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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1843
- Strukturtyp
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- 1843-05-10
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1843
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- Deutsch
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1387 39 1388 Buchhandel handelt, ist noch durchaus nicht wie bei jedem andern Handel gut, nützlich, ehrenhaft, sondern hier kommt alles an auf die Frage, womit er handelt. Das Object des Handels entscheidet also in jedem einzelnen Falle über die Ehrenhaftigkeit oder Ehrlosigkeit desselben, wahrend im Welthandel, mit Ausnahme des Sklavenhandels, das Ob ject ganz gleichgültig ist, und mithin ist jener Ausspruch, daß der Buchhandel der allerchrenwerthcste auf der Welt sei, noch ein sehr relativer Begriff. Der Werth eines Vcrlags- buchhändlers, durch dessen Vermittlung Produkte des Gei stes ins Leben treten, so wie der Werth eines Sortiments buchhändlers, durch dessen Wirken diese Produkte in die Hände des Publikums gelangen, ist also wie gesagt einzig und allein abhängig von dem geistigen Werlhe des Gegen standes. So einfach diese allgemeine Wahrheit ist, so we nig ist sic bis jetzt zur wahren Ueberzeugung manches Buch händlers gekommen, vielmehr möchte cs den Anschein ha ben , als wenn man den Werth und die Bedeutung des Buchhandels dadurch charakterisircn wollte, daß man an nimmt, daß 1) abgesehen von dem inncrn Werthe des Handelsobjccts die Hauptsache im bloßen Gelderwerb liege, und daß 2) das zunflmäßige Erlernen des Fachs dem Buchhändler erst seine wahre Stellung in der menschlichen Gesell schaft cinräume und sichere. Mag auch der letztere Punkt allerdings einerseits einiges für sich haben, so ist er doch andrerseits nicht als die Ursache der vielen Klagen im Buchhandel anzusehn, während dage gen der crstere Punkt als der einzige, wesentliche Grund aller dieser Klagen zu betrachten ist. Die Begründung dieser Be hauptung wird aus dem Nachfolgenden sich klar ergeben. Wenn durch den Austausch von Produkten der Natio nalwohlstand eines Volkes steigt, wenn durch diesen Wohl stand Wissenschaften und Künste gehoben werden, so würde man aus nationalökonomischen Rücksichten auch die Bücher als ein Handelsproduct anschcn können, wenn es nicht all gemein erwiesen wäre, daß eben nur gute Werke, welche auf die wirkliche Ausbildung des Geistes einwirkcn, wahr haft vortheilbringcnd für die menschliche Gesellschaft sind. Ein Werk, das nicht den Zweck hat, sei es in welchem Zweige es wolle, die Stufe der Bildung des Volkes zu erhöhen, hat für diemenschliche Gesellschaft gar keinen Werth: sein Er scheinen ist also keineswegs gerechtfertigt und cs ist, wenn man den Zweck des Buchhandels vom richtigen Gesichts punkte aus betrachtet, gar nicht als Product desselben an zusehn, denn alle die Werke, die nicht auf der Höhe der Wissenschaft stehen, stehn darunter und dem Erscheinen so unendlich vieler solcher Werke ist eben der Ruin des Buch handels einzig und allein beizumessen. Zu den geistigen Produkten des Buchhandels giebt cs allerdings keinen solchen Maaßstab der Beurtheilung wie cs am Ende beim andern gewöhnlichen Handel der Fall ist: aber auffallend bleibt es denn doch, daß, während der ge wöhnliche Kaufmann, wenn er eine schlechte oder fehlerhafte Waare für eine gute verkauft, z. B. Baumwolle für Leinen, von aller Welt ein Betrüger genannt wird — es noch viele Leute giebt, die einen Buchhändler, welcher Werke verlegt und verbreitet, in denen gar nicht die Absicht zu erkennen ist, auf die allgemeine Bildung einzuwirken, oder den Grad der Fortschritte der Zeit zu erfassen, doch noch für einen klugen und gescheiten Mann halten. Ja selbst verklebte Werke sind ohne Nachtheil als Gegenstand des Buchhandels erschie nen. Das Hauptübel des Buchhandels unsrer Zeit ist also nur der Uebcrfluthung solcher, tief unter dem Höhenpunkte der Wissenschaft stehender Werke zuzuschrciben, keineswegs aber ist es in andern Umständen und Ursachen zu suchen. Stehtes so mitdcn wissenschaftlichen Werken oft nicht zum besten, so ist der Zustand derjenigen Produktionen, die le diglich einen künstlerischen Zweck haben, noch trauriger und im Ganzen wahrhaft kläglich. Der Buchhändler sollte billiger Weise nur solche Romane, Novellen, Ge dichte u. s. w. verlegen , die einen wirklichen Kunstwerth ha ben und daher den Geschmack des Publikums bilden und läu tern können. Wie wenige der erscheinenden Romane erfül len nun aber diese Aufgabe! Da giebt es Ritter- und Räu ber-Geschichten in Ucbermaß , sogenannte Tcndcnznovellen mit unsittlichen Frauenzimmern und unsauberer Philosophie, französische Blut- und Schauergeschichten, englische Fami- licn-Romane, in deren drei Bänden auch nicht ein einziger Gedanke zu finden ist, u. s. w- u. s. w. Das Uebersetzungs- Unwesen ist der eigentliche Krebsschaden dieses Industrie zweiges des Buchhandels. Da wird aus dem Französischen und Englischen übersetzt, was unsere Nachbarn jenseits des Meeres und des Rheines nur immer schreiben, ohne daß der Verleger um den Werth des Werkes sich nur irgend kümmerte, was außerdem auch eine Unmöglichkeit ist, da er nach dem französischen oder englischen Titel gleich frischweg die Ucbersetzung ankündigt. Auf diese Weise bricht aber eine wahre Sündfluth mittelmäßigen Zeuges in unsere Li teratur herein, und diese leidet darunter nicht wenig, da den Leihbibliothekaren zuletzt nichts übrig bleibt, als in die ungeheure Maste blindlings hinein zu greifen und ihre Wahl dem Zufall zu überlassen. Wie sehr die Buchhändler durch ein solches leichtsinniges Verfahren beim Verlagsgcschäft ih ren bittersten Feinden in die Hände arbeiten , d. h. denjeni gen , die den Buchhandel für ein Uebel halten, das man in möglichst enge Schranken zurückzuweisen habe, ist leicht einzuschen. Wirklich schadet der Buchhandel auf solche Weise aber auch wahrhaft. Es ist nicht zu läugnen, daß eine Masse schlechten Zeuges durch den Buchhandel verbreitet wird, daß daher dieser so ehrcnwerthe Geschäftszweig thatsächlich zur Verwilderung vieler Menschen mitwirkt. Ist je eine Zeit für den Buchhandel als die günstigste, die es geben kann, anzusehn, so ist es gewiß die unscige. Die Population hat zugenommcn, die geistige Entwicklung des Volks ist im Steigen, der Andrang zur Wissenschaft ist im steten Zunehmen, und die Regierungen haben, um dem äußern Andrange entgegen zu wirken, ihre Anforderungen erhöhen müssen. In geistiger Beziehung ist die Gegenwart reich an Kämpfen auf dem Gebiete aller Wissenschaften. Aus diesen muß eine höhere Entwickelung hervorgehn und gerade hierin findet der Buchhandel ein weites Feld der Spekulation. Keine Zeit ist je so reich gewesen an Ent wicklung der materiellen Kräfte. Die Industrie ist fortwäh rend im Steigen, vor allem aber befördern die Schienenwege
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