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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1916
- Strukturtyp
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- 1916-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1916
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- Deutsch
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Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 19, 25. Januar 1916. der Meßkatalog und der Streit mit Lamberg), den Söhnen von Hen- , ning Große, Barthel Voigt, Thomas Schürer, Abraham Lamberg, I Johann Rosa, Christoph Ellinger, Elias Nehefeld L Johann Groß und Caspar Closemann begegnen. Dabei ist es dem Verfasser ge lungen, insbesondere zuverlässige Nachrichten über die Vermögens verhältnisse und über die Verlagsproduktion der Leipziger Buch händler zu geben. Im ganzen ähnelt das Bild vielfach der Gegen wart. Es fehlt nicht an großen u. z. T. recht bemittelten Unternehmern, aber auch nicht an solchen, deren Geschäfte unzureichend fundamentiert sind und aus Mangel an Mitteln dem Konkurs verfallen. Das Kenn zeichen aber fast aller Geschäfte ist eine mehr oder weniger umfang reiche Verlagstätigkeit, die neben dem Sortimentsgeschäft ausgeübt wird. Daß hierin die Wurzeln der künftigen Größe Leipzigs als Ver lagsort zu erblicken sind, unterliegt kaum einem Zweifel. Der Schwerpunkt der Lorenzschen Arbeit liegt allerdings in dem zweiten Kapitel: »Der buchhändlerische Geschäftsbetrieb«. Kommen in dem ersten Abschnitt »Leipzig als Meßplatz« mancherlei von den bisherigen Auffassungen abweichende Tatsachen zum Vorschein, so er heischt der zweite, »Das Zahlungswesen«, schon deshalb unser Inter esse, weil er zeigt, daß bereits damals der deutsche Buchhandel an dem Erbübel übermäßiger Kreditgabe an den Zwischenhandel und das Publikum litt. Unter den unsicheren Schuldnern spielen die Buch- fllhrer keine geringe Rolle. Im dritten Abschnitt wird das Verhältnis des Leipziger Buchhandels zu den auswärtigen Messen dargestellt, wobei sich wiederum mancherlei neue Gesichtspunkte ergeben. Im vierten Abschnitt »Kommissionsverhältnisse« werden allerlei Formen von Vertretungen erörtert, die aber keinesfalls etwa als Vorläufer des heutigen Kommissionsbuchhandels angesehen werden dürfen. Viel mehr handelt es sich um Schaffung von Erleichterungen und Bequem lichkeiten, besonders in der Einziehung der Schuldforderungen, wie sie sich aus deu »«sicheren Zeit- und mangelhaften Verkehrsverhältnissen ergaben. Daß der Buchhandel, wenn er nach außen hin vielleicht auch den Eindruck eines dem Zunftzwang nicht unterliegenden freien Ge werbes machte, gleichwohl schon damals die Neigung zur Absonde rung und Erhaltung einer gewissen beruflichen Geschlossenheit besaß, geht aus dem Abschnitt »Ausschlußbestrebungen und der Buchhandel der Drucker und Binder« deutlich hervor. Ein anderer Abschnitt »Der Kleinhandel« ist den Kartcnmachern, Briefmalern und -druckern ge widmet. Sehr interessant sind die Ausführungen des Verfassers in dem Abschnitt »Die Autoren« über die Honorierung der Verfasser. Man sieht deutlich, daß anfangs eine Geldcntschädigung für die geistige Arbeit als wenig ehrenvoll angesehen wurde, bis sich aus der Ent schädigung durch Freiexemplare die Anerkennung der Berechtigung von Geldhonorar durchrang. Weitere Abschnitte sind den Bücher preisen, dem Nachdrucke und Privilegienwesen und schließlich der Zensur gewidmet. Den