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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1843
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1843-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1843
- Sprache
- Deutsch
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1447 41 1448 Literaturblatte, welches Werk der Verbreitung würdig ist, und welches nicht, und kann nunmehr, nachdem ihm die Eigenthümlichkeilen und Vorzüge des Werkes bekannt sind, ermessen, welcher Verbreitung das Werk in seinem speciellen Wirkungskreise fähig ist. Es versteht sich, daß das Literatur blatt nach Ton und Tendenz ganz für den Standpunkt des Buchhändlers berechnet sein müßt. Jede Recension eines Buches hätte also den Inhalt des beurtheiltcn Werkes ge nau anzugeben, die Tendenz zu besprechen, den Ton (ob po pulär oder wissenschaftlich), die Ausführung anzugeben und überhaupt alles Material herbcizuschaffen, wonach der Sor- timcntshändler beurtheilen könnte, für welches Publicum das Werk sich eigne. Die Beurthcilung der Werke braucht durchaus sich nicht in weit ausgesponncnen Tiraden zu ver wickeln, das Urtheii muß bestimmt und cvncis sein und die Zeit, die der Sortimentsbuchhändler auf Lesung dieses Blattes verwendet, wird nur ei/ie Spanne von der Zeit in Anspruch nehmet», welche außerdem jedes Werk ihm und seinem Personale kostet. Jeder Verleger wird sich scheuen, ein Werk drucken zu lassen, was nicht voraussicht lich von der Prüfungs-Commission Beifall erhält. Jeder Verleger wird also bei der Wahl des Manuskripts streng und mit Wissenschaftlichkeit zu Werke gehn, und sich selbst von dem Titel, den der schlaue Verfasser seinem Werke giebt, nicht bestechen lassen. Wenn nun die Redactoren des allgemeinen Litcraturblattcs den Einflüsterungen einzelner Verleger unzugänglich sind, »venu die Beuctheiler durch ihre Namensunterschrift sich für die Aufrichtigkeit ihrer Kritiken verantwortlich machen, so wird ein solches Blatt nicht allein den Beifall der Buchhändler, sondern auch eines großen Thcils des Publicums erlangen, hierdurch sich einer sehr großen Verbreitung erfreuen und zu gleicher Zeit ein ren tables Geschäft für die ganze Vuchhändlercorporation sein. Wir glauben, daß, wenn durch ein solches allgemeines Litera turblatt der Speculation eine sichere und wissenschaftliche Basis gegeben ist, die Fluth der Werke gehemmt wird und daß der Verleger von Werken, die der Verbreitung nicht fühig oder würdig sind, alsdann gegen den Strom schwimmt, während er jetzt den Strom vermehrt, der das Gute mit dem Schlechten in das Meer der Krebse führt. Wir sind überzeugt, daß nach einer solchen Maaßrcgel, wo die Anzeigen, die alsdann in die öffentlichen Blätter kom men, sich auf das Urtheil des allgemeinen Literaturblattcs stützen, jeder Sortimcntshändler sich seinem Bedarf mit Si cherheit wählen »vird und wählen kann. Der Sortimcnts- buchhändlcr »vird alsdann dem Publicum gegenüber eine viel würdigere Stellung entnehmen, als wie er jetzt thut, wo oft ein Verleger durch eine pompeuse aber häufig sehr lügenhafte Anzeige ein Werk unter jenes Namen ankün digt, wo denn das Publicum den Sortimcntsbuchhändler sehr oft als Vermittler des Betrugs mit mißtrauischem Auge betrachtet. Denn leider weiß ein gewisserloser Ver leger, bei dem der bloße Gelderwerb der einzige Zweck der Speculation ist, nichts besseres zu thun, als ködernde Titel für schlechte Werke für den Sortimentsbuchhändler, wie für das Publicum zu