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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.01.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1916-01-28
- Erscheinungsdatum
- 28.01.1916
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- Deutsch
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^ 22. 28. Januar 1916. Redaktioneller Teil. angenehme Stimmung unter die Leute gebracht, soöaß die Bescherung vor sich gehen konnte. Noch einige Worte, und jeder eilte an seinen Platz, um seine Gaben in Empfang zu nehmen. Wie viel lag da vor allen ausgebrettet, kaum konnten sie begreifen, daß das alles ihnen ge hören sollte! Ein dankbares Gefühl stieg in uns gegen alle die auf, die in liebevoller, treusorgender Weise an die feldgrauen Vatcrlaudsver- tcidiger gedacht und ihnen diesen Abend durch ihre reichen Gaben in jeder Beziehung -»genußreich« gestaltet hatten. Hat diesem schönsten aller Feste auch das Beste gefehlt, der Weih nachtsfrieden, so wird es doch vielen in dauernder Erinnerung bleiben, nnd alle, die in der glücklichen Lage sind, dereinst nach siegreich über standenem Kampfe ein deutsches Weihnachten mit ihren Lieben daheim feiern zu können, werden sich sicherlich gern des heiligen Abends er innern, den sie 1915 im Schlosse D. auf feindlichem »Boden« verlebten. Ewald Klötzer, Utffz. d. N. XIV. Zu Weihnachten, dem Feste der Freude und Liebe, ist keine Ent fernung so weit, kein Weg so schlecht, daß er hindern könnte, an der Kompaguiefeier teilzunehmen. 10, ja 20 km weit her kamen wir zu Fuß, die wir in kleineren Abteilungen an der Bahn arbeiten. Während draußen die Kanonen donnerten, versammelten wir uns zu einer kur zen Andacht mit daran anschließender Gabcnverteilung. In einem hübschen Saal des sog. lettischen Teehauses in N. umstanden ungefähr 200 Mann das von den Weihnachtsbäumen in Hellem Lichterglanz erstrahlende Rednerpult, von dem aus unser Hauptmann über die Geburt Christi und ihre Bedeutung sprach, und dann sangen wir im Chor das uns so lieb gewordene Lied »Stille Nacht, heilige Nacht«, das uns in die rechte Feststimmung versetzte. Nach einer kleinen Aussprache über die Bibelworte zeigten unsere Opern- und Schauspielkräfte ihre Kunst. Einer unserer Kameraden, ein Opernsänger, trug die Arie aus der »Zauberflötc« »In diesen heil'gen Hallen« und sodann das herrliche Lied »Das Heidcgrab« vor. Biel zum Gelingen des Festes trug die geschickte Anordnung und die Beteiligung aller bei, die jeden militärischen Rangunterschied aus schaltete. Außer den Weihnachtsgaben, die das Note Kreuz, Zentral-Depot der Liebesgaben in Berlin, einem jeden von uns in Gestalt von nütz lichen und wohlschmeckenden Dingen gespendet hatte, erhielten wir noch von vielen unbekannten Stiftern aus Ostpreußen Geschenke, die durch das Los verteilt wurden. Und ivas hatten die Fremden in der Ferne — Damen des Vaterländischen Frauenvcreins und Knaben ans der Schule in Kaukehmen i/Ostpr. — alles eingepackt! Der eine bekam außer Pfefferkuchen, Nüssen, Schokolade, Zigarren und Zigaretten ein Domino- oder Mühle spiel, ein anderer Hosenträger und ein dritter ein Buch, ein erfreu liches Zeichen unserer Zeit und ein Erfolg der großen Werbetätigkeit, was mir als Buchhändler natürlich eine besondere Freude bereitete. Das Los verteilte die Gaben in ziemlich sachgemäßer Weise, und wo dies einmal nicht der Fall war, wurde der Bestimmung durch Tausch nach- gcholfen. Wie ein Kind freute sich unser Hauptmann bei der Zu teilung der Gaben und sorgte in väterlicher Weise, daß jeder zufrieden- gestellt wurde. Oft konnte man hören, daß irgendein langgehegter Wunsch erfüllt worden war, und überall sah man frohe und zufrie dene Gesichter. Wer gerade von Feldgrauen