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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1843
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1843-05-10
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1843
- Sprache
- Deutsch
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1389 39 1390 sowohl den materiellen als geistigen Verkehr. Alles drangt sich vorwärts und die lange Reihe von Friedensjahrcn, so ^ wie der dadurch bedingte ungestörte Fortgang der Wissen schaftlichkeit giebt in keiner Zeit ein so großes Bedürfnifi nach Hülfsmitteln sich auf die Höhe der Wissenschaft zu schwingen als in der unsrigen. Ja man könnte sagen, daß unsre Zeit nicht mehr die Muße giebt, die Bildung aus sich selbst zu gestalten, sondern daß Wort und Schrift als die unentbehrlichsten Mittel zur Beschleunigung der Bildung angesehen werden müssen. Den Thalbcstand dieser Ver hältnisse kann man nicht läugncn und es liegen also die Gründe der Stockung des Buchhandels keineswegs in der Zeit, sondern sie liegen im Buchhandel selbst. Es käme also nur darauf an, daß der Buchhandel sein Ohr an die Zeit legte, um zu wissen, wie er mit ihr Schritt halten soll und muß, wenn er auf die Zeit Einfluß gewinnen will, während jetzt die Klagen allgemein sind, daß die Zeit nach theilig auf den Buchhandel eingewirkt habe. Möge ein Beispiel dazu dienen, unsre Meinung noch klarer ins Licht zu sehen: Niemand wird in unsrer Zeit den kräftigen Auf schwung der Völker zur Freiheit und zum politischen Leben läugnen, wer aber wird behaupten wollen, daß der Buchhan del diesem Aufschwünge im Allgemeinen gefolgt sei? — Zur Zeit der letzten französischen Revolution 1830, einer Zeit, die wir erlebt, zeigte sich in Deutschland die erste kräftige Regung zu einer höhern selbstständiger» Entwicklung seiner Volksin teressen; in Folge dieser Erscheinung im politischen Leben erschienen im Buchbandel Werke, welche dieser Richtung folgten, welche sie näher bezeichnten und sie ausbildeten. Da aber schon in den nächsten Jahren darnach dieser Auf schwung von oben herein gedämpft wurde, so glaubte der Buchhandel, daß das, was den Regierungen nicht conve- nire auch ihm nicht mehr rcntire, während es gerade dem Buchhandel einzig und allein möglich gewesen wäre, das Volk auf dieser Bahn fortzuführen , seine Ideen zu läutern und zur Selbstständigkeit wenn auch nur allmählig hccanzu-! bilden*). — Die darauf folgende Periode war insbesondere den materiellen Interessen günstig: gewiß aber ist es , daß der Buchhandel noch weiter ging, als die Zeit gehen wollte. Die technische Literatur feierte ihre Triumphe: Die ser Verlag rcnlirte, aber cs ist nicht zu läugnen, daß in dieser Zeit, wo gute Werke nothwcndig waren, eine enorme Masse von schlechten erschien. In der Zeit der großen Er findungen, bot der Buchhandel die Mittel zu noch größer», die noch gar nicht gemacht waren und die nicht gemacht wer den können. Kaum war eine Erfindung im Entstehen und ihr Einfluß auf die Industrie zu vermuthen, so erschienen sofort Werke, welche diese Erfindung in einer Ausdehung zeigten, die sie nachher nie erreicht hat und vielleicht nie er reichen kann. Es entstanden, wie gesagt, eine Menge von Werken, welche blos Gegenstände einer buchhändlerischcn *) Die hier ausgesprochenen Vorwürfe dürften weniger den Buchhandel als vielmehr die Ccnsur treffen, die, während sie in moralischer Hinsicht bis auf diese Stunde sich höchst schlaff und daher als unnütz