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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-01-24
- Erscheinungsdatum
- 24.01.1885
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- Deutsch
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19, 24. Januar. Sprechsaal. 353 Sprechsaal, Beiträge zu Luchhändlerischrn Neform- bestrcbungcn. Fortsetzung aus Nr. !3. Früher, als die Zahl der jährlich erschei nenden Nova gering war, war das Ansichts- versendcn am Platze, heute dürste das kaum mehr der Fall sein. Der Sortimenter steht dieser Flut rat - und thatlos gegenüber. Nur ab und zu, nur für weniges kann er sich kräftig verwenden. Es ist an der Zeit, an ein Mittel zu denken, wie man diesem Übelstand am besten abhelsen kann. Möchten doch in die ser Angelegenheit recht viele Stimmen laut werden, so daß mit der Zeit ebenfalls etwas Brauchbares wird geschaffen werden können. Ich erlaube mir im Verlauf des weiteren einen Vorschlag zu machen, der mir nach reif licher Überlegung praktisch »nd durchführbar erscheint. Zuvor aber noch einiges vomAnsichts- vcrsenden und was damit zusammenhängt. Jeder Sortimenter wird zugeben, daß das stoßweise Versenden von Ansichtspakcten nur wenig cinbringt; die Masse der Bücher ver drängt den Wert des einzelnen. Dagegen ist ein besserer Verkauf von Novitäten sicher zu erwarten, wenn man seine Kunden mit solchen nur wenig belästigt und ab und zu nur ein einzelnes Buch sendet; dasselbe hat mehr Aussicht, behalten zu werde». Freilich muß das Ansichtsverscuden in diesem Falle besonders geschickt und mit Umsicht geschehen. Man kann aber aus diese Weise mit der Menge der Novitäten nicht fertig werden, nicht ausarbeiten. Schließlich läßt man das eine oder andere Buch beim Versenden weg, da es einen: wiederholt passiert ist, daß es ein Kunde mit dem Bemerken zurückgab, „dasselbe Buch habe er schon vor einem Vierteljahr von einer anderen hiesigen Buchhandlung zur Ansicht empfangen". Das sieht dann aus, als wäre eine andere Finna am Platze schneller im Be sitze von Neuigkeiten, würde seitens des Ver legers besser bedient rc. Man möchte mithin von jeden: neuen Buche gleich so viele Exem plare kommen lassen, um jedem Interessenten sofort nach Eintreffen ein Exemplar senden zu können. Das geht aber erst recht nicht, und das ist einHauptübelstand desAnsichtsversendcus. Daß manche Bücher ein halbes Jahr und noch länger beim Empfänger „zur Ansicht" liegen, kommt überall vor. Von manchem keh ren sie überhaupt nicht wieder, und das ist sehr häufig der Fall, wenn mit Energie ratio nell au alle Interessenten, ohne Auswahl, nach den: Adreßbuch oder dcrgl. versandt wird. Da sind immer einige darunter, bei denen man froh sein kann, seine „Novitäten" überhaupt nur zurückzubekommen, vom Umsatz ganz zu geschweige::. Daß bei der Rückgabe die Pakete oft in falsche Buchhandlungen gebracht werden, was zu sonderbaren, kaum glaublichen Diffe renzen führt, weiß wohl auch jeder. Nicht minder bekannt dürfte es sein, in welcher an genehmen Situation sich z. B. au gewissen Tagen eine wissenschaftliche, etwa medizinische Kapazität einer größeren Stadt befindet, wenn aus den gleichzeitig eingctroffenen Bücherballen sämtlicher Buchhändler die Novitäten ansge packt und sich darunter eine medizinische Novi tät von hervorragender Bedeutung befindet, welche natürlich von sämtlichen Firnicn zu nächst a» den obigen bedeutendsten Fachmann an ein und