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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.06.1843
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1843-06-09
- Erscheinungsdatum
- 09.06.1843
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- Deutsch
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1723 54 1724 Ehr. Fr. Perthes. (Aus der Prcuß. StaatSzeitung *). Einer unserer ausgezeichnetsten Buchhändler, ein deut scher Ehrenmann im vollsten Sinne des Wortes, Herr Ehr. FriedrichPerthes, geboren den 20. April 1772 zu Rudolstadt, ist am Abend des 18. Mai d. I. zu Gotha nach langen Leiden sanft entschlafen. In ihm verliert Deutschland einen seiner trefflichsten Männer, die literarische Welt einen geistvollen Förderer alles Gediegenen auf ihrem Gebiete. Seinen zahlreichen Freunden und Verehrern glau ben wir einen wesentlichen Dienst zu thun, wenn wir mit einigen Worten an sein thatcnreiches Leben erinnern, wel chen wir die so eben im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen von F. G. Becker gegebenen biographischen Notizen zu Grunde legen. Früh eine vaterlose Waise, war Friedrich Perthes im Jahr 1787 in die buchhändlerische Lehre nach Leipzig, und von da 1793 nach Hamburg gekommen, wo er 1796 ohne alle Mittel aber im Vertrauen auf Gott und seine eigene Kraft eine Buchhandlung errichtete, die sich durch seine und seines nachherigen treuen Schwagers Besser Thätigkcitbald zu einer der ersten Deutschlands erhob. Nicht der Erwerb im literarischen Verkehr allein, sondern dessen höherer Zweck für Geistes- und Gcmüthsbildung der Menschen stand ihm bei seinem Geschäftsbetriebe stets lebhaft vor Augen, und ^ dieses tiefere Ergreifen seines Berufs, so wie alles dessen, was hierzu in irgend einer Beziehung stand, brachte ihn schon früh mit vielen ausgezeichneten Männern aller Fächer in ganz Deutschland in innige und dauernde Verbindungen, denen er sein ganzes Leben hindurch einen ausgebreiteten Briefwechsel widmete. Von Vaterlandsliebe erfüllt, trat er im Jahr 1813 mit an die Spitze des Aufstandes gegen die tyrannische Herrschaft der Franzosen in Hamburg. Des halb von den noch einmal zurückkchrenden Feinden geächtet, ward er mit den Seinigcn aus Hamburg vertrieben und seines Vermögens beraubt, sein Geschäft ward vernichtet. Als Mitglied des hanseatischen Directoriums nahm er an den Feldzügen der Legion im nordwestlichen Deutschland Theil, ward mit seinem Freunde dem Bürgermeister Smidt von Bremen, als Abgeordneter in das Hauptquartier der hohen Verbündeten nach Frankfurt am Main gesendet und brachte die Frcihcitsacte der hanseatischen Stände von da mit zurück. Nach Niederlcgung der Waffen nahm er mit erneuter Kraft die friedlichen Beschäftigungen seines Beru fes im befreiten Hamburg wieder auf, dessen wiederhergcstell- tcm Gemeinwesen er zugleich in mehreren Zweigen frcudigst seine Dienste widmete. Sein schöpferischer Thätigkeitstrieb richtete sich aber allmählig mehr auf Verlagsunternehmun gen, besonders nachdem er nach dem Tode seiner ersten Gat tin, einer Tochter von Matth. Claudius in Wandsbeck, dem er sich innig angeschlossen, im Jahr 1821 von Hamburg *) Obschon wir später noch einen ausführlichem, dem cdeln Verstorbenen gewidmete» Artikel bringen zu können hoffen, so glauben wir doch auch Gegenwärtiges an dieser Stelle niederlegen zu müssen. Von Männern wie Perthes kann wohl nicht zu oft die Rede sein. d. R. s nach Gotha sich übergesiedelt hatte. Während er hier neue, ^iebe Familien- und Freundeshände knüpfte und einen ^ großen glücklichen Kreis von Kindern und Enkeln um sich ^ versammelt sah, vergrößerte sich auch der Umfang seiner literarischen Unternehmungen, deren manche ihr Entstehen dem einsichtigen Verleger mehr als gewöhnlich verdan ken. Es werde in dieser Beziehung hier nur an das große elastische Unternehmen der „Europäischen Staatenge schichte" (herausg. von Heeren und Ukert) und an Hey's und Speckter's Fabelbuch erinnert, das sich in Tausenden von Kinderhänden befindet. Wie tief eingreifend seine Wirksamkeit auf die Beschäftigungen und Forschungen vie- ! ler Gelehrten, besonders im Fache der christlichen Theologie und der Geschichte gewesen, wie viel sein Ansehen im Kreise der deutschen Buchhändler galt, deren Leipziger Börse er mit begründen half, wie sein Rath der Erfahrung für die man nigfachsten literarischen Verhältnisse von allen Seiten begehrt und von ihm nie versagt wurde, — das läßt sich mit wenig Worten zwar nicht Nachweisen, aber Viele, sehr Viele in ganz Deutschland wissen es und werden sein Andenken in dankbaren Herzen bewahren. Auch manche fürstliche An erkennung seiner Verdienste ist ihm zu Theil geworden, und die Universität Kiel ernannte ihn selbst zum Doctor der Philosophie, weil er Lebensweisheit erworben und wirksam geübt, auch ohne eine Universität besucht zu haben. Wohlwollend und liebevoll gegen Jedermann, jugendlich heiter im geselligen Umgänge und voll Duldung gegen An dersmeinende im Leben, war er selbst streng kirchlich christ licher (Überzeugung, die er offen aussprach, für deren Ver breitung er durch die Unternehmungen seiner Bcrufsthätig- keit am liebsten wirkte, und die er festhiclt bis zu seinem Tode. Seit Monaten sah er diesem mit Ruhe und voll Dankbar keit gegen Gott für ein reiches und glückliches Leben entge gen, ordnete besorgt die Verhältnisse seiner Hintcrbleibendcn und die Fortsetzung seiner ausgedehnten Geschäfte, und be hielt die volle freudige Zuversicht in die Unsterblichkeit seines Geistes und in die Liebe Gottes bis zum letzten Hauche sei nes Lebens. Es war wahrhaft erhebend ihn sterben zu sehen. Berlin, 2-Juni. Es hat sich die Sage verbreitet, daß Se. Maj. der König sich durch die vielen laut geworde nen Bchctzivcrden und Gründe gegen die Ccnsurinstruc- tioncn »om 31. Jan. veranlaßt gefunden habe, Modi fikationen lind Erleichterungen in besagtem Gesetze cintreten zu lassen. Als Thatsache wird angegeben, daß der Justiz- minister v. Savigny eine ziemlich ausführliche und in vie len Punkten wesentliche Aenderung der Eensurinstructionen ausgearbcitct habe, um sie dem Könige vorzulegcn- Als thatsächlich wahr wird nachgewiesen, daß die verbotenen Schriften von Strauß, Bauer u. s. w. gerade am meisten verbreitet und gelesen worden scyen und daß diese Verbreitung hauptsächlich Wirkung der Verbote gewesen. Verbote und Consiskationen rufen gerade das Gegentheil ihres Zweckes hervor. (Franks. 3ourn.) Verantwortlicher Redacteur: I. de Marie.
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