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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1843
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1843-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1843
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- Deutsch
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1947 61 1948 den Ausschusses die sich im Schooße desselben zeigenden wi dersprechenden Ansichten und Ansprüche mit Kruft und Ge wandtheit zu einigen und endlich dahin zu bringen wußte, daß mit Ucberwindung nicht geringer Schwierigkeiten in der Can tate-Versammlung am 27. April 1834 der Bauplan, Actien- plan und Amorsitionsplan vorgelegt werden konnten. Alle, die damals gegenwärtig waren, werden sich noch der ergreifen den Worte erinnern, womit er dieses that, und des tiefen Ein drucks, den sie auf die Versammlung machten. Aber auf den Buchhandel und dessen Interessen waren sein Gesichtskreis,.seine Thätigkeit und seine Geltung keines wegs beschränkt. Seine Verdienste um die Verbreitung der deutschen Literatur als Sortimcntshändler und der weitrei chende Einfluß, den er später als großer und unternehmender Verleger durch Beförderung verdienstlicher und gediegner wissenschaftlicher Literatur übte, haben die allgemeine Aner kennung seiner Zeitgenossen gefunden, aber nicht minder ge achtet war er als Mensch in dem großen Kreise seiner Be kannten und Autoren nicht bloß wegen seiner Geradheit, Of fenheit und Rechtschaffenheit, ja Liberalität, sondern auch wegen seiner hervorragenden geistigen Kraft und so breitete sich der Ruf seiner ausgezeichneten Persönlichkeit weiter und weiter. Daß aber dieser Ruf nicht log, das beweist nichts sicherer, als die große Zahl vertrauter Freunde, die er sich während seines Lebens unter den Edelsten und Besten der Nation erworben hat. Freundschaft war ihm Bedürfnis; sowohl des Geistes als des Herzens und in der Freundschaft bewahrte er Treue. Die Befriedigung dieses Bedürfnisses fand er sowohl im Verhältniß zu Männern, die ihn an Jah ren, Stand, Geist und Kenntnissen überragten, als zu jün ger» und ihm auch sonst untergeordneten. Die Schwächen seiner Freunde entgingen seinem Scharfblicke selten, doch liebte er sie darum nicht weniger, und war eher geneigt, ihre Vor züge zu überschätzen als sich über sie zu erheben. Besonders seinen jünger» Freunden traute er eher zu viel als zu wenig Gutes zu. Doch hatte sein Wesen nichts von dem, was man einnehmend nennt; wenn ihm daher von allen Seiten Hoch achtung, Neigung und ein oft sehr weit gehendes Vertrauen entgegen kam, so war dieß ein durch die Haltung seines gan zen Lebens redlich verdientes, nicht Folge eines oberflächlichen Eindrucks. So stand er auf der Höhe des Lebens, ungeschwächtcn Geistes bis an sein Ende, ein Patriarch unter seiner zahlrei chen Nachkommenschaft, geliebt von seinen Freunden, in ho her Achtung bei seinen Standesgenossen, bei seinen Mitbür gern und in der ganzen litterarischen Welt. Und so ist er aus dem Leben geschieden. Was aber hat ihn befähigt, sich zu dieser Höhe emporzu- schwingcn? — War er vielleicht von Haus aus durch den Besitz von Vermögen begünstigt? Nein, er war arm und hat auch im Laufe seines Lebens durch Erbschaft nichts er worben. — Hatte er vielleicht eine tüchtige Schulbildung ge nossen? Im Gegcntheil: ec kam mit höchst mangelhaften Kenntnissen zum Buchhandel und konnte später weder Zeit noch Gelegenheit finden, das Fehlende gründlich nachzuholen. Die alten Sprachen kannte er so gut wie gar nicht, von den neuern nur das Französische und