Schluß bildet ein Anhang mit der Statistik des wich tigsten Leipziger Verlages damaliger Zeit, Henning Große, bis 1600, die vom Verfasser unter Benutzung verschiedenen Quelleumaterials fast bis zur Vollständigkeit ergänzt werden konnte und über den Um fang des Verlages sowie über die Art der vorzugsweise erzeugten und vertriebenen Literatur Aufschluß gibt. Wir haben also alle Ursache, in der fleißigen und gründlichen Arbeit des Verfassers einen wertvollen Beitrag zur Geschichte nicht nur des Leipziger, sondern auch des deutschen Buchhandels zu erblicken. ? i s e s t o r. Mine Mitteilungen. Mitteleuropäische Fahrplankoiiscreiiz. — Am 8. und 18. Februar findet in Wien eine Mitteleuropäische Fahrplankonsercnz für den Sommerbienst statt, zu dem außer den Verbündeten auch die neutralen Staaten Vertreter entsenden werden. Personalnachrichten. Kriegsauszeichnung. — Dem Musikalienverleger Herrn Carl Ne in ecke, Hauptmann und Kompagnieführer in einem Infanterie- Regiment, Mitinhaber der Firma Gebrüder Reinecke in Leipzig, wurde das Kriegsvcrdienstkreuz verliehen. Gestorben: am 20. Januar nach kurzer Krankheit, die ihn nur wenige Tage ans Bett fesselte, im fast vollendeten 78. Lebensjahr der Geheime Kommerzienrat August Bagel, Scniorchef der Firma A.Bagel, Verlagsbuchhandlung, Buch- und Stcindruckerei, Buchbinderei in Düsseldorf und der Papierfabrik in Egger- Mit ihm ist einer der energischsten Vertreter des Buchgewerbes und zugleich einer seiner bedeutenden Förderer dahiugegangcn. August Bagel, der sich deu Leitspruch »Gebrauchter Pflug blinkt« erkoren hatte, war ein Mann der Arbeit, ein unermüdlicher Arbeiter und reger Geist. Das von seinem Großvater im Jahre 1801 in Wesel gegründete, von seinem Vater August Bagel gleichfalls dort zu hoher Blüte gebrachte und im Jahre 1878 nach Düsseldorf verlegte Unternehmen hat der Ver storbene durch unablässigen Ausbau, fortgesetzte Verbesserung und Ver größerung zu einem der bedeutendsten des graphischen Gewerbes ent wickelt. In wie belangreicher Weise die Bedeutung des Unternehmens unter August Bagel gewachsen ist, geht daraus hervor, daß bei seinem Eintritt in die Firma die Zahl der Angestellten und Arbeiter etwa 100, bei Ausbruch des Krieges im Sommer 1914 aber 400 betrug. Abgesehen von der Ausbildung einer verfeinerten Technik des Kunst- und Farbendrucks im Hochdruckverfahren zeugt von seinem Streben vor allem die hohe im Bagelschen Betrieb erreichte Vollendung des neu zeitlichen vielfarbigen KUnstlersteindrucks, die vielen hervorragenden Meistern der Zeit willkommene Gelegenheit bot, ihre Schöpfungen in den Werkstätten der Firma Bagel auf den Stein zu zeichnen, unter ihrer eigenen Anleitung mit Hilfe der erlesenen Arbeitskräfte zu ver vielfältigen und so zahlreichen Kunstfreunden Erbauung und Genuß zu verschaffen. Auf dem Gebiete des Verlags hat der Verstorbene allezeit weiser Mäßigung gehuldigt. Er war kein kühner Wäger auf diesem Feld voller Hindernisse, Fallgruben und unberechenbarer Schick sale. Daher ist die Reihe der von ihm verlegten Bücher verhältnis mäßig klein, aber was er verlegte, war gut, und wenn er eine Ver lagsidee in die Tat umsetzte, dann war es für den Verfasser, für deu Verleger, für deu Sortimenter ein glattes und gutes Geschäft, und für den Käufer sein Geld wert! Neben dem ausgedehnten Kaleudcr- vcrlag pflegte er vorwiegend den Schulbuchvcrlag. Aber auch sonst hat er der deutschen Fachliteratur