für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H erau sgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. M 81. Dienstags, den 12.Septeinber. 1843. Uebcr Zeugnisse. Es ist schon öfter in diesen Blattern aus wohl hinläng lich gerechtfertigten Gründen der Wunsch ausgesprochen worden, es möchten Principalschaftcn, seien cs nun Prin- cipale oder Principalinnen, beim Ausstellen von Zeugnissen für Lehrlinge, Gehülfen oder Geschäftsführer gewissen haft zu Werke gehen, namentlich in Bezug auf den uner läßlichsten Punkt: Ehrlichkeit und Rechtlichkeit Es scheint nicht überflüssig, diesen Wunsch neuerdings und zwar recht dringend auszusprcchen und zu bedenken zu geben, in welches Licht man sich durch das Gegentheil bei al len Rechtlichen und Ehrliebenden stellt und daß man selber gebcandmarkt dasteht, wenn später (auch in weiteren Krei sen und überhaupt) bekannt oder gar erwiesen wird, daß man nicht gewissenhaft zu Werke gegangen ist, vielleicht noch in der Absicht, den, welchem man das Zeugniß giebt, dadurch in den Stand zu setzen, zum Nachtheil Anderer seine frü heren Sünden und unfreiwilligen Vorschüsse gegen den Aussteller gut zu machen und auszugleichen! Welche mannichfache und wichtige Folgen wird cs aber haben, wenn Zeugnisse ihr Ansehn, ihre Geltung und ihren Einfluß verlieren sollten? Es kann wohl im Betreff anderer Eigenschaften, welche eben keine Tugenden sind, „wir sind ja allzumal Sünder und ermangeln des Ruhms rc." ein Zeugniß auf Schrauben gestellt sein, wie man zu sagen pflegt, der Punkt der Ehrlichkeit und der rechtlichen Grundsätze muß aber unter allen Umständen wahrhaft sein, am allerwenigsten darf man Einen, den man nicht treu, sondern untreu w. erfunden hat, geradezu als „ei nen treuen" bezeichnen! An sämmtliche deutsche Buchhandlungen. In diesem Blatte sind schon oft die Mängel im deutschen Buchhandel gerügt und Vorschläge zur Beseitigung derselben gemacht worden, es blieb aber dennoch immer alles beim Alten, und darf daher wol angenommen werden, daß die Ivr Jahrgang. gute Sache nicht mit Energie genug betrieben wurde, oder die Vorschläge nicht genügend waren den gewünschten Zweck zu erreichen und deshalb nicht allgemeine Berücksichtigung fanden. Das größte aller gerügten Ucbel ist jedoch das Rabatt geben bei Privatkunden; denn ganz besonders da durch ist der deutsche Buchhandel herabgcwürdigt und fast zum Trödelhandel geworden. Um nun diesem Uebel- stande zu steuern will ich ein Mittel versuchen, welches, wenn meine geehrten Herren Evllegen mir ihren Beistand nicht versagen, unfehlbar seinen Zweck erreichen wird. Zu diesem Ende ersuche ich hierdurch ergebenstalle Verlags- und Sortimentsbuchhandlungen Deutschlands, der Rcdaction dieses Blattes güligst die Erklärung *) abgeben zu wollen, *) Dem Wunsche des Herrn Einsenders zu entsprechen, bin ich recht gern zur Annahme und Beförderung solcher Erklärun gen bereit, obschon ich nicht weiß, ob auf diesem Wege, ohne vorherige weitere Besprechung der Sache, ein Resultat zu erlan gen sein wird. Darin mit dem Hrn. Vers, übrigens vollkommen einver standen, daß das Rabatkgcben an Prioatkunden das größte al ler Uebel im Buchhandel ist, benutze ich diese Veranlassung gern, zum gemeinschaftlichen, ernsten und anhaltenden Kampfe gegen einen Feind aufzufordern, der uns am innersten Lebensmarke zehrt, unser Geschäft dcmoralisirt, in den Augen des Publikums herabwürdigt und den Ruin alles soliden Sortimentshandels nothwendig herbeiführen muß. Der Kampf wird aber stets ein cinsiitiger bleiben und zu keinem Ziele führen, so lange nicht die Verleger mit den Sortimentshändlcrn in demselben gemein schaftliche Sache mache». Elftere sollten wohl bedenken, daß der Ruin des soliden Sortimentshandels unfehlbar ihren eige nen herbeisühren muß. — Baar-Verkäufe in Masse sind Pallia tive, sie können wohl die bleiernen Vorräthe eines Einzelnen in einige Goldstücke verwandeln, und dem Schacherhandel Vor schub leisten, — werden dem Ganzen aber nie frommen, vielmehr das Ansehen und Vertrauen des Buchhandels immer mehr un tergraben. — In der Solidität des Sortimentohandels sinder aber der ehrcnwerthe Verleger eine Stütze, die ihn, weiß er sie zu benutzen, nie sinken lassen wird. d- M- 184