in N. war, durfte teil- nehmcn und erhielt ein Los. Nach einem sehr netten selbstverfertigten Gedicht eines unserer Schauspieler-Kameraden ging es zur Kaffecpausc mit Stollen, die unser Kantinenwirt gestiftet hatte. Ein seltsamer Vorgang. Die Aus gabe des Kaffees wie in den Volksspeisehallen, der Kaffee selbst wie bei Bauer. Das sind Gegensätze, wie sie eben nur der Krieg hervor- bringcn kann. Einige echt deutsche Soldatenlieder: Nach der Heimat, Ich hatt' einen Kameraden, Es braust ein Ruf wie Donnerhall u. a., die 200 Männerstimmen ans voller Kehle sangen und die in uns die Erinnerung an die Lieben daheim besonders lebendig werden ließen, beendigten die schlichte Feier. Jeder war zufrieden: die Veranstalter, die nicht wenig Arbeit anf ihr Gelingen verwandt hatten, und wir. Sic ent sprach dem Ernste der Zeit und war doch fröhlich. Draußen aber hatte sich inzwischen ein Sturm mit Schneetreiben er hoben, daß sich der Schnee zu Bergen häufte. Das wird wieder Arbeit für uns geben, dachte wohl jeder von uns auf dem Wege zu seinem Quar tier, das manche von uns für diese Nacht bei einem Kameraden gefunden hatten. Am ersten Feiertag morgens zogen wir nach unserem Standguar- ticr oder richtiger, wurden vom Winde solange die Bahnstrecke cntlang- gctrieben, bis uns ein ungefähr 1 m hoher Berg Schnee, der auf die Schienen geweht war, Halt gebot. Hier mar Arbeit für uns, die wir bei den Eisenbahnern den Dienst haben. Aber was tun? Unser Hand werkszeug lag in den Qnarticrcn, 10 Km entfernt, und bald konnte ein Zug kommen, der entweder nicht durchfahren konnte oder Ge fahr lief, zu entgleisen. Hier galt es schnell handeln. Da Handwerks zeug fehlte, so requirierten wir aus den umliegenden Häusern alle vorhandenen Brot- und Kuchenschaufelu; Bretter wurden von den Häusern und Zäunen gerissen, mit dem Seitengewehr bearbeitet, und dann ging es an die Arbeit. Ob sich unsere Schippen wohl jemals haben träumen lassen, statt in den heißen Ofen in den kalten Schnee gesteckt zu werden? Wir selbst konnten nur nach einer Seite sehen, denn in der anderen Richtung warf uns der Wind den Schnee in die Augen, sodaß mau sie kaum offen halten konnte. Bei 20 Grad Kälte mit unseren Tornistern und Decken auf dem Rücken, mit langen Eiszapfen in den Bärten, sodaß wir eher Seehunden als Armierungssoldaten glichen, räumten wir, so gut es sich machen ließ, den Schnee von den Schienen. So ging es alle paar 100 Meter trotz der vorhandenen Schneeschutzwände. Wie vom Sturm aufgepeitschte Seen sahen die Haufen aus, während man an anderen Stellen von Künstlerhand geformte Gebilde zu sehen glaubte! Mit leerem Magen kamen wir statt gegen 10 Uhr um halb zwei in unseren Quartieren an. Aber trotz der angestrengten Arbeit und des Marsches gab es keine unzufriedenen Gesichter, denn wir wußten alle, wir hatten unsere Pflicht getan, obwohl wir nur ein kleines Rad der großen Maschine sind, die laufen muß, gleichviel ob draußen die Weih nachtsglocken läuten oder nicht. Nach kurzer Mittagsrast mußte der größte Teil von uns noch einmal hinaus, um den ueuangcwehten Schnee wieder zu beseitigen und die Geleise für die Züge freizumachen, die nns Proviant und außer anderem vielleicht noch viele Weihnachtspakete bringen sollten. Das mar unser Heiligabend und erster Weihnachts-Feiertag im Jahre 1915. Werner Prager. XV. Weihnachten 1915 habe ich leider nicht im Felde feiern können, sondern in — Schneidemühl, als Startleiter der Fliegerschule. Ich habe im Sommer draußen einen kleinen Knacks gekriegt, bin aber recht gut repariert. Dieses Weihnachten spielte sich im Stall der Kaserne ab und verlief — militärisch. Buchhändlcrisch bemerkenswert war daran nur, daß ich am 1. Feiertag in den Händen eines