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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1908-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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9858 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 216, 16. September 1908. heit sicherte ihn gegen ein Vergessen wichtiger Angelegen heiten. Im übrigen verwahrte er darin nichts als einen Zeilenmesser, ein Zentimetermaß, eine Papierschere und ein Lineal. Mit Buchhaltung hielt er sich nicht viel auf obgleich kein Buchhalter angestellt war. Heute wäre eins Ge schäftsführung derart kaum möglich; aber Schönlein schuldete keinem Menschen etwas, und was er gut hatte, stand in den Ab rechnungen des Bankhauses in Stuttgart und des Kommissionärs in Leipzig. Die Guthaben bei Sortimentern und Kolportage- firmen beschränkten sich in der Hauptsache auf Sammelmaterial und wurden, wie das Inventar, zu einem minimalen Preise ge schätzt. War heute eine Waggonladung Papier angelangt, nach gewogen und abgezählt und konnte ich ein paar Tage später die Faktur beglaubigen, so ging die Deckung in Papiergeld an die Fabrik ab. Selbst bei Anschaffung einer ganzen Anzahl neuer Doppelschncllpressen empfing der Vertreter der Fabrik nach den Probedrucken in Anwesenheit des Chefs, wenn er mit diesem aus dem Maschinensaal ins Privatkontor zurückkehrte, stehenden Fußes die Summen ausgezahlt. Bares Geld wurde immer so viel von der Bank geholt, wie gerade gebraucht wurde. In einem zweiten eisernen Schrank wurden abends die Blattkontcn der Sortimenter verwahrt. Ein zweites Pult und zwei große Schränke, die das wohlgeordnete Jllustrationsmaterial in Ab drucken enthielt, alles in schmucklosem gebeizten Schreinwerk, machte das ganze Mobiliar des Privatkontors aus, in dem nie ein Stäubchen zu sehen war. Selbst bei höchster Anspannung der Kräfte und bei tüchtigen Leistungen war Schönlein aus Prinzip mit Anerkennung zurück haltend. Ein einziges Mal, als ich ihn in seiner Abwesenheit im Verlage und der Druckerei unter plötzlich eingetretenen be sonders schwierigen Umständen vertreten hatte, wich er, sogar brieflich, von seiner Regel ab. Gegen jeden Angestellten war er stets ebenso höflich wie streng. Kennzeichnend für seine Art war es, daß er mich als ganz blutjungen Gehilfen angestellt hatte, obwohl keine Vakanz vor lag, lediglich auf ein allerdings glänzendes Zeugnis hin, und daß er mich dann verschiedene Ressorts durchlaufen ließ, bis er merkte, daß ich für das Jllustrationswesen besonderes Interesse und Ver ständnis zu haben schien. Cr selbst hatte hierin nicht seine Stärke, ja er bezeichnete es als Unsinn, als er hörte, daß ich in meiner freien Zeit aus den Staatsbibliotheken alte Illustrationen studierte. Deutlich und klar müßten die Holzschnitte heute sein, aber auch effektvoll, damit sie dem gemeinen Manne gefallen, meinte er in den ersten Jahren unseres Zusammenarbeitens; erst allmählich bequcmte er sich, mehr künstlerische Ausführung zuzulasscn. Als Sohn eines armen Leipziger Schuhmachers beurteilte er den Geschmack der großen Volksmenge im allgemeinen außer ordentlich zutreffend; wenn es sich aber um die engere Wahl zwischen Bildern für Prämienstiche handelte, dann befragte er stets auch einige der einfachsten Arbeiter seines Geschäfts, welches Bild sie sich wohl am liebsten kaufen würden, und traf danach seine Entscheidung. Als ich ihm einst Vorschläge für etwas höhere geistige Kost in Romanen, Erzählungen und wissenschaftlichen Artikeln machte, da wies er mit der ausgestreckten rechten Hand durch das Fenster seines Privatkontors auf die Straße hinab, wo ein Tagelöhner karrte, und fragte: -Glauben Sie, daß der Mann da unten das verstehen würde?» Später machte er aber stillschweigend Zu geständnisse, wohl einsehend, daß auch der einfache Mann mit der Zeit fortschreiten will und gern des Sonntags etwas Be lehrendes liest. Unerschütterlich fest war sein Wille in Hinsicht auf die sittliche Lauterkeit in der Tendenz des textlichen