4322 Nr. 227 Freitag eutschland am Anfang des siebzehnten Jahrhunderts: Reichtum und Fülle in Städten und Dörfern; Weltoffenheit der Renaissance; Selbstherrlichkett der Landesfürsten; lockeres Gefüge nur noch das alte Heilige Römische Reich... In dieser Zeit beginnt der Feuerbrand, der dreißig lange Jahre über Deutsch land raste. In dieser Zeit reift das große Schicksal, das uns Karl Bartz in seinem neuen Buch „Vier Kameraden" schildert. Es ist die Chronik einer deutschen Familie im siebzehnten Jahrhundert und die Geschichte einer Kameradschaft während des langen, vernichtenden Krieges; sie führt uns in das reiche, bürgerstolze Augsburg, in die prunkhaften Paläste Venedigs, an den Tisch der schweizerischen Herberge, an dem Rudolf Baumgarten, der Sohn des reichen Handels- Herrn, zum ersten Male die drei Gesellen trifft, die ihm später Kameraden werden. Schon wirft der Krieg seine dunklen Schatten voraus: Unsicherheit im Handel, entwertetes Geld, beginnende Teuerung. Der Reichtum des Hauses Baumgarten zerrinnt. Verzweifelte „Geschäfte" des Seniors vollenden den Ruin. Die Brüder trennen sich: Jakob erlebt die kommende schwere Zeit als Schreiber im Rathaus der Vaterstadt; Heinrich, der lutherische Geistliche, teilt die Nöte seiner bäuer lichen Pfarrkinder, die Bedrückung durch Kaiserliche, Schweden und Kroaten; Rudolf zieht vom Nürn berger Lager aus im Heere Tillys in den Krieg, an seiner Sette der „lange Burgunder", der „Paletten-Josef" und der „Gelbe Johannes"; sie ziehen vom Süden nach Norden, von der Elbe zum Rhein, folgen dem wechselnden Kriegsglück, dem Muttergottes-Banner Tillys, den Fahnen des Schwedenkönigs, den Trommeln Waüensteins, der Standarte des Feldherrn Bernhard von Weimar. Und es entfaltet sich das vielgestaltige, farbenreiche und wildbewegte Schauspiel jener Zeit: die stolze Pracht reicher Bürgerhäuser, die Verwirrung durch Aberglauben und Hexenwahn, die rohen Sitten der 4323 Studenten, das große Sterben der Pest, die Erstürmung Magdeburgs, die Blutnacht zu Eger, die den Stern des Friedländers verlöscht, das Leben der Söldner und Obristen, der Marketenderinnen und Troßbuben, das Elend der Bauern und ihr hier und da aufflackernder Abwehrkampf, die heimtückische Gefahr der Marode-Brüder, der Räuberbanden, der Wegelagerer, der ganze sonderbare Zug merk würdiger Gestalten und zweifelhafter Abenteurer, an denen jene Zeit so reich war. Kraftvoll und in starken Farben ist die Wirrnis und Buntheit der Epoche dargestellt: das Deutschland vom Anfang bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, die Zeit vor dem Kriege und das gewaltige Schlacht feld, das kaum einen deutschen Gau verschonte. Von Menschen leer sind die Dörfer, dahin ist der Wohlstand der Städte, wehrlos und ein Spielball fremder Mächte das Heilige Römische Reich. In diesem zerstörten und verarmten Deutschland erwacht langsam neues Leben, ein Leben freilich, das die Schrecken des Krieges noch nicht vergessen hat, das nur zaghaft an den Frieden glauben kann und in weltabgewandter Empfindsamkeit verharrt. Aber schon erstrahlt über den Trümmern des Reiches, zwar fern und noch kaum erkennbar, ein neuer Stern: Brandenburg-Preußen! iss KaniMlikli Roman, ;°z Seiten, Preis in Ganzleinen 7 M broschiert 6 M erscheint am -4. Oktober im Verlag Icktlstem 1. Oktober 1937