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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.02.1844
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1844-02-06
- Erscheinungsdatum
- 06.02.1844
- Sprache
- Deutsch
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301 11 302 geben hofft, überläßt man sich einer bittern Täuschung Der Thüringer Verein ist von würdigeren Grundsätzen ausgegangen. Ehre diesen Biedermännern, welche glau ben, daß man einen solchen Verein mit Beschlüssen begin nen müsse, wobei vollkommene Ucbereinstimmung und Ei nigkeit herrscht, nicht mit solchen, die erst Uneinigkeit und Streit erzeugen- Der Geist !fer Eollegialität, die persön liche Befreundung und der Austausch der Ansichten, mei nen jene Männer, müsse das Beste thun. Nur auf diesem Wege könne etwas geschehen, die Despotie der Majorität gegen die Minorität führe nur zu Bitterkeit und Zerwürf nis;. Diesen Ansichten des achtbaren Thüringer Vereins wird jeder Unbefangene von ganzem Herzen beipflichlcn. In diesem Geiste hat schon vor 3 Jahren unser biederer Frommann in einem Aufsatze unter der Ucberschrift: Com- petenz für eine wohlthätige Reform Treffliches gesagt, aber wie es scheint ohne den gewünschten Erfolg. Zwangs maßregeln taugen nicht für den Kreis gebildeter Männer, und gewiß unerkläcbar ist, wie sich die Stuttgarter Ucber- cinkunft unter der Zustimmung so achtbarer Verlagshand lungen und selbst des so geachteten Börsenvorstandes hat in dieser Weise bilden können. Leidenschaftlichkeit aber macht einseitig und ist die Trägerin alles Unheils, und hier tritt sie schroff genug hervor, sonst hätte der Verein doch auch etwas anderes als lediglich nur sich ins Auge gefaßt. Nicht eine einzige würtembergische Buchhandlung außerhalb Stutt gart ist zu den Berathungen des Vereins eingeladen worden, dafür trug aber ein Mitglied desselben darauf an, die fest gestellte Uebcreinkunst für alle wüctembcrgischcn Buchhand lungen bindend zu erklären und im Weigerungsfälle Rech nungsaufhebung anzuwcnden. Der bessere Sinn der Mehrzahl weist aber eine solche despotische Maßregel als unstatthaft zurück. Das Hauptübel in unserem Geschäfte ist und bleibt der Rabatt, mit dessen Abschaffung viel unnötbigcr Hader ein Ende nehmen und das Ansehen unseres Geschäfts sich wie der heben müßte. Es fehlt nicht an Sympathieen dafür unter den würtembergischen Buchhändlern, allein das kläg lichste Mißtrauen und die krämerhafteste Engherzigkeit hin dert an energischen Maßnahmen, diesen Krebsschaden zu heilen. Die Verleger, welche helfen könnten, sehen mit unbe greiflicher Gleichgiltigkeit dieser durch den Gebrauch sanctio- nirlen Schleuderei zu. Schafft einmal die Ordinairpceise ab, die nur dem Publikum zu gut kommen, berechnet die ermäßigten Ladenpreise mit Rabatt und gemährt dem thätigen Sortimenter für Parthien Frciexempl., dann wird der Rabatt von selbst verschwinden. Dabei müßten wir und das Publikum gewinnen. Ohne mich auf eine ausführliche Beleuchtung der Be stimmungen der Stuttgarter Uebereinkunft einzulassen, will ich schließlich nur einen Punkt derselben besprechen, den Rabatt an Buchbinder. Es giebt nichts widersinnigeres, nichts gefährlicheres. Den Buchbindern wäre der reichlich gebotene Gewinn am Ende wohl zu gönnen, allein sie tre ten ihn dem Publikum ab, verkaufen wie der Buchhändler, oft selbst bei Nettoartikeln den gebotenen Rabatt verschen kend und begnügen sich mit dem Gewinn am Einbande. Dadurch wendet der Buchhandel diesem sckon so oft verklag ten Geschäfte eine bei aufmerksamem Betriebe rasch sich mehrende Kundschaft zu und veranlaßt zu Uebergriffcn, zu directem Bezüge von den Verlegern, wohl sogar zu unbe rufenen, unbefähigten Eindringlingen in unser Geschäft und gefährdet unbedacht die eigene Existenz. Ist es nicht so? Man erkennt vielleicht den größten Theil meiner Behauptungen als unumstößliche Wahrheit, aber so viel auch Vereine entstehen, Verbesserungen einzu- führcn, so hat noch keiner da zu helfen gesucht, wo vor allem geholfen werden sollte. Wenn auch meine Ansichten von Vielen unsres Standes als unreife Frucht nicht tief genug gehenden Nachdenkens vornehm verworfen werden mögen, so scheue ich mich doch nicht, sie offen auszusprechen, weil ich hoffen darf, daß Manche dadurch veranlaßt werden über diese wichtigen Lebensfragen weiter nachzudenken und vielleicht ihre dabei gewonnenen Ansichten eben so freimüthig zum Gegenstand öffentlicher Besprechung zu machen. Eßlingen, im Januar 1844. I. M. Dannh eimer. Ucbcr Polens Ccnsurverhältnissc äußert sich die Deutsche allg. Zeitung in einem Artikel aus Berlin wie folgt: „Man erinnert sich vielleicht noch der sehr human klingenden veröffentlichten Ecnsurvcrordnung aus Polen, in der sogar — wie aus schneidender Ironie — Redewendungen vorkamen, die den neuesten preußischen Censurrescripten nachgeahmt sind. Betrachten wir die Praxis! Den Freunden der polnischen Literatur ist eine Fabel bekannt unter dem Namen: Der Hahn als Tyrann seiner Familie; eine ganz beziehungslose Fabel. In den im Königreiche cursirenden Büchern findet man das Wort „Tyrann" in der Ueberschrift durch einen großen Klex'von der Hand der Eensoren weggewichst; der Hahn soll kein Tyrann sein. Das Wort cvolnosc bedeutet im Polnischen „Freiheit" und wird bei Redewendungen gebraucht, als da sind: Dieser Mensch hat in seinem Benehmen viele Frei heit; das streicht die Eensur und setzt dafür: ürvobocis, unser „Behäbigkeit, Behendigkeit." Die unschuldigsten Berliner Blätter sind mit Wichse überzogen, selbst die Annoncen der Kaufleute daselbst wer den nicht verschont; und als wir erstaunt eine solche Stelle verglichen, fanden wir angezeigt: Mühen s la Polonais. Uns liegen Leihbibliothekenbüchec vor, Romane, in denen ganze Seiten weggerissen sind von des Censors Hand, und solches großmüthig annoncirt ist den Lesern. Das Nieder trächtige, das Schamlose, das Giftige, das Aotenartige, Dasjenige, was wie entnervendes Gift den Völkern in die Adern und in die Seelen schleicht, das lassen diese Eenso ren mit wohlbedachter Ueberlegung stehen, das wird den Menschen gereicht in goldener, verführerischer Schale, da mit sie recht bald würdige Kinder der großen „Familie" wer den ; was aber auch nur die leiseste Andeutung giebt, daß über allem menschlichen Treiben ein rächender Gott waltet, daß das Geschrei der Gedrückten empordringt zur gehörigen Stelle, auch wenn ihnen der Mund geknebelt ist, das wird mit einem Scharfsinne vertilgt, der — und das ist die gute 21*
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