demselben Tage gesandt wird, so daß das Gelause der Markthclfer nicht aushört, und Betreffender einen Dienstmann engagieren muß, um die sämtlichen Exemplare, vielleicht einige zwanzig (im günstigen Falle mit Aus nahme eines einzigen), an ihre Absender zurück- zubcsördern. Das sind nur einige der Übcl- stände, welche das Ansichtsversenden mit sich bringt. Bereits haben diese Übelstände dahin ge führt, daß einige Firmen, diese richtig erkennend und auf geeignete Abhilfe sinnend, sich dahin entschlossen haben, Svezialgeschäfte zu be treiben, also nur in e:nem besonderen Fache zu arbeiten, recht wohl einjehend, daß unter den bestehenden Verhältnissen ein „Spezialbuch händler" bessere Geschäfte als ein „Universal buchhändler" machen kann, dem: dort kann er bei wenigem eine gehörige Stärke entwickeln, während er hier von der Masse erdrückt wird. Daß diese Spezialgeschäfte bestrebt sind, nach und nach das ganze Feld in ihren Fächern zu beherrschen, ist bekannt und eine natürliche Folge. Es wird ihnen dies noch leichter, wenn sie Reisende aussenden, was auch meist geschieht. Diese Geschäfte werden seitens der Verleger sehr bevorzugt, aber mit Ünrccht. Der erhöhte Umsatz derselben ließe das entschuldigen; cs wird aber auf diese Weise mit der Zeit der Umsatz bei den übrigen Sortimentern geradezu aus Null reduziert. Der Verleger arbeitet zuletzt nur mit einigen Firmen, die ihn durch ihren großen Verbrauch gleichsam in der Tasche haben, wenigstens schreiben sie ihm mitunter selbst dis Be zugsbedingungen vor. Das ist doch auch wieder sür der: Verleger kein Vorteil. Wer übrigens die Art und Weise dieser Special- und Reisegeschäftc näher kennen ge lernt hat, weiß, daß diese sür den Buchhandel in: allgemeinen wenig empfehlenswert sind. Der Reisende, welcher sich in jedem Orte nur kurze Zeit aufhalten kann, überrumpelt seine Interessenten, und viele entnehmen zu leidlich hohen Beträgen, da die Monatszahlungen scheinbar niedrig sind. (Nur kostspielige Werke werden von solchen Reisenden vertrieben, die geringwertigen lasser: sie liegen.) Wird nun aber selbst ein kleiner Betrag nicht pünktlich bezahlt, so wird mit Verklagen gedroht und auch meistens bald geklagt, so daß eben bezahlt werden muß, so schwer es man ches Mal auch füllt. Ein Platzgeschäft würde sich zu solchen Schritten nicht sofort entschlie ßen und könnte das in Rücksicht auf die Kund schaft auch gar nicht. Von dem Specialgeschäst wird energisch vorgegangcn, was durch das größere Kapital, mit welchem gearbeitet wird, bedingt ist. Daß dies aber dem Buch handel Frennde und Kunden erwirbt, muß verneint werden. Solche Käufer wollen in der Regel nie wieder etwas von Bücheranschaffungen wissen. Der „Specialgrossist" macht eben mit allen Leuten Geschäfte, er kennt die Ver hältnisse der einzelnen zu wenig und muß daun sehen, wo er bleibt. Der Platzsortimen ter kennt in dieser Beziehung seine Leute sehr genau. Schöpft nun aber der Reisende eines solchen Geschäftes nur im Vorübergehcn das Fett ab und oft nur teilweise, so kann der Ortssortimenter bei thätigcr Verwendung dies viel gründlicher nach und nach thun, denn er weiß, wer auf dies und jenes reflektiert; er „bohrt" immer wieder an nnd macht sein Geschäft zwar langsam, aber sicher und auch gründlicher. Auch ist er coulanter in man cher Beziehung, daher im geschäftlichen Verkehr beliebter. Noch näher brauche ich wohl hier nicht darauf einzugehen, um darzuthun, daß