zu mancher ansehnlichen Bereicherung verholfen, und angesehene Zeitschriften, darunter mehrere amtliche, sind im Verlagskatalog der Firma vertreten. In früheren Jahren mar Gehcimrat Bagel regelmäßig Gast der Leipziger Ostermeßveranstaltungen, und vielen unserer älteren Be rufsgenossen war er Freund geworden. Ohne Rast war der Verewigte für die Weiterentwicklung der Firma bemüht, nichts mar seiner Auf merksamkeit zu gering, wenn es sich darum handelte, die Leistungs fähigkeit seines Betriebes zu erhöhen oder zu beweisen. Als im ge genwärtigen Kriege der Sohn des Verewigten, der jüngere Teilhaber der Firma, zum Heeresdienst einberufen wurde, ruhte die ganze Last der Leitung auf den Schultern des greisen Herrn. Unermüdlich ging er den einzelnen Arbeitsvorgängen nach, hier antreibend, da vermittelnd, dort Änderungen treffend, sodaß alles nach Wunsch und ohne Stockung verlief. Bis zum letzten Tage stand er Tag für Tag, ob Sonntag, ob Werktag, Punkt 8 Uhr an seinem Pult, und die körperliche und geistige Frische dieses Jünglings in schneeweißem Haar war der schla gende Beweis für die Wahrheit seines Leitspruchs. Neben den geschäftlichen Obliegenheiten nahmen ihn zahlreiche Ehrenämter in Anspruch. Sechsundzwanzig Jahre laug mar er Stadt verordneter von Düsseldorf und gehörte als solcher und auch noch nach feinem Ausscheiden aus dem Stadtverordnetenkollegium mehr als zehn Sonderausschüssen der Stadtverwaltung an, und zwar nicht nur dem Namen nach, sondern tätig, anregend, fördernd, wie es seine Art war. Außerdem war er Vorstandsmitglied des Kuustvereins für Rheinland und Westfalen, des größten derartigen Verbandes, dessen umfangreiche Kassenvcrwaltung er leitete, Aufsichtsratsmitglied und Gründer der Rheinischen Bahngesellschaft, und gehörte daneben noch vielen anderen industriellen Unternehmen als Aufsichtsrat an. Endlich bekleidete er viele Ehrenämter in Berufs- und Fachvereinen, gemein nützigen, politischen und wirtschaftlichen Verbänden und war jungen strebsamen Künstlern ein uneigennütziger Förderer. 78 Jahre alt ist August Bagel geworden; ein langer Weg voll schöner Erfolge, ein glückliches Leben lag hinter ihm. Er war einer der wenigen Begnadeten, denen es vergönnt war, das Greiseualter durch jugendliche Frische zu überwinden, als Patriarch einer stattlichen Fa milie, unter einer Schar blühender Enkel und Urenkel, au der Seite seiner hochbetagten Gemahlin die seltenen Feste der fünfzigjährigen Berufstätigkeit und der goldenen Hochzeit zu begehen. Nun kam der Tod und winkte ihm, und schnell und leicht verlosch sein Licht. H v. Jesco von Puttkamer s. — Der Dresdener Schriftsteller und Re dakteur Jesco von Puttkamer ist am 22. Januar im Alter von 57 Jah ren einem Herzschlag erlegen. Der Verstorbene war Mitgründer und längere Jahre hindurch erster Vorsitzender des Vereins Dresdener Presse An der Gründung des Neichsverbandcs der deutschen Presse und des Landesverbandes der sächsischen Presse, dessen erster Vor sitzender er bis 1914 war, hat er ebenfalls regen Anteil genommen. Er leitete lange Zeit die »Landwirtschaftliche Presse«, die Fachzeit schrift »Das Pferd«, den »Deutschen Familienkalender« usw. und ist auch als belletristischer Schriftsteller hervorgetretcu. Verantwortlicher Redakteur: Emtl Thomas. — Verlag: Der Värfenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (BuchhändlerhauL).
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