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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-01-07
- Erscheinungsdatum
- 07.01.1916
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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Nr. 4. Deutschen Reiche zahlen für jedes Lxemp^r 3^Mark bez.N des Dörsem>ereins die viergespaltene Petitzeile oder^deren ^Z3S Mark jährlich. Nach dein Ausland erfolgt Lieferung N Raum 15 Pf.,'/«6.13.50 M.. ^6.26 M.. V, 6.50 M.; für Nicht-5! über Leipzig oder durchs Kreuzband, an NichtmiL^lieder in N mi^lieder 40 Pf.. 32 M.. SO M.. ISO NI. — Deilagen werden Leipzig, Freitag den 7. Januar 1916, 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Feldgraue Weihnachten 1915. Bei dem grotzen Interesse, mit dem alle Mitteilungen von Berufsgenossen aus dem Felde ausgenommen werden, möchten wir einen Sammelartikel unter der vorstehenden Überschrift im Börsenblatt veröffentlichen, in dem über die Verhältnisse berichtet werden soll, unter denen die im Kriegsdienst stehenden Berufs genossen vergangene Weihnachten gefeiert haben. Wir wären daher den Herren Kollegen aller militärischen Dienstgrade zu Dank verbunden, wenn sie sich daran durch Ein sendung ihrer Erlebnisse und Eindrücke Weihnachten 1915 — sei es drautzen im Felde oder daheim — beteiligen und dabei auch über die Rolle berichten würden, di« das Buch nach ihren Be obachtungen bei den Heeresangehörigen diese Weihnachten ge spielt hat. In Verbindung mit der angeregten Berichterstattung über das Weihnachtsgeschäft 1915 (vgl, Bbl, 1916, Nr. 2), die wir von den Daheimgebliebenen erwarten, würden wir auf diese Weise eine Art Rechenschaftsbericht aus beiden Lagern, in Summa also i eine Vorstellung erhalten, was den Kollegen daheim und draußen Weihnachten 1915 beschert worden ist, Redaktion, Erinnerungen und Erlebnisse eines Nigaschen Buchhändlers. Von Georg Jonck, lKortsetzung ,» Nr, g,> Am 15, August erhielt ich vom Gouverneur die Erlaubnis, in Riga zu bleiben, gleichzeitig aber von der Gendarmerie den Befehl, sofort in ihrem Bureau zu erscheinen. Dort wurde mir eine von mir ausgestellte Mitgliedskarte des Deutschen Flottenvereins vorgelegt und ich gefragt, was die ser Verein bedeute und bezwecke. Selbstverständlich beantwortete ich diese Frage ganz wahrheitsgemäß, daß der Verein keine poli tischen Ziele verfolge, sondern die Liebe des deutschen Volkes zum Seewesen erwecken und stärken solle. Meines Wissens seien in Riga nur Reichsdeutsche Mitglieder des Vereins, Sein Organ »Die Flotte« hätte ich regelmäßig unter Kreuzband durch die Zu- sur erhalten, ebenso die Mitgliedskarten, sodaß die Regierung über den Verein und seine Ausbreitung in Riga vollständig unter richtet sein müsse. Nach Erledigung des Protokolls, das bei der Gerichtssitzung im Februar d. I, in vollständig veränderter Fassung zur Ver lesung gelangt sein soll, wurde mir gesagt, ich solle sofort ins Ge schäft fahren, dort seien meine Schlüssel nötig. Im Geschäft fand ich Gendarmerie und Polizei schon in Tätigkeit, Die offenstehenden Pulte des Personals waren schon durchsucht, Rechts und links von meinem Pult standen Gen darmen, die Türen waren besetzt, aber dem Publikum der Zugang gestattet, sodaß besonders Kricgskartcn flott verkauft werden konnten. Nachdem ich alle Fächer meines Pultes geöffnet hatte, zog ich mich ins Nebenzimmer zurück und überließ die weiteren Verhandlungen meinem Angestellten, der mich schon ins Bureau