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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1916
- Strukturtyp
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- 1916-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1916
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19, 25. Januar 1916. Redaktioneller Teil. an das Elend und die Schwere der Zeit — auch die Hoffnung, die Sehnsucht nach Frieden war stärker als je — aber gerade die Gräber sind es, die uns immer wieder mahnen, auszuhalten, zu kämpfen bis zum endgültigen Siege. Das Blut darf nicht umsonst vergossen sein, wir müssen weiterkämpfen, und mir war, als sagte jedes Grab: Gib auch Du Dein Bestes fürs Vaterland, wie wir es getan haben, damit Du der großen Zeit würdig bist. Still und ruhig verging das Fest. Der Alltag kehrte wieder in unsere Baracken, und doch freute ich mich, wie so mancher Kamerad immer wieder zu den Weihnachtsbüchern griff, die meist mit den Paketen aus der Heimat gekommen waren. Die Freude war um so größer, als ich immer wieder feststellte, wie unrecht diejenigen haben, die dem Soldaten nur leichte Lesekost geben wollen. Selbstverständlich kommt für die Allgemeinheit nur guter Unterhaltungsstoff in Frage, aber gar mancher Soldat freut sich über ein ernstes Buch, nur darf es kein Traktätchen oder etwas Ähnliches sein. Lebensernst und Lebens weisheit werden so gern genossen, und solche Bücher wirken gerade im Lazarett am stärksten, wo der Körper oft zur Nuhe gezwungen ist, wäh rend der Geist um so tätiger arbeitet. Rudolf Rothe r. X. Es war wenige Tage vor Weihnachten. Ich ging durch die stock finstere Nacht, durch Regen und Wind nach dem Quartier, wo heute eine Musikprobe stattfinden sollte. Rasch war ich vor dem niedrigen einstöckigen Häuschen angelangt. Ja wahrhaftig, da drinnen spielten sie schon, und wundersam tönten die Klänge an mein lauschen des Ohr. Leise trat ich ein und sah vier meiner Kameraden am run den Tisch musizieren, wie eben nur wirkliche Künstler musizieren können. Mein Kamerad G., der sich oft als Schützengraben-Faschinen spezialist hervorragend betätigt und mich mit den dabei nötigen Hand griffen vertraut gemacht hatte, meisterte die Violine, Kamerad K., der stets lustige Unterstandbauer, die Gitarre, und zwei andere spielten Zither und Bandonion. Einer der Kameraden, ein bekannter Mün chener Musik-Instrumentenbauer, hatte Instrumente und Noten be schafft. Eine ganze Anzahl Zuhörer saß oder lag auf Strohsäcken da, lesend, rauchend und der lange entbehrten Musik lauschend. Zwei vorbeigehende Offiziere blieben stehen, traten ein und konnten dann nicht genug hören. Waren es doch die lieben, alten Weihnachtslieder, die da gespielt wurden und alte Erinnerungen heraufbeschworen. Dabei zitterte eine leise Wehmut durch den Raum, eine stille, tiefe Trauer um drei liebe Kameraden unserer Kompagnie, die zwei Tage vorher gefallen und von uns ins Grab gesenkt worden waren. Auf die Frage des Kompagnie-Führers: »Wer meldet sich zur Mit wirkung bei Weihnachtsaufführungen?«, trat eine beträchtliche An zahl Leute vor die Front. So kam es, daß von meiner Kompagnie ein reichhaltiges Programm für Weihnachten aufgestellt werden konnte, zumal wir »erste Kräfte« genug unter uns hatten. Zunächst gab es da eine vorzügliche Aufführung von Ludwig Thomas »Erster Klasse«, in den Hauptrollen gespielt von ehemaligen Mitgliedern des Tegernseer Bauerntheaters. Die Darstellung war ganz ausgezeichnet. Sie ließ fast vergessen, daß wir uns in Feindesland befanden und daß die Aufführung in Ermangelung eines geeigneten Raumes in einer riesig großen Scheune stattfinden mußte. Am Weihnachtsabend und am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag wurden in der Dorfkirchc unserer Ortsunterkunft Krippenspicle aufgeführt. Wohl jeder war überrascht und ergriffen von der Schönheit dieser Vorführungen, die schon deshalb besonders bemerkenswert waren, weil mit unseren Feldgrauen auch eine junge Französin als Maria und eine ganze Anzahl französischer Kinder als Engel mitwirkten und dadurch zum Gelingen des Ganzen nicht unwesentlich beigetragen haben. Und nun erst die eigentliche Weihnachtsfeier meiner Kompagnie. Am Nachmittag hatte bereits die Verteilung der aus der Heimat ein getroffenen Liebesgaben stattgefnnden. Keiner ging leer aus, denn die Gaben waren so reichlich eingegangen, daß jeder beschenkt werden konnte. Am Abend aber hat eine seltsame Versammlung auf dem Appellplatz stattgefunden, denn jeder Mann hatte nicht nur sein Koch geschirr in Ermangelung eines Maßkruges, sondern auch seine eigene Sitzgelegenheit mitgebracht, und dann ging's hinein in den hell erleuchteten geschmückten Schulsaal. Gleich am Eingänge stand der herrliche Lichterbaum, strahlend im heimischen Schmuck. Es wurden Programme ausgeteilt, tadellos gedruckt von einigen Kameraden, Jüngern Gutenbergs, die eine in unserem Ort erst kurz vorher ent deckte Hausdruckerei einer französischen Automobilfabrik wieder so weit in Schwung gebracht hatten, daß es möglich wurde, diese und andere Drucksachen sauber herzustellen. Dem Prolog und der An sprache