und illustrativen Inhalts seiner Zeitschriften. Ich bin fest davon überzeugt, daß dieser Mann, obgleich er sich aufs Rechnen und Verdienen meisterlich verstand, lieber sein Geschäft aufgegeben, als Unsittliches ver breitet hätte. Seine großartigen Erfolge mit dem -Buch für Alle», der Geschichte des Krieges 1870/71, mit der -Chronik der Zeit», der -Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens- und seinen Zeitungsbeilagen hatte dieser kühne Geschäftsmann ausschließlich seinem außerordentlichen Fleiß, seiner zähen Energie, geschäftlichen Intelligenz und Redlichkeit zuzuschreiben. Paul Hennig. * Schriftsteller »Jubiläum. — Der -Deutsche Literatur- Verein- in Berlin veranstaltet im Herbst d. I. eine Feier des sünfundzwanzigjährigen Schriftsteller-Jubiläums von Victor Laverrenz in Form eines literarisch-musikalischen Abends, der Dichtungen des Jubilars in Rezitation und Kompo sition zu Gehör bringen wird. Professor Arthur Egidi, Professor W. Frcudenberg, Professor A. Sormann, Karl Kaempf, Zelenka Lerando und Otto Wynen, haben eigens für diesen Abend eine Anzahl seiner Balladen und Lieder in Musik gesetzt, die zum Teil durch Solisten, zum Teil durch den »Berliner Liederkranz- (Dirigent 0r. Max Burkhardt) und das -Musikkorps des Königin Augusta Garde - Grenadier - Regiments Nr. 4- (Dirigent Przywarskt), zum Teil durch namhafte Solosänger und Sängerinnen, vorgetragen werden. Die Rezitationen des Abends haben der Königliche Hofschauspieler Wilhelm Arndt und dessen Gemahlin gütigst übernommen. Anfragen sind zu richten an den Vorsitzenden des -Deutschen Literatur-Vereins-, Schriftsteller A. von Muralt, Berlin, Landwehrstraße 11. * Gestorben r am 13. September nach langem, schweren Leiden der Buch händler Herr Franz Jnderwiesen in Bingen a. Rh. Der Verstorbene war Inhaber der im Januar 1802 in Ge sellschaft mit seinem Bruder Fritz Jnderwiesen in Bingen er- öffncten Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung. — Wie uns mit geteilt wird, wird sein Bruder, Herr Ludwig Jnderwiesen, bis auf weiteres die Leitung des Geschäfts übernehmen. Sprechsaal. (Ohne Bcranlwoitung der Redaktion; jedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung der Börsenblatts.) Preisunterbietung. Eine unerhörte Rabattanbietung in öffentlicher Form, die notwendig allen Verlegern, denen es darum zu tun ist, mit dem satzungstreuen Sortiment zu verkehren, zu Ohren kommen sollte, leistet sich hier eine neue Firma: Ploch L Kroeber, die auch in Frankfurt unter der Firma »Ploch- arbeitet.*) Es dürste den Sortimentern und Verlegern interessant sein zu erfahren, auf welch leichte Weise diese Firma ihren Absatz zu heben sucht. Die beste Illustration hierzu bildet eine kleine Schilderung des Schaufensters: Auf einer Reihe neuer 1. Lä. liegt ein Zettel: -Jetzt ISA Rabatt». Zirka 10 neue Bände Lutz, Kriminalromane tragen den Rabattzettel: Jetzt 20 A Rabatt. Ferner stehen da mit Rabattzetteln die Bücher, alle neu: Seeliger, Schrecken der Völker ISA Rabatt Ernst, Semper der Jüngling ISA „ Greinz, Bauernbibel 1b A „ Carlyle, Arbeiten (^l 1.80) ISA Stilgebauer, Liebesnest ISA „ Kipling, Kim (Vita) ISA „ Wölffling-Adam., Memoiren ISA „ Hochpikante Herrenlektüre 10 A „ (div. v. Grimm, Bud. rc. 1b A „ Ferner schließt ein schönes Schild mit folgenden Aufschriften das Fenster harmonisch ab: Saison-Ausverkauf. Leichtbeschädigte Neuheiten bis zu 10A Rab. Musikalien — Humoristica 20-70A Rab. Zurückgesetzte Bücher bis zu bOA Rabatt. Kodaks, Cameras rc. ca. 30 A Rabatt. u. dgl. Die Unterzeichneten Buchhändler haben bereits Schritte getan, diesem Unfug zu steuern, und einzelnen Verlegern direkte Mit teilung gemacht. Hoffentlich tragen auch diese Zeilen etwas zur Besserung dieses Zustandes bei. Homburg v. d. Höhe. Fritz Schick's Hofbuchhandlung. F. Supp's Buchhandlung. Louis Staudt's Buchhandlung. ") Die Frankfurter Firma ist erloschen (s. Nachtrag I zum Offiziellen Adreßbuch d. D. B. 1908). Red.
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