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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1843
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1843-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1843
- Sprache
- Deutsch
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3225 94 322« welligen Verhältnissen einzupassen waren und anzupasscn sind. Deshalb haben diejenigen, die da nach der guten alten Zeit seufzen und alle Einrichtungen der Vergangenheit nur ;e eher je lieber wiederherstellen möchten, ebenso unrecht, als die, welche mit einem Male etwas ganz Neues an die Stelle des Gewordenen bringen wollen. Ersteres ist eine Unmöglich keit, letzteres, wenn vielleicht etwas eher möglich, jedenfalls aber im höchsten Grade gefährlich. Der halb entwickelte Schmetterling kann ebensowenig in die Larve wieder zu rückkriechen, die ihn früher schützend umschloß, als man ihm plötzlich die noch halbzusammengerollten Flügel mit Gewalt entrollen kann, ohne befürchten zu müssen, daß man sic zer reiße, oder wenigstens das Schönste, was ec bietet, den Schmelz seiner Farben, vernichte. Entwickelung, behut sam gepflegte Entwickelung ist daher das, was dem Buchhan del noth thut; Entwickelung, die nicht in ein oder zwei Jah ren etwas Fertiges hinstellen will, sondern die stets fortwirkt, die ebensowohl versuchten Rückschritten entgegen zu treten, als gewagte Sprünge zu verhindern weiß. Hier scheint mir nun der Sitz der Krankheit zu liegen. Unser Buchhan del hat aber weder den Tod an der Abzehrung, noclssdenTod an der Apoplexie zu fürchten, er leidet an einer Entwicke- lungskrankhcit, die sich ganz von selbst ausheilen wird, wenn er sich ruhig und vernünftig hält, und nicht den Rathschla gen ungeschickter Acrzte vertraut. Gefährlich ist also seine Krankheit an und für sich nicht, obwohl jede Entwickelungs krankheit auch Unbehaglichkeit und Schmerzen aller Art mit sich bringt; aber wohl höchst gefährlich können ihm seine Heilkünstler einerseits werden, als auch andererseits das Gc- henlassen, wie's geht, was so vielfach, selbst von den Besten seiner Glieder geübt wird. Sie meinen, sie können doch nichts machen, sie schaffen, so gut sie als ehrliche Männer können, für sich und bekümmern sich um die Allgemeinheit nicht. Die beiden schlimmsten und einzigen Feinde sind demnach nach meiner Ansicht k) Quacksalberei in unprakti schen Vorschlägen der Einen und 2) Theilnahmlosigkcit der Anderen. Was soll nun aber gescheht! und was ist untcreiner ruhigen und vernünftigen Haltung in dieser Entwickelungspe riode zu verstehn? Ich verstehe darunter, daß sich ein großer Körper, wie der Buchhandel ist, von allem Schädlichen, Bösen, Unedlen möglichst purisicirt, dagegen Ordnung und Bildung auf jede mögliche Weise in sich aufzunchmen sucht; also da hin strebt, daß seine Glieder sittlich und wissenschaftlich ge bildete Männer sind, von denen man dann auch wieder einen ordnungsmäßigen, zeitgemäßen, vernünftigen und die Wis senschaft wirklich fördernden Betrieb des Geschäftes erwar ten kann. Natürlich muß zunächst jeder Einzelne darauf hinsircben, aber auch die Allgemeinheit kann viel thun, und was ihr nach meiner Ansicht möglich zu thun ist, und was sie thun müsse, das möge mir erlaubt sein, nachstehend zu entwickeln. Wenn sich unser Körper wohl befinden soll, so müssen wir die Pflege der kleinsten und unbedeutensten Glieder nicht verachten. Das erste ist also die Bildung des Heranwachsen den Buchhändlergeschlechts: die Bildung der Lehrlinge. Wiederum ist hier dem einzelnen Prinzipale, seiner