es kein Vorteil für den Verleger ist, wenn einzelne den Gesamtumsatz an sich reißen. Je mehr dieses Verfahren um sich greift, desto schlechter stellt sich der „ortsaugcjesscne" Sortimenter, »nd schließlich würden für alle Fächer einige wenige Firmen genügen, den Gesamtbcdarf zu decken. Welches wären nuu aber die Mittel, eine bessere Vertriebsweise zu schaffen? Ähnlich, wie der Sortimenter „wählt", was er haben will, müßte mau auch dem Publi kum Gelegenheit geben, seinen Bedarf, auch den „zur Ansicht", zu wählen. Die Aufdring lichkeit mit der Ware, wie es die Ansichts pakete bedeuten, müßte in Wegfall kommen. Unverlangt nichts zur Ansicht! Es würde sich nun darum handeln, ein Verfahren ausfindig zu machen, nach welchem jedermann die ihn interessierenden lilterarischen Neuigkeiten sämtlich uud unmittelbar nach Er scheinen angczcigt werden könnten. Die Möglich keit der Ausführung dieses Verfahrens denke ich mir durch Novitäteuzettel, etwa folgen dermaßen. Zunächst müßte an einer Centralstelle, also etwa in Leipzig, eine Firma oder besser gleich der Börseuvereiu oder wer die Besorgung über nimmt, ein äußerst spezielles Verzeichnis sämt licher Berussarten, welches jedoch in sich wieder in Abteilungen geordnet sein muß, ausstellen. Von diesem Verzeichnis müßte jeder Sortimenter ein Exemplar erhalten, um darauf anzugeben, wieviel er beiläufig von jeder Bc- rufsart zu seinen Kunden zählt oder sür wie viel er Verwendung hätte. Diese ausgesülltcn Schemata gehen alsdann an die Centralstcllc zurück, die nun von dem Gesamtbedarf des Sorumentsbuchhandcls eine Zusammenstellung macht, woraus sich also ergeben würde, wieviel von jedem Berufszweige innerhalb Deutschlands die Sortimenter zu versorgen hätten. Soll nun ein neues Werk bekannt gemacht werden, so würde der betreffende Verleger zuvörderst soviele Zettel mit aussührlichem Titel, Empfeh lung rc. zu drucken haben, als nach dieser Ge samtzusammenstellung nötig wäre, welche An zahl er dann an die obige Centralstelle sendet. Als Verleger weiß er stets besser als jeder Sortimenter, für welche Berufszweige sich sein Buch hauptsächlich eignet, für welche nur neben sächlich, für welche gar nicht. Für diejenigen, welchen er seine Novität anzeigen will (und er wird es bei sämtlichen Interessenten, auch den in zweiter Linie, thun), druckt er nun die nö tigen Novitäteuzettel und zwar für je ein Werk einen besonderen Zettel. An der Centralstelle vereinigen sich alle diese Novitätenzettel, um den Sortimentern zugesandt zu werden. Sämt liche Zettel aller Erscheinungen müßten genau ein und dasselbe Format haben, damit die für eine Berufsklasse gehörenden aneinandergesügt werden können (vermittelst Drahtheftung). Der Sortimenter verteilt nun regelmäßig diese Novitätenzettel rcsp. Zettelkataloge an seine Kunden, so daß diese sämtlich von allen sie interessierenden Neuigkeiten unterrichtet wer den. Jedem solchen Katalog wäre ein Blatt vorzuhesten, auf welches die Adresse geschrieben werden könnte; auch müßte daraus eine ge druckte kurze Bemerkung stehen, etwa des In halts; „Die Unterzeichnete Buchhandlung beehrt sich, anbei ein Verzeichnis der soeben erschiene nen, sür Sie wichtigen litterarischcn Neuigkeiten zu übersenden und bittet bei Bcdars um ge neigten Austrag. Alles darin Aufgeführte wird aus Wunsch bereitwilligst zur Ansicht geliefert" oder dergl. (Schluß folgt.)
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