unseres Kompagnie-Chefs folgten Vorträge ernster und hei terer Art. Unsere Offiziere sowie die mitwirkenden Kameraden hatten alles darangesetzt, uns vergessen zu machen, daß wir Weih nachten nicht wie sonst mit unseren Lieben zu Hause, sondern in Fein desland feierten, viele unter uns zum zweitenmal. Wohl wurde oft der Heimat gedacht, hatten doch alle liebe Angehörige, die meisten Weib und Kind zu Haus, aber gleichwohl war die Stimmung doch freudig und hoffnungsvoll im Bewußtsein treuer Pflichterfüllung für des Vaterlandes Wohl. Hatten wir doch auch das Glück, daß an unserem Frontabschnitt zur Zeit verhältnismäßige Stille herrschte, sodaß wir Weihnachten in Ruhe verleben konnten. Der gute Stoff, der auf Kosten der Kompagnie direkt aus München beschafft worden war, schmeckte auch nicht übel. Kurz, es war eine echte, schöne Weihnachtsfeier, die wir da ver lebt haben; sie wird gewiß allen in Erinnerung bleiben ihr Lebenlang. Zum Schluß möchte ich uoch eine Lanze für die Feldpost, die oft zu Unrecht geschmähte, brechen. Sie hat glänzend gearbeitet, soweit ich beobachten konnte. Die meisten Weihnachtspakete sind rechtzeitig vor und zu den Feiertagen bestellt worden. Eine Riesenarbeit ist da ge leistet worden, die Dank und Anerkennung verdient. Unter den vielen zu Weihnachten ins Feld geschickten Gaben spielte das Buch leider nicht die Nolle, die wir ihm gewünscht hätten. Immerhin konnte ich in einzelnen Fällen feststellen, daß Kameraden u. a. auch Bücher erhielten, die durchweg sehr willkommen waren. Ich selbst bin über Erwarten reich mit Büchern beschenkt worden, die hier seitdem z. T. schon den dritten und vierten dankbaren Leser gefunden haben. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß manche Offiziere doch daran gedacht haben, dem Lesebedürfnis ihrer Leute durch Ankauf und Ver teilung kleinerer Schriften, wie Soldatenkalender usw., Rechnung zu tragen. Adolf Askani, Infanterist in einem bayer. Res.-Jnf.-Regt. cin. Beiträge zur Geschichte des Leipziger Buch. Handels im 16. und 17. Jahrhundert. Jnaugural-Dissertation Zur Erlangung der Doktorwürde der hohen Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, vorgelegt von Hugo Lorenz. 8°. (VIII u. 79 S.) Leipzig 1915, HugoLorenz. Br. ^ 1.50 ord. Bei den engen Beziehungen des Buchhandels zur Geistesgeschichte unseres Volkes muß es als ein erfreuliches Zeichen angesehen werden, daß sich die Wissenschaft immer mehr der Erforschung seiner Ver gangenheit zuwendet. Wenn in diesem Bestreben dem Sohne eines Berufsgenossen die Möglichkeit gegeben wird, den Stoff für seine Doktorarbeit aus der Geschichte des väterlichen Berufsstandes, dem er vielleicht einmal selbst angehören wird, zu entnehmen, so darf man daraus sicherlich die gesunde Absicht wissenschaftlicher Kreise er kennen, den Anwärtern auf die Doktorwürde nicht e.in beliebiges Thema, sondern ein solches zu geben, für das man besondere Anteil nahme lind Lust und Liebe erwarten kann. Es liegt auf der Hand, daß der Gewinn, den die Wissenschaft selbst bei einem solchen Ver fahren davonträgt, in der Regel ein viel größerer ist, als wenn der Stoff außerhalb der Interessensphäre des betreffenden Doktoranden liegt. Die wissenschaftliche Forderung selbständiger Forschung und Er zielung selbständiger Forschungsresultate ist vom Verfasser in jeder Beziehung erfüllt morden. Es muß das um so mehr anerkannt wer den, als es ihm in manchen Fällen nicht leicht geworden sein mag, auf die Benutzung unschwer zugänglichen, aber nicht immer zuver lässigen Quellenmatcrials zu verzichten, sondern sich auf sichere Doku mente und geschichtliche Tatsachen zu beschränken. Wenn dabei Albrecht Kirchhofs oder ein anderer Historiker des Buchhandels im einzelnen widerlegt wird, so braucht darin keine Schmälerung ihrer Verdienste erblickt zu werden. Denn das freie Spiel der Phantasie, das dem schreibenden Geschichtsfreund aus dem Laienstande gestattet ist, kommt für die Arbeit des berufsmäßigen Historikers nicht in Be tracht, selbst wenn dadurch die Form seiner Darstellung eine gewisse Nüchternheit und Trockenheit annimmt. Man wird einen solchen natürlichen Mangel oder Vorzug — wie man es gerade nennen will — umsoweniger störend empfinden, je zuverlässiger und wirklichkeits getreuer das Bild der geschichtlichen und kulturgeschichtlichen Zustände und Entmicklungsvorgänge vor unseren Augen erscheint. Der Verfasser hat sich eine Periode des Leipziger Buchhandels als Gegenstand seiner Erforschung und Darstellung gewählt, die er als dessen zweite Blütezeit angesehen wissen möchte. Sie umfaßt den Zeitraum von etwa Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die letzte Zeit des Dreißigjährigen Krieges. An Quellennachweis, Vorwort und Einleitung schließt sich das erste Kapitel mit wertvollen und gründ lichen firmengeschichtlichen Ergebnissen an. In besonderen Unter abteilungen werden die verschiedenen Unternehmungen betrachtet, unter denen wir den Firmen Conrad König und Andreas Heil, Lorenz Fin- kclthaus, den Apeln, den Börnern, Henning Große, Vater, (sein Leben, 83
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