Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandte» Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 1O1 Dienstags, den 12. December. 1843. Debits - Erlaubnis? in Preußen. Das König!. Preuß. Ober-Eensur-Gericht hat für fol gende außerhalb der deutschen Bundesstaaten in deutscher Sprache erschienene Schriften die Erlaubnis zum Debit ertheilt: Die Allmacht Gottes in den Werken der Natur. 2. Ausl. Aarau 1843, Sauerländer. Freuden des Christen in Gott und Religion. Ein sollst. Gebetbuch für Katholiken. 30., von A. A. Waibel durch- gcsehene Ausl. Einst.dein 1843, Gebr. Bcnziger- Hurter, Fr-, die Befeindung der kathol. Kirche in der Schweiz seit dem I. 1831. Berichtigungen, Ergänzun gen und Nachträge. Schaffhausen 1843, Hurtcrsche Buchh. Das Berliner Jntclligenzblatt. Die Leipziger Zeitung enthält in einer Privatmittheilung aus Berlin vom 29. November Folgendes: „Einer andern Beschwerde, dem Jnsertionszwange, wird, obgleich sie von dem ganzen Publicum gefühlt wird, so bald nicht abgeholfcn werden können. Tausende von Dingen, die das Berliner Publicum nichts angehen und welche von den Inserenten für auswärts bestimmt sind, müssen im Berliner Jntelligenzblatt angezeigt werden — ein Blatt, wovon kaum ein halbes Dutzend Exemplare au ßerhalb Berlins gelesen werden — ein Repertoir sämmtli- cher bezahlter Anzeigen, das sich einzig von diesem Zwange nährt, und so seinen Pächter in denStand setzt, dem Staate jährlich ein Pachtgeld von, ich glaube, über 10,000 Thlr. zu zahlen, während es selbst höchst wahrscheinlich, da an Bestellungsgebühren und sonst Vieles absallt, 14 bis 15,000 Thlr. einnimmt. Natürlich muß das Bestreben dieses Blattes dahin gehen, so wenig Abonnenten als mög lich zu haben, da die Einnahme bei einem einzigen Exem plare genau dieselbe ist wie bei Tausenden, wogegen die Aus gabe sich bei mehr als einem Exemplar grade um so viel an Papicrgebrauch steigert. Leider ist der Pacht erst vor Kur- 10r Jahrgang. zem erneut worden, so daß schon hieran alle Remonstratio nen scheitern werden. Der Betrag wird, dem Vernehmen nach, für das große Militairwaiscnhaus in Potsdam ver wandt, ein Institut, dessen Existenz ohnehin schon hinläng lich gesichert ist." Niemand hat wohl so viel Grund, in diese Klage ein zustimmen, als wir Buchhändler. Da sich das Jntclligenz blatt nur durch erzwungene Einrückungsgebühren erhält und die verhältnißmaßig wenigen Abonnenten hauptsächlich den Haufen Makulatur berücksichtigen, der ihnen jede Woche ins Haus gebracht wird, so ist wohl anzunehmen, daß sie vor dem Zerreißen des Blattes an abgelegenen meist dunkeln Orten die literarischen Anzeigen zu beachten am wenigsten aufgelegt sein werden- Sollen nun sämmlliche deutsche Buchhändler gezwungen sein, für das, Militairwaiscnhaus in Potsdam beizusteuern, so wäre es vortheilhafter für uns, wenn die Steuer geradezu erhoben und nicht zum Theil in Makulatur verdruckt würde. Wir sind hier in einem ähn lichen Falle, wie vor mehr als 100 Jahren die Berliner Juden, welche von Zeit zu Zeit das älte Lager der Porzel lanmanufaktur, zu dem sich sonst kein Liebhaber fand, kau fen mußten. Indessen würde es eine Verbesserung für uns sein, wenn wir die Rechte und Verbindlichkeiten, welche die Berliner Juden vor 100 Jahren hatten, gegen den Zwang des Jntelligenzblattes eintauschen könnten- Denn jeder wird für sein Geld noch lieber altes Porzellan nehmen, als ohne irgend einen Nutzen oder Ehre Makulatur anschwel len wollen. Man sollte fast meinen, unsre Berliner Eollegen halten sich ihrer eignen und der Sache des ganzen Deutschen Buch handels noch nicht recht angenommen. Bei der Thäligkcit der Preuß. Regierung in Beseitigung vorkommender Män gel muß man ja wohl der Ueberzeugung sein, daß diese von so vielen In- und Ausländern hart empfundene Bedrü ckung nur noch nicht die rechte Beleuchtung gefunden hat. 258