Capacite als Buchhändler und seiner Rechtlichkeit das Meiste zu überlassen, wie überhaupt in allen Dingen immer die rich tige Gesinnung der Einzelnen viel mehr zu thun im Stande ist, als die Allgemeinheit durch Gesetze und Vereinigungen es kann. Es ist aber ein großer Uebclstand, daß Buchhänd lerlehrlinge und Eommis so gar nicht von der Allgemeinhcitbc- achtct werden, erstere nun einmal ganz und gar auf ihren Lchr- herrn angewiesen sind, letztere auf die wenigen Prinzipale, bei denen sie im Verlauf ihrer Bildungszeil arbeiten. Hier muß eine Art von Ueberwachung der Allgemeinheit stattsinden, damit nicht das augenblickliche Mitlciden des Prinzipals oder etwa dessen Laune über die Zeugnisse entscheidet, die später anderen Prinzipalen zur Richtschnur dienen sollen, sie aber nur gar zu oft irre leitet, den jungen Leuten selbst aber eigentlich ein wohlverdienter Lohn oder Tadel und da durch eine Anregung für die Zukunft sein sollen. Diese Ueberwachung der Allgemeinheit könnte nun vielleicht auf folgende Weise stattsinden. Der Börscnvercin muß gestatten, daß jeder Buchhänd ler, der Lust dazu hat, seine Lehrlinge und Eommis bei ihm einschreibcn läßt. Jeder Prinzipal, dessen Lehrlinge und Eommis eingeschrieben sind, fertigt halbjährlich über diesel ben eine Eonduitcnlistc in Duplo nach einem Schema, was der Böcsenverein zu entwerfen hat, aus, von der er ein Exemplar dem Lehrlinge oder Eommis vorlcgt, und rcsp. übergiebt, das andere aber dem Bvrsenverein zur Eintra gung übersendet. Wenn der Lehrling oder Eommis abgeht, werden diese Conduitenlisten aufAntcagdes Lehrlings, Eom mis oder Prinzipals in einer vidimirten Abschrift dem An tragssteller Übermacht und dienen den Lehrlingen und Eom mis als Zeugnisse, wo es dann den Prinzipalen unbenom men ist, noch ein Resüme denselben bcizufügen. Man wird mir vielleicht entgegnen, daß das nur Wenige thun würden; indcß das schadet nichts; cs werden, wenn sich die Anstalt bewahrt, nach und nach schon Mehrere thun. Nichts Gutes ist auf einmal da gewesen; auch sage man nicht, die Listen werden ebenso gewissenlos abgefaßt werden, wie jetzt die meisten Zeugnisse; möglich, aber nicht wahrscheinlich, denn einmal bindet das Schema den Prinzipal in etwas und hin dert ihn sehr, derlei Zeugnisse auf Schrauben zu stellen, in dem das Schema kurze Fragen thut, auf die kurz zu ant worten ist, dann aber auch geschieht es viel leichter, daß einmal eine Unwahrheit geschrieben, eine Wahrheit verschwiegen wird oder daß man sich einmal vom Mitleid oder vom Zorne hinreißen läßt, als daß dieß 4 oder 8 Mal geschieht. Jeden falls würde eine solche Einrichtung einen großen moralischen Impuls auf die buchhändlecische Jugend ausüben, und da durch wieder auf den Prinzipal zurück, der schwerlich als ei ner, der die Unwahrheit gesagt hat, (hatte er sic auch aus Mitleid gesagt,) vor seinen Leuten öfter und wiederholt wird dastchn wol len; fecncrwürdensolcheZeugnisse, wenn nurcinverständiges und tüchtiges Schema dazu entworfen würde, den Prinzipalen für die Wahl und den jungen Leuten selbst für ihre weitere Ausbildung und ihr leichteres Engagement mehr nützen, als die jetzigen, denn es würde sehr bald dahin kommen, daß man Leute mit derlei Zeugnissen lieber cngagirte als mit anderen und endlich würden dieselben der Behörde bei einem künfti gen Etablissement eine nicht genug zu schätzende Leitung für die Beurtheilung des Individuums werden und überdies die Unterschlagung eines Zeugnisses gar nicht mehr möglich
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