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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1916
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- 1916-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1916
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Nr. IS. Daum 30 ZUtzl-u j . . kosten IS 3H2Äark N Mitglieder für die Leile 10 Pi., iiir i/, s. 32 Nl- statt 5S M.. „ rsöhrlich sreiS-schästsst-»- od^ZSMark b-i^>°stüb-e^-i>ung rr Mr s.t?" 3^d d^° " MAMuMÄMUMrÄWnNMUe'MüchUMrM^M« Leipzig, Dienstag den ü5. Januar 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Feldgraue Weihnachten. VII. Während wir das Weihnachtsfest vor einem Jahre in Flandern, wenige Kilometer hinter den deutschen Schützengräben, feierten, waren wir diesmal besonders vom Gluck begünstigt; denn das Regiment lag im Dezember in einem hübschen deutsch-lothringischen Städtchen in Ruhe. So haben wir denn trotz des Krieges auf deutschem Boden deutsche Weihnachten feiern können. Die letzten Tage vor dem Feste standen unter dem Zeichen der großen Pakete, deren Anzahl auch dies Jahr so bedeutend war, daß der Feldwebel uns Unteroffizieren des öfteren auftrug, den Em pfängern zu raten, den Inhalt ihrer Sendungen unverzüglich in An griff zu nehmen, um bei einem plötzlichen Alarm nicht ratlos den vielen Vorräten gegenübcrzustehen. Am Heiligen Abend war Kirchgang. Das Gotteshaus hatten die Kameraden in geschmackvoller Weise mit Tannengrttn geziert, und vor dem Altar waren zwei große Tannenbäume mit brennenden Kerzen aufgestellt. Bei diesem Anblick fiel mir ein, daß das flandrische Dorf kirchlein, in dem wir die letzte Weihnachtspredigt hörten, seitdem von englischer Artillerie beschädigt worden sein soll und nicht mehr benutzt werden kann. Der Pfarrer erwähnte in seiner Predigt, daß im feindlichen Aus lande unter dem Titel »Deutsche Weihnachten« eine Karikatur er schienen sei, die einen feldgrauen Soldaten zeige, der das Christkind auf sein Bajonett aufgespießt hat, während man im Hintergründe brennende Häuser sieht, bei deren Scheine andere Soldaten Maria und Josef umbringcn. Ein Blick auf die ernsten Gesichter der anwesenden Feldgrauen hätte jeden Zweifelnden von der Unmöglichkeit derartiger Handlungen überzeugt, und wer dann noch gehört hätte, mit welcher Andacht tiefe Männerstimmen die lieben, deutschen Weihnachtslieder sangen, dem wäre zur Gewißheit geworden, daß deutsche Soldaten an solche blutige Weihnachtsfeiern, wie feindliche Verhetzung sie uns andichten möchte, nicht einmal im Traume denken. Den Nest des Heiligen Abends verbrachten wir bei unseren Quar- tierleuten, die in der Mehrzahl Christbäume geschmückt hatten, und es muß betont werden, daß die Lothringer alles getan haben, was in ihren Kräften stand, um uns die Abwesenheit von daheim vergessen zu machen. Im Laufe des ersten Feiertags führte mich mein Weg an dem Friedhof vorbei, an dessen Mauern die Gräber der Soldaten liegen, die im August 1014 während der Schlacht bei Metz verwundet wurden. Neben zehn deutschen Kameraden ruhen auch zwei Franzosen dort. Bayern haben schon vor langer Zeit Kreuze auf die Gräber gesteckt und auf jedes noch eine Nachbildung des Eisernen Kreuzes geheftet, auch auf die der Franzosen. Aus Anlaß des Festes waren einige Christbäume zwischen die Gräber gestellt und diese selbst mit Tannen grün und Kränzen aus Tannenzweigen bedeckt; auch dabei waren die Franzosen nicht ausgenommen worden. Diese gleichmäßig ge schmückten Hügel, unter denen Freund und Feind schlummern, boten ein solch ergreifendes Bild, daß man die Verleumder von Deutschlands Heer am liebsten davor gestellt und ihnen gesagt hätte: Seht, das sind deutsche Weihnachten! Am Abend des ersten Festtages war dann Weihnachtsfeier der Kompagnie im Beisein der Offiziere. Auf langen Tafeln waren nützliche Geschenke ausgebreitet, und es wird Buchhändler besonders interessieren, daß auch reichlich Lesestoff zur Verteilung kam. Die roten Umschläge der Wiesbadener Volksbücher leuchteten an vielen