das nothdürftig, die Mathe matik war ihm fremd, seine Rechenkunst auf das gewöhnlichste Maaß beschränkt. *) — Hat ihm vielleicht ein gewissenhafter und tüchtiger Lehrherr Richtung und Trieb zum Weiterstrc- ben cingeflößt? Nichts weniger, als das! Oft habe ich ihn klagen hören, daß er während seiner Lehrjahre aller ordentli chen Anleitung entbehrt habe und fast nur mit dem Such buche unter dem Arme von einer Leipziger Buchhandlung zur andern gelaufen sei. **) Das Gepräge dieses Mangels trug auch seine eigne Art zu arbeiten bis in späte Zeiten an sich. Darin war fast nichts nach traditionellen Regeln geordnet, sondern Alles sclbsterdacht, wie sich ihm das Bedürfniß bei der Arbeit aufgedrängt hatte. Ordnung liebte und hielt er, aber nicht auf die hergebrachte Art, und eigentliche Methode war nicht darin. So verstand er auch die Kunst, die Arbei ten Andrer zu leiten und zu benutzen, nur sehj unvollkom men. Worauf es ihm besonders ankam, das machte er am liebsten allein und unterzog sich dabei Arbeiten, die man von dem Haupte eines so bedeutenden Geschäftes nicht verrichtet zu sehen erwarten konnte. Wenn ihm nun aber fast alle Kenntnisse abgingcn, die der selige Büchner als unerläßliche Erfordernisse zur Betrei bung unsres Geschäfts erklärt hat, was hat ihn denn zum Manne und zum Buchhändler gemacht und zu einem so her vorragenden als er unbestritten war? Vornehmlich der feine, empfängliche, lebcndigeGeist, der in seinem zartgebautcnKörpcr wohnte, seine durch eine an Arbeiten und Entbehrungen reiche Jugend gestählleSeelen- und Charakterstärke,Schärfe dcrAuf- fassung und Entschiedenheit in der Ausführung, sein offner Sinn für allesSchöne undGute. DieseEigenschaften erhielten seinen Geist immer lebendig und die Freude an den Schön heiten der Natur, namentlich seines heimathlichen thüringer Waldes, den er leidenschaftlich liebte, erfüllte ihn noch als Greis jeden Sommer mit frischer Lebenskraft; sie machten ihn zu dem heitern, muntern Gesellschafter, der er war, und würden ihn in jedem Lebenskreise ausgezeichnet haben. Nun aber führte ihn die Vorsehung zum Buchhandel, wo sein höher strebender Geist reichliche Gelegenheit hatte, sich durch Lectüre, die er liebte, auszubilden, noch mehr durch persönli chen Umgang mit gelehrten, staatsklugen und geistreichen Männern, wie sich deren in der Weltstadt Hamburg immer zusammen fanden. Während seiner Jugend und seines Manncsaltcrs wurden gewissermaßen alle Hauptfragen der Religion, der Wissenschaft und der Politik leibhaftig, und eine der mächtigsten Entwicklungsperioden der Weltgeschichte *) Dicker Mangel an gründlicher Schulbildung, den er selbst am meisten beklagte, ist auch in dem, was er schrieb, stets zu erkennen gewesen. Er schrieb nicht corrcct, nicht schulgcrecht, noch hatte sein Str,l die nöthige Biegsamkeit, um Mißverständ nissen und Mißdeutungen vorzubeugcn, zumal wenn er auf Ge biete kam, die nicht dem unmittelbaren Leben angehörten, denn darin war er zu Hause und traf mir seiner kurzen markigen Ausdruckswcise meist den Nagel auf den Kopf, machte auch da mit mehr Eindruck als Andre mit breite» Auseinandersetzungen, noch mehr im Sprechen, wo seine Worte immer das Gepräge des Selbsterfahrncn, Selbsterrungncn und Selbstgedachten trugen. **) Später kam er freilich als Gehülfe zu B. G. Hossmann in Hamburg, dessen Persönlichkeit und Beispiel günstig auf ihn cingewrrkt haben mögen, und dem er selbst in seiner kleinen Scdrift über den Buchhandel ein ehrenvolles und dankbares Denk mal gesetzt.
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