bewies, in politischer Beziehung eine Engher zigkeit an den Tag legte, die den Hähern und kräftigcrn Auf schwung der Presse nothwcndig lähmen mußte und daher ihre Rückwirkung auf den Buchhandel nicht verfehlen konnte. J.d. M, Fabrikindustrie waren. Die Werke guter Autoren, die nicht mehr versprachen, als sie vernünftigerweise geben konnten, wurden zurückgedrängt, während die Ankündigun gen jener Buchfabricanten alles Denkbare und Undenkbare auf die pomphafteste Weise verhießen: das Publicum griff, da die Zeit Belehrung erforderte, gierig zu und sah sich, da ! aus derartigen Werken weiter nichts zu erlernen war, als lü genhaft volltönende Anzeigen und unerfüllbare Versprechun- ! gen, natürlich betrogen. Der einzige Zweck war also die Täuschung des Publicums und dieser ward auch vollkommen erreicht. Das Publicum, durch solche Erfahrung zwar bitter getäuscht aber auch hinlänglich belehrt, betrachtete nunmehr den Buchhandel nicht als den Hebel der Wissenschaft und I der Ekel, der sich durch jenes Verfahren gegen die Firmen sol cher Buchfabriken erzeugte, ist jetzt noch so groß, daß diese Fabriken bei ihren Anzeigen in öffentlichen Blättern diesel ben nicht nennen. — In der neuesten Zeit hat sich, es ist unverkennbar, wie der ein reges politisches Leben entwickelt und die Literatur fängt an, sich auf die Höhe der Bildung in dieser Zeit zu schwingen. Dank den verdienstvollen Verlegern, welche den Geist der Gegenwart richtig erfaßt, welche in ihr den Anfang eines höher» Aufschwungs erblicken, welche fühlen, daß nur in der Erziehung des Volkes zur Freiheit und j Selbstständigkeit die Bildung desselben möglich ist und daß nur von dem höhern Grade der Bildung das Wohl des Buchhandels abhängt. Jeder Buchhändler muß ein libera ler sein, denn ohne Freiheit ist keine Entwickelung, ohne Entwicklung ist keine wahre Volksbildung möglich. — Nur in dem richtigen Auffassen des eigentlichen Wesens des Buchhandels ist ein Aufblühen desselben denkbar. In kei ner Zeit ist daher dem Buchhändler eine tiefe Bildung nö- thiger als gerade in der unsrigen, wo sich das Publicum in allen Zweigen des Wissens zur Erkcnntniß drängt. Die Gründe, die man gewöhnlich als die Ursachen des Darnicderliegcns des Buchhandels bezeichnet, sind also durch aus gehaltlos: alles was die Buchhändler hemmt, läßt sich weder durch Statuten, noch durch Gesetze, noch durch ein zunftmäßiges Aneinanderklcbcn und dergleichen beseitigen. So lange nicht ein Zusammentreten und ein Festhalten von Ehrenmännern, die ihre Aufgabe wahr und kräftig erfassen, stattsindct, wird nichts erreicht, als viel unnützes Geschrei und ein noch größeres Durcheinandcrrenncn, Jagen, Anscinden und Verfolgen, wie zum Theil jetzt schon geschieht. (Schluß folgt.) Beschlagnahme wegen Nachdruck. Das König!. Polizei-Präsidium in Berlin hat unterm 16. März d. I. folgende Vcrfügung erlassen: Ta» i» Eisleben bei G. stteiebardt erschienene Werk: „Da» Schönste an» E. M. v. Weber» und L. v. Bcctbovcn's t>pcr„, im leichte» Arrangement für da» Pjanosarte zu 2 Händen von I. Hopfe" ist, nach dein Gutachten zweier Sach, verständigen, zum Theil ei» unerlaubter Nachdruck der den der Schlesingerschen Buch, und Musikhandlung i» Berlin verlegten Opern: Der Freischütz, Owcron :e. den C. M. ». Weber. Alle von jenem musikalischen Werke dorräthigen Eremplare sind sogleich in Beschlag zu nehmen. Verantwortlicher Redacteur: I. de Marie- 94*
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