der Gendarmerie begleitet hatte. Alles Schriftliche aus meinem Pulte und aus dem Gcld- schrank wurde beschlagnahmt. Um 5 Uhr nachmittags war die Untersuchung beendet, und die Beamten entfernten sich. Zur selben Zeit fand, wie im Geschäft, auch eine Haus suchung in meiner Privatwohnung statt. Hier wurden alle Pri vatbriefe, 2 Revolver, die noch aus der Revolutionszeit stamm ten, und die Photographie-Albums beschlagnahmt; zur Fortschaf sung mußte meine Frau einen ziemlich großen Koffer hergebcn, dessen Fassungskraft kaum groß genug war, um alles Beschlag nahmte aufzunehmen. Im Laufe dieser aufregenden Stunden gab es übrigens auch heitere Momente, Unsere Reisegenossin von der Dampferfahrt her, Frau W,, die nach der Zwangsausweisung ihres Mannes zu uns gezogen war, hatte u. a, einen Koffer mitgebracht, in dem sie außer einigen Kleidungsstücken ihres Mannes auch einige Blechbüchsen verwahrte. Erregten schon die Männerklcider in einem Damenkoffer Verdacht (Spionage in Verkleidung), so wurde den Beamten die Sache ganz bedenklich beim Anblick der Blech büchsen, Das konnten doch nur Bomben sein! Mit bleichen Ge- ! sichtern und äußerster Vorsicht machte man sich an die Unter suchung der gefährlichen Dinger, Plötzlich ein befreiendes herz liches Gelächter — die gefürchteten Bomben enthielten Pfeffer kuchen aus Rostock, Während der ganzen Zeit wurden meine Damen im Saal unter Bewachung zurückgehalten, nur meine jüngste Tochter durfte die Beamten bei ihrem Rundgang durch die Wohnung begleiten, Auskünfte geben und Schränke und Kommoden öffnen. Um 146 Uhr verabschiedeten sich die Beamten, ich war in zwischen nach Hause gekommen, und wir konnten uns zu Tisch setzen. Daß die Speisen fast unberührt wieder abgetragen wur den, wird man begreiflich finden. Jetzt ließ man mich fast drei Wochen in Ruhe, Am 3, September wurde ich abermals zur Gendarmerie bestellt, man hatte inzwischen meine Briefschaften ge sichtet und besonders diejenigen, die den Flottenverein betrafen, herausgesucht. Zu jedem Schriftstück mußte ich genaue Erläuterungen geben. Am bedrohlichsten für mich schien dem Gendarmerie-Oberst, der das Verhör vornahm, das beschlag nahmte Ehrenwart-Diplom nebst dem Jeton, das mir einige Jahre vorher verliehen worden war. Ein solches Diplom könne ich doch nur für eine ganz besondere Tätigkeit im Interesse des Vereins bekommen haben. Ich erklärte ihm, daß ich nur die Milglieds beiträge für Riga entgegengenommen und sie gesammelt der Ge schäftsstelle in Berlin übersandt hätte, außerdem hätte ich unter die Mitglieder das Vereinsorgan »Die Flotte« verteilt, jede Nummer sei direkt durch die Post unter offenem Kreuzband ge kommen, und die Zensur habe gegen den Bezug und Vertrieb keinerlei Einwendungen gemacht. Die ganze Angelegenheit sei von mir durchaus offen und ohne Heimlichkeit gehandhabt wor den, denn ein Unrecht gegen den russischen Staat hätte ich darin nicht sehen können, um so weniger, als ich an einen Krieg zwi schen Deutschland und Rußland nie geglaubt hätte. Hierauf legte ich dem Herrn noch die mir vom Kaiser von Rußland ver liehene Rote-Kreuz-Medaille ans dem Russisch-Japanischen Kriege mit dem Diplom vor und wies darauf hin, daß hieraus doch mindestens meine Sympathien für Rußland klar hervor gingen. Der Oberst meinte jetzt, es sei Wohl möglich, daß dieser letztere Umstand günstig auf meine Angelegenheit einwirken könne, und 13
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