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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1844
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- 1844-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1844
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- Deutsch
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35 2 36 gleich das große Publikum gewöhnlich diesen für den eigent lichen Buchhändler halt. Der Sortimentshändlcr ist nichts Anderes als der De tailhändler unter den Kaufleuten. Er ist die Mittelsper son zwischen dem Verlagshändler und dem Publikum, wie der Kramer und Detailhändler zwischen den Fabrikanten und dem Publikum. Der Sortimenlshändler bezieht die neuen Bücher, die der Verlagshändler producirt, von letzterem, und verkauft sie dann mit einem angemessenen Rabatt an das Publikum. Um dieses thun zu können, braucht der Sortimentshändler nichts als Kredit beim Verlagshändler und Zutrauen vom Publikum, und das Einzige, was zu seiner Bildung gehört, ist: Rechnen zu können, damit seine Bücher in Ordnung sind. In der That thul er auch den ganzen Tag nichts, als die Novitäten, die er empfängt, ein tragen, Artikel, die ihm ausgegangen sind, von Neuem verschreiben, Werke, die gerade aus der Presse hervorgin gen, an seine Kunden versenden, Rechnungen, die noch nicht bezahlt wurden, von Neuem hervorsuchcn u. s. w. Gut ist cs freilich, wenn der Sortimentshändler auch etwas wissenschaftlich gebildet ist, wenn er seinen Kunden sagen kann, welches Buch von Werth ist, welches nicht, wenn er ihnen in der Wahl zwischen Werken, die denselben Gegen stand bebandeln, rächen, von dem Ankauf von Fabrikar- rikeln abrathen kann u. s. >v., doch — dieses Ideal von ei nem Sortimenlshändler ist bis jetzt noch nicht erfunden worden, und er ist zufrieden, wenn er durch den Verkauf eines Buchs seine 33 pCt. gewonnen hat, gleichviel, ob dieses Buch einen Heller werlh war, oder keinen. Etwas ganz anderes wird von dem Antiquariatshänd ler gefordert, so sehr dieser Handel gewöhnlich auch miß achtet wird. Gewöhnlich stellt man den Antiquar in eine Kategorie mit dem Trödler, dem „Alte-Kleidcr-Händlec" und Han- delsjudcn. Man sagt: „der Antiquar kauft alte Bücher und verkauft sie wieder, nachdem er seine Prozente darauf geschlagen. Höchstens bindet ec sie neu ein, oder stafflet sie neu heraus, wie der Vorkäufler ein Paar verrostete Spo ren." In der That wird der Antiquariatshandel oft genug so betrieben, und cs ist kein Wunder, daß das Publikum so denkt, besonders wenn man sieht wie Leute ohne die geringste Bildung die Eoncession zu solchem Handel bekom men. Allein der wahre Antiquar ist etwas ganz Anderes. Der Antiquar handelt mit Büchern, die schon in den Händen des Publikums waren, er kauft seine Bücher vom Publikum und verkauft sie wieder ans Publikum. Wenn er aber kauft, muß er wissen, was er kauft. Bibeln, Schulbücher oder belletristische Werke, oder Bücher popu lärer Art überhaupt mit Vortheil zu kaufen und zu verkau fen, ist nicht schwer, denn den Werth dieser Bücher lernt man im Augenblick, weil alle Tage darnach gefragt wird; aber wie kann der Antiquar den Werth von Büchern ken nen, die nicht gewöhnlich Vorkommen, wenn er nicht wis senschaftlich gebildet ist ? Wie kann er den Werlh von wirk lich alten Büchern kennen, wenn er nicht literarisch gebil det ist? Der Antiquar hat es zum Theil wenigstens mit Büchern zu thun, die ganz aus dem Sortimentshandel ver schwunden sind, wie will er nun diese Bücher schätzen, wenn er nicht mit der Literatur und Literaturgeschichte ver traut ist? Ja sogar die Geschichte der Buchdruckerci muß er verstehen, um alle Werke beurtbeilen zu können. Und wie vollends, wenn ihm Manuskripte unter die Hände kommen! Daß aber die Kenntniß der tobten Sprachen, so wie der lebenden ihm unentbehrlich ist, versteht sich von selbst, sonst könnte er ja bloß deutsche Bücher kaufen. Der Antiquar muß also das haben, was man in allen Zeiten (und auch jetzt noch) antiquarische Kenntnisse genannt hat, und was jeder Bibliothekar haben muß. Dieß sind die natürlichen Begriffe vom Verleger, Sor timentshändler und Antiquar. Nach diesen Begriffen, sollte man meinen, das Verhältniß zwischen diesen Dreien sei so genau festgesetzt, daß gar keine Reibung entstehen könne. Allein weitgefehlt! Ich will hier zwar nicht von den Reibungen der Mit glieder jeder einzelnen Buchhändlerklasse unter sich reden, ich will den Haß und Brodneid übergehen, der Sortiments händlcr gegen Sortimentshändler entflammt, denn bei dieser Classe ist ein solcher Haß natürlich, weil jeder Sortiments händler dieselben Artikel führt. Daß aber dieser Haß soweit geht, daß ein Sortimentshändler insgeheim seinen Kunden mehr Procente gibt, als ein anderer, obgleich die Preise fix sind und offenkundig, — diese Schleuderei sollte, wie man von soliden und gebildeten Herren erwarten dürste, nicht Vorkommen. Hält ja doch ein Krämer in einer Stadt dieselben Zucker- und Caffepreise, die der andere hat! Doch wir wollen hiervon nicht sprechen, sondern bloß von den gegenseitigen Verhältnissen zwischen Verlags-, Sortiments- und Antiquarbuchhändlec. Daß die Verlags- und Sortimentshändler einander in die Hände spielen, sich gegenseitig nolhwendig sind, liegt klar am Tage. Deßwegen stehen sie auch gut mit einander, so lange der Vcrlagshändlec Ercdit gewährt, so lange der Sortimenter an der Ostermesse seinen Saldo zahlt. Ganz anders ist es mit dem Sortimenter und Antiquar. Der Ersterc möchte den letztern zu einem bloßen Vorkäufler, zu einem „Altenkleiderhändler" zu einem „Trödelkrämer" her abwürdigen. Er möchte gerne haben, daß dem Antiquar nur Bücher, die etwas über dem Makulatur stehen, in die Hände kämen. Beschränkt sich der Antiquar auf reine Antiquitäten, so läßt ihn der Sortimenter gehen, blickt ibm verachtungsvoll über die Achseln, und chikanirt ihn höchstens damit, daß er die Baarpaqucte desselben, die er etwa als Eommissionair einer auswärtigen Buchhandlung zu versenden hat, nicht einlöst, oder öffnet und Bücher da von zurückweist, weil sie „werthlos seien." Werthlos näm lich in seinen Augen! Doch wie, wenn der Antiquar sich nicht bloß damit begnügt, alte Eharteken in Auktionen zu kaufen? Es liegt in der Natur der Sache, daß in jeder Bibliothek, die der Antiquar kauft, ältere und neue Bücher sich befin den; es liegt in der Natur der Sache, daß ein Beamter, oder Pfarrer oder überhaupt ein Bücherliebhaber auch das Neueste sich anschafft, und dieses Neueste, oft noch nicht einmal gebunden oder broschirt, sondern in slbi« oder ganz ungebraucht nach dem Tode des Inhabers mit den andern Büchern verkauft wird; cs liegt in der Natur der Sache,
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