, müßte sich die Wirtschaft aufs wohlste befinden. Aber nur wenige der Versprechen, welche gewöhnlich vor ihrem Erlaß von seiten der Regierung verbreitet wurden, haben sich erfüllt; nur geringe Hoffnungen sind verwirklicht worden. Wo sind die oft in Aussicht gestellten Erleichterungen auf dem hauptsächlichsten Gebiet der Unkostenseite, auf dem Ge biete der Steuern? Wo ist die Absatzbelebung, die allein die Rendite wieder in die Höhe bringen kann? Wo die Ankurbe lung, welche gerade anläßlich der vierten Notverordnung ver heißen wurde? Das Gegenteil ist eingetreten. Im Laufe des Jahres sind für die Wirtschaft neue Gefahrenmomente ent standen, die eine weitere Absatzminderung befürchten lassen: der Zollkrieg, die Autarkiebestrebungen der Länder mit dem Mittel der Deviscngesctzgebung, Die Weltwirtschaft gerät immer mehr durcheinander; anstatt Auflockerung, Befreiung von natio nalen Schranken und friedlicher Ordnung entsteht immer mehr Unordnung, Erschwerung und Absperrung, Die einzelnen Staaten kehren zu mittelalterlichen Methoden der Handelspolitik zurück. Die naturnotwendigen Folgen sind weitere Verkümme rung des Umsatzes, weitere Zusammenbrüche, zunehmende Arbeitslosigkeit und Verarmung, Wir sehen davon ab, dieses trübe Bild mit Zahlen zu illustrieren; sie sind aus den vielen Entschließungen der Ver bände und aus den Veröffentlichungen in der Tagesprosse zur Genüge bekannt. Die Lage in allen Zweigen des Buchhandels ist nicht anders als die der allgemeinen Wirtschaft; vielleicht ist sie sogar hier und dort noch schwieriger, weil sich der Absatzrückgang bei manchen Gegenständen des Buchhandels noch stärker ausprägt als bei anderen Waren, Der allgemeine Verarmungsprozeß ist für den Buchhandel in wirtschaftlicher Beziehung besonders ge fahrdrohend, Es wird gelesen; der Drang zur Bildung ist stark; man flüchtet aus der Not und den Sorgen des Tages nicht nur ins Kino und zum Rundfunk, sondern greift auch zum Buch, Man kauft es aber nicht mehr, namentlich wenn es sich um teurere Werke handelt, sondern sucht andere Wege, sich mit geistiger Kost zu versorgen. Der Hunger nach Musik ist 285
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder