Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1844

1789 59 1790 lungen von dem Präsidenten, Hrn. Heinrich Erhard, mit > einer Umsicht und Sicherheit geleitet, die zur Genüge kund gab, daß die Leipziger Messe nicht vergeblich alljährlich be sucht wird, und daß der rasche Lebensverkehr ein entschieden besserer Lehrmeister ist, als die Schreibstube und deren enge vier Wände. Besonders lebhaft wurden die Verhandlun gen über die Frage, ob der jährliche Versammlungsort wech seln oder stabil sein solle. Für Ersteres sprachen die Herren Winter aus Heidelberg und Hoff aus Mannheim, indem sie behaupteten, daß ohne einen zwischen Frankfurt und Stuttgart stattfindcnden Wechsel wohl niemals ein groß artiger Verein ins Leben treten werde, da das ganze Rhein land, Hessen, die Pfalz w. auf Frankfurt als natürlicher Ver einigungspunkt hingewiesen seien. Auch wurde dabei in die Wagschale gelegt das etwas theure Reisen in Württemberg sowohl in der Gegenwart, in Folge der Postsätze, als vor aussichtlich in der Zukunft, selbst nach gewonnener Eisen bahn, da bereits verlaute, daß auch das neue Communica- tionsmittel der Ausbeutung von Privaten und somit der Agiotage übergeben werden solle. Für Letzteres (die Sta bilität des Versammlungsorts) wurde geltend gemacht, daß man nur dadurch die bestimmte Einhaltung des Abrech nungstermins , eine der Hauptaufgaben des Vereins, er zielen könne, und daß bei einem Ortswechsel der bisherige Zustand des Auseinanderflatterns, dem man gerade durch Concentrirung der Kräfte zu begegnen sucht, fortdaucrn dürfte. Bei der Abstimmung ergab sich eine überwiegende Mehrheit für die Stabilität des Versammlungsorts, doch wurde ausdrücklich dabei beschlossen, daß das Resultat, als reiner Ausdruck der Ansicht der Stimmenden, den Abwe senden mitgetheilt werde, auch die Abstimmung über die Frage, welche Stadt zum Versammlungsort gewählt wer den solle, unterlassen. Zuletzt sprach sich die Versammlung für Annahme der Statuten aus (von Seite Frankfurts und Heidelbergs wurde sich der Abstimmung enthalten). Den Schluß der Sitzung bildete die Wahl einer Commis sion , welche das Constituirungsgeschaft bis zur nächsten Zusammenkunft weiter führen soll. Nachmittags 2 Uhr endete die Sitzung, und ihr schloß sich ein heiteres Mahl in dem festlich geschmückten Bürgersaale an. Die Frankfurter Buchhandlungen haben neuerdings unterm 25. Mai das nachfolgende Rund schreiben erlassen. Es ist uns dasselbe jedoch erst am 20. d. M- Nachmittags zu Händen gekommen, so daß es erst heute möglich wird, dasselbe unfern Lesern mitzutheilen. d. R. Mit Beziehung auf unsere früheren Rundschreiben in Betreff der hier abzuhaltenden Versammlung der süddeut schen Eollegcn, benachrichtigen wir Sie hierdurch, daß nun alle erforderlichen Vorkehrungen dazu getroffen sind, und erlauben uns im allgemeinen Interesse unsere Bitte um zahlreiche Theilnahme noch einmal zu wiederholen. Diese Versammlung hat zunächst zum Zweck, eine bis her vielfach vermißte Ordnung und Regelmäßigkeit in un fern Geschäftsverkehr zu bringen und einen für Alle bin denden Zeitpunkt aufzustellen, bis zu welchem die Jahres rechnungen geschlossen und saldirt sein müssen. Außerdem aber sollen auch sonstige allgemeine Angelegenheiten in Be- rathung gezogen und überhaupt nach und nach diejenigen Principien ermittelt werden, die für den ganzen süddeutschen Buchhandel anwendbar sind und deren Durchführung uns wirklich zu Nutz und Frommen dient. Bisherige Versuche dieser Art, so gut sie auch gemeint waren, sind nicht geglückt, theils weil sie nur von einem verhältnismäßig kleinen Theil unternommen waren, anstatt aus dem Ganzen hervorzugehen, theils weil man sich von vornherein zu unreifen Reformen Hinreißen ließ, die sich sehr bald als unausführbar erwiesen. Bei alledem waren aber jene Vereine für uns nicht vergeblich. Sie gingen von einer heilsamen Regung aus, bestätigten das allgemeine Bedürfnis nach einer Einigung, und wir haben ihnen außer dem gar manche Erfahrung und Lehre zu verdanken. Lassen wir es uns jetzt die erste Aufgabe sein, diese all gemeine Einigung aller Glieder zu erzielen, zuvörderst für den rein praktischen Zweck, das gemeinsame Abschließen und Saldiren zu einem Zeitpunkt und für eine damit verbun dene alljährliche Zusammenkunft. Letztere ist sicherlich das erfolgreichste Förderungsmittel für Alles, was in unserm Geschäftsverkehr der Entwickelung bedarf; denn ohne eine solche werden alle Klagen und Besserungsvorschläge, mit denen unsere Buchhändlerblätter das ganze Jahr hindurch angefüllt sind, völlig fruchtlos bleiben. Auch wird einem Jeden unter uns die nähere Bekanntschaft mit seinen Col lege» willkommen und erfreulich sein. Es war eine bessere Zeit im Buchhandel, als die Messe zu Leipzig noch durch gängig persönlich besucht wurde, was gegenwärtig, sei cs in Folge der zu großen Ausdehnung des Buchhandels oder vielleicht auch nur durch eine eingerissene üble Sitte, nicht mehr stattfindct. Von dem hohen Senat unserer freien Stadt wurde uns mit wohlwollendem Entgegenkommen jede Förderung und Erleichterung, die uns zu dem beabsichtigten Zwecke dienlich erscheinen möchte, im Voraus zugesagt. Das sehr passende Lokal der alten Börse ist uns zum Behuf unseres Abrech nungsgeschäfts und der Zusammenkünfte bereits einge räumt und uns in jeder Beziehung die geneigteste Berück sichtigung der sonstigen Wünsche der Versammlung zuge sichert worden. Den 1. Juli und die folgenden Tage wird die Abrech nung stattfinden, der Tag der Generalversammlung aber noch bekannt gemacht werden. Wir dürfen uns der Erwartung hingeben, daß diese Zusammenkunft eine erfreuliche und nützliche sein werde, und in dieser Hoffnung entbieten wir allen unfern süddeut schen und schweizerischen College» freundlichen und ach tungsvollen Gruß. Andreäische Buchhandlung. — Gebhard L Körber. — I. D. Sauerländer. — Z. Ehr. Hermann'sche Buchh.— Jäger'schcBuchhandlung. —F. Varrentrapp'S Verlag.— F. Varrentrarp'i SortimentShandl. (M. Kepler.) — Heinrich Zimmer. — Weschc'sche VerlagSbuchhandl. — Friedrich WilmanS. — August Osterrieth.— C.Fngcl.— Schmerbcr'scheBuchhandlung (NachfolgcrH.Keller.) — Earl Körner. — Joh. Val. Meidingcr. — G. F. Ket. tembeil. — Ferdinand Boselli. — H. b. Brönner. — I. P. Streng. 126*