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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1932
- Strukturtyp
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- 1932-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1932
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- Deutsch
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X- 84, 12. April 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. allen möglichen Stellen beim Schulbuch gefordert wurde. Es bedurfte vieler Eingaben, zahlreicher Verhandlungen mit den zuständigen Behörden, um diese davon zu überzeugen, daß ohne entsprechende Entlastung in den Unkosten die Preise ohne Ge fährdung des Bestands des Schulbuchverlags nicht gesenkt wer den könnten. Im Oktober machte sich sogar die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung der Vereinigung der Schulbuchverleger notwendig. Aber es gelang, dank dein Zusammenhalten der Mitglieder der Vereinigung, die besondere vorzeitige Senkung der Schulbücher zu vermeiden, so daß diese erst in die allgemeine Preissenkung durch die vierte Notver ordnung einbezogen zu werden brauchten. Der Landkartenverlag verzeichnet einen Rückgang von einem Drittel des Vorjahrumsatzcs. Einige bedeutende Firmen sind in Schwierigkeiten geraten; die meisten haben starke Betriebseinschränkungen vorgenommen oder Teile des Betriebes ganz stillgelegt. Noch schlimmer sieht es im Kunstverlag aus, auf dem unter allen Verlagsgattungen die Absatzkrise am schwersten lastet. Beim Musik Verlag war der Ausfall auf dem Gebiete der Musikalien stärker als auf dem der Musikliteratur. Um die Hausmusikpflege durch Preiserhöhung nicht noch mehr zu dros seln, hatte -sich der Musikverlag schon von jeher in der Preis stellung trotz gestiegener Herstellungskosten große Beschränkung auferlegt und im allgemeinen die Vorkriegspreise beibehalten. Das hatte zur Folge, daß Musikalien, soweit für sie noch Vor- kricgspreise galten, von den Bestimmungen der vierten Notver ordnung nicht mit voller Schärfe getroffen wurden und daß für sie aus Gruüd eines an das Reichswirtschaftsministerium ge richteten Antrags nur eine Senkung von 5 v. H. erforderlich wurde. Der Absatz von Musikalien leidet aber außer unter den allgemeinen Gründen stark durch das Nachlassen jeglicher Kon zerttätigkeit. Der Lehrmittelverlag ist durch den Abbau der Kulturetats gang besonders schwer betroffen. Er ist mit dem Absatz seiner Erzeugnisse hauptsächlich auf Unterrichtsstätten aller Art angewiesen. Auf seine Gefährdung, die in Betriobs- einschränkungen und Stillegungen weitgehend zum Ausdruck kam — der Personalbestand ist gegenüber 1928 um die Hälfte vermindert; in allen Betrieben wird trotzdem nur stark gekürzt gearbeitet —, haben wir die zuständigen Stellen immer wieder hingewiesen. Die Vereinigung der Lehrmittelverleger hat nichts unversucht gelassen, um schlimmste Folgen abzuwenden. Das Ergebnis solchen Bemühens war aber im großen und ganzen gering. Verschärft wird die Situation dadurch, daß der Lehr- mittelverlag in weitgehendem Maße vom Auslandsmarkt durch ausländische Konkurrenz verdrängt und durch Zollgesetze aus geschaltet worden ist. Die Lage im vertreibenden Buchhandel aller Zweige (Buch- und Mufikalienfortiment, Kunst- und Lehrmittelhandel, Bahnhofs-, Reise-, Versand- und Z e i ts ch r if t enh and e I) ist allenthalben gleich schwierig und in ihren Grundzügen schon dargestellt. Zu ergänzen ist, daß auch im Antiquariat das Jahr besonders schwer war. Es fehlt an kaufkräftiger Kund schaft im In- und Ausland; die Etats der ausländischen Biblio theken sind erheblich gekürzt; selbst von Amerika aus wird nur noch das notwendigste bestellt. Die Herstellung von Antiqua riatskatalogen lohnt kaum noch. Die Berichte des B a rf o r t i m e n t s und des Kom miss i o n sp la tzes weisen die gleichen düsteren Farben aus wie die übrigen. Das Barsortiment hat gegen Ende des Jahres Umsatzeinbußen erlitten, wie sie in seiner achtzigjährigen Ge schichte noch nicht vorgekommen sind. Sie erklären sich nur zum Teil aus der Verbilligung der Bücherpreise. Der Ausfall ist wesentlich bedeutender, als er hierdurch bedingt wäre. Das zeigt auch der Rückgang der Fakturenmenge, der Pakete und des Gewichtes. Die Erhöhung der Umsatzsteuer wirkt sich gerade beim Barsortiment aufs nachteiligste aus. Zahlungseinstellungen und Vergleichsverfahren bringen Verluste, die zusammen mit den übrigen Faktoren jegliche Gewinnaussicht vernichten. Nicht viel anders sieht es bei den Kommissionssirmen aus. Sie sind infolge der Devisengesetzgebung von einigen wichtigen außcrdeutschen Absatzgebieten fast völlig abgcsperrt. Die Kasscn- umsätze werden immer niedriger; die Unkosten können aber nicht in gleichem Maße gesenkt werden. Namentlich ein bestimmter Angestelltenapparat muß durchgehalten werden. Die Schwierig keiten der Banken in den Monaten Juli und August störten die Kommissionär- und BAG-Abrechuung empfindlich. Diese litt vorübergehend unter der Unmöglichkeit, für das Sortiment in den Krisenwochen die für die Lastzettel erforderliche Deckung anzuschaffen und mußte daher abgeändert werden. Der Bericht wäre unvollständig, wenn er nicht noch der besonderen Verhältnisse gedächte, welche die Lage in den Ge bieten der dem Börsenverein angeschlossenen ausländischen Ver bände beherrschen. Zur Ungunst der wirtschaftlichen kommen bei manchen von ihnen die besonderen politischen und kultur politischen Umstände. Wir brauchen nur auf die Verschlechte rung der Ausfuhr nach Estland und Lettland zu ver weisen. Die Stellung des deutschen Buchhandels in diesen Län dern, ebenso wie in Litauen und Polen, hat sich außer ordentlich verschlimmert und bedarf größtmöglicher Rücksicht nahme. Die Berlegermitglicder des Börsenvereins mögen des sen eingedenk sein. Die Lage des österreichischen und ungarischen Buchhandels wird zur Genüge beleuchtet, wenn wir auf die Ab schnürung dieser Länder durch ihre eigenen Devisenvorschriften verweisen. Für Ungarn wirkt sie sich nicht ganz so hemmend aus wie für Österreich, wie überhaupt gerade die Verhältnisse des österreichischen Buchhandels aus den 'verschiedensten Grün den allgemein wirtschaftlicher und politischer Art besonders an gespannt sind. Selbst die Buchhändler in der Schwei z, dem Land, bas den Stürmen der Nachkriegszeit noch mit am besten standgchal- ten hat, klagen in diesem Jahr über ein erhebliches Nachlassen ihrer Umsätze, wobei wesentlich allerdings der Preisrückgang ins Gewicht fällt. Ähnlich lauten die Meldungen aus dem Saargebiet und aus der Tschechoslowakei. Wir sind uns bewußt, noch in keinem der gewiß doch nicht leichten Nachkriegsjahre einen Bericht von gleich düsterer Grund stimmung erstattet zu haben. Es wäre aber gefährliche Selbst täuschung, die Dinge anders zu sehen, als sie in Wirklichkeit sind. Die Auslassungen der übrigen Wirtschaftszweige lauten nicht besser. Schon in der gemeinschaftlichen Erklärung deutscher Wirtschaftsverbände vom 29. September 1931 heißt es: »Das deutsche Volk steht vor der Erschöpfung seiner wirt schaftlichen Kräfte. Wenn es nicht gelingt, noch im letzten Augenblick durch ein entschlossenes Eingreifen eine neue Stei gerung der Arbeitslosigkeit zu verhüten und die Grundlage für ihre dauernde Verminderung zu schaffen, drohen unseren« Vaterlande die schwersten Gefahren für alle materiellen, ideellen und kulturellen Werte der Nation. Der Zustand der deutschen Wirtschaft ist so bitter ernst, die Kapitalzerstörung und die innere Aushöhlung der wirtschaftlichen Substanz ist so weit fortgeschritten, daß ein Ausweg nur noch möglich er scheint, wenn die Reichsregierung in kraftvoller Entschlossen heit und in voller Unabhängigkeit von Interessen- und Partei politik den Weg zu sofortigem Handeln findet.» Seitdem aber ist cs nicht besser, sondern immer schlechter ge worden. Die Frage, wie sich alles wenden und gestalten soll, wird naturgemäß immer wieder erhoben, und die Stellungnahme wird je nach Veranlagung des Antwortgebers optimistisch oder pessi mistisch sein. Eine solche nach objektiven Gesichtspunkten zu er teilen, ist schwer, wenn nicht unmöglich. Niemand, mag er von noch fo gehobener Stellung aus die Wirtschaft überblicken, ver mag den Schleier der Zukunft zu lüften. Nur eins steht mit ab soluter Gewißheit fest: die deutsche Wirtschaft und jeder einzelne Zweig in ihr befindet sich in größter Not. Sie ist eine Gefahren- gcmeinschaft, in der es wie im Kriege gilt zusammenzustehen. Die Forderung der Rücksichtnahme in geschäftlichen Dingen, die Forderung nach Treu und Glauben im Geschäftsverkehr muß mit allem Nachdruck mehr als je erhoben werden. 287
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