Stellen, und auch einige gebundene neue Werke waren den Ange hörigen unseres Regiments aus ihrer sächsischen Heimat gespendet worden. In einer kurzen, zu Herzen gehenden Ansprache gedachte der Hauptmann der Lieben in der Ferne, dann folgten Gesänge und heitere sowie ernste Vorträge. Da nun bekanntlich die Ernährung des Soldaten eine der hauptsächlichen Fragen im Kriege ist, hatten unsere braven Gulaschkanoniere etwas Besonderes znbercitet, nämlich Kar toffelsalat, der in einigen großen Kübeln in den Saal geschasst wurde. Dazu gab es warme Würstchen und zur Bekämpfung des dadurch entstandenen Durstes gutes deutsches Bier. Bis nach Mitternacht war dann noch alles in schöner, kameradschaftlicher Weise beisammen, und sicher werden sich alle Teilnehmer jederzeit mit Freuden der unter so friedlichen Verhältnissen verlebten zweiten Kriegsweihnachten er innern. Nicht allen feldgrauen Kameraden wird es vergönnt gewesen sein, das Fest in gleicher, ungestörter Weise zu feiern, aber dennoch waren wir, wie dies beim deutschen Heer überall und in allem der Fall ist, eine große, gewaltige Einheit: Mit denselben Liedern schweiften Wir derselben Heimat zu. Möge es den vielen Kollegen, die das letzte Christfest in Feld grau verlebten, beschieden sein, kommende Weihnachten wieder im Frie den der Heimat zu feiern! Johannes Greßmann. VIII. An der Äser. Weihnachten? . . . Richtig, wir hatten Weihnachten; mein ver dorbener Magen und die ganz gewaltig gewachsene Kompagnie-Bücherei sagen das. Also, rein äußerlich . . . Unsinn, der Magen ist ja innen! Sagen wir besser: »seelisch erlebt« habe ich diese Weihnachten nicht. Wir gingen am 23. in Stellung; statt des heimatlichen Schneegestöbers gab es den üblichen Ablösungsregenguß, der uns bis auf die Haut durchnäßte. Dazu der verflixte Südwest-Sturm, der wieder gewaltige Wassermassen angetrieben hatte. Unterwegs schon hieß es, die Stellung ... sei total ersoffen; kurz darauf kam der Befehl: »Die letzte Gruppe geht in die . . . Stellung«. »Na ja, die letzte Gruppe«, ging das Geknurr los. Statt der schönen Unterstände mit heizbaren Vorbauten winkte uns nun ein dreitägiges »Auf-dem- Rücken-liegen« in einem als sehr feucht bekannten Schützengraben. Stockfinster war es auch geworden; ein ungewohnter Weg. Bums, ich stand bis zum Bauch im Wasser. Nun hatte wenigstens die untere Körperhälfte vor der oberen nichts mehr voraus. Endlich sind wir da; Wasser im Graben — die Unterstände regelrechte Tropfsteinhöhlen. Zu der eigenen Unbehaglichkeit noch das Gequake der Leute, für die gerade in solchen Lagen der Korporal die erste Vertrauensperson ist. Ich verspreche, beim Kompagnieführer eine Lippe zu riskieren; damit geben sie sich vorerst zufrieden. Als dann die Postzeit da ist, mache ich mich auf den Weg und schildere dem Kompagnieführer die üble Lage meiner Leute, die nun drei Neservetage, und diese drei Tage total durchnäßt liegen sollen; der schnauzt mich ganz fürchterlich an; er sei auch naß usw. Nur vergaß er die mollige Wärme in seinem Unter stand in Betracht zu ziehen. Am andern Morgen kam er aber doch und sah sich im Morgengrauen unsere Unterkunft an. Er zeigte einen bewundernswerten Optimismus. »Ihr liegt ja großartig hier«-, meinte er von der Grabenböschung aus, »und trocken auch«, indem er mir an die linke Seite des nach unten verlängerten Rückens fühlte. Flugs drehte ich ihm die andere Seite zu, auf der ich gelegen, und zwar im Wasser gelegen hatte, und überzeugte ihn dadurch von seiner irrigen Auffassung. Das wirkte denn auch, und gleich darauf krochen wir bei den andern Gruppen mit unter. Am Heiligen Abend mußten wir wie sonst »schanzen«, ö. h. Material schleppen, da unsere Stel lungen als Eilande aus einer großen Wasserfläche herausragten, die nur durch fortwährendes Pumpen und Wasserschöpfen besetzungsfähig gehalten werden konnten. Am 1. Feiertag fiel das Schanzen aus; auch unser Gegenüber war friedlich; es wurde nur wenig geschossen. Am 61
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