erfinden, er schickt also jenem mit dem Ausdrucke Unterstützung Anzeigen zu, die das Gefühl der Scham tief in die Tasche unter den Geldbeutel verstecken. Was den zweiten Punkt betrifft, die Elablirung von Un berufenen und Unfähigen als Buchhändler, so läßt sich ein solches nur durch eine Totalreform gehörig gestalten. Was die Qualisication dazu anlangt, so würden wir der Bedin gung einer zunftmäßigen Erlernung des Fachs gar nicht entgegen sein, wenn diese überhaupt durckzusübren wäre. Wir haben gezeigt, daß durch das Kaufen einer Buchhand lung diese Bedingung schon eo ipso als aufgehoben zu be trachten ist. Sodann aber liegt es gar nicht in der Macht der Buchhändlercocporation, den verschiednenRegierungcn des dcutschcnBundes Gesetze vorzuschreiben und da nun in den ver- schiedncn Landern die verschicdncn Herren cs gerade so ma chen, wie sie wollen, so entstehen Buchhändler nicht durch die Zustimmung der Corporation, sondern diese Corporation muß ungefragt ihre Zustimmung geben. Bei dem gegen wärtigen Zustande kämpft also die Corporation gegen das Eintreten von Buchhändlern wie Don Quichotte gegen die Windmühlcnflügel. Ganz anders »vird sich dieß jedoch ge stalten, wenn jeder, der den Verlagsbuchhandel auf eine ehr bare und der Wissenschaftlichkeit würdige Weise betreibt, sich anschlicßen kann und darf, nachdem er bestimmte Han- delsprincipien, welche die Koryphäen der Verleger vereint entworfen, angenommen und durch sein Ehrenwort sich ver pflichtet hat, nach diesem Systeme sein Geschäft zu betreiben. Als erste Bedingung dürfte das Princip aufzustellen sein, den Sortimentsbuchhändlcrn nichts unverlangt zuzuscnden. Sodann, den Sortimentsbuchhändlern, welche dem Publi cum Rabatt geben, jeden Credit, ja jede Verbindung aufzu kündigen. Die Sortimentsbuchhändlcr müßten sich ebenso verpflichten, keinen Rabatt zu geben. Ferner müßte von Seiten der Verleger eine Verbindung mit Unberufnen nicht cingegangen werden dürfen. Unter diesen Voraussetz ungen würde die Verleihung von Eonccssionen von Sei ten der Regierungen so viel wie nichts bedeuten, der Buch handel selbst erhielt dadurch einen höher« Worth, die Buchhändlcrcorporation bildete ein geschlossenes Ganzes und nur das Bedürfniß, das Recht, die gegründete Anwart schaft könnte und müßte dasselbe erweitern. Wie in jeder Gesellschaft sich ein Mitglied nur dann der Verbindung er freuen wird, wenn es sich unter Gleichgesinnten und Gleich gestellten befindet, so .würde erst dann die Buchhändlcrver- bindung wohlthucnd für jeden Einzelnen sein, während jetzt durch das Untereinandcrjagcn und Treiben, das jeder sichern Basis entbehrt, die Basis der Speculation der Wissenschaftlichkeit entrückt »vird, so daß unter Speculation oft nicht mit Unrecht List gemeint ist- Wenn wir unsre Gedanken niederschrieben, und sie frei der Beurthcilung sachverständiger Männer anvertrauen, so thaten wir es nur in derUeberzeugung, daß die auf dem Bör senblatte ausgesprochncn Wünsche nur zu halben Maaßrcgeln führen würden. Will man Abhülfe des jetzigen Zustandes, so muß man den Knoten, den die Zeit und die Ver hältnisse auf die künstlichsteWeise verschlungen haben, durch- hauen, oder man muß die Sache so gehen lassen, nicht wie sie gehen muß, sondern wie sie geht, weil man es nicht ändern will. Aber alsdann höre man auf zu klagen, anzufeinden, zu verfolgen und concessionire das Treiben derjenigen, die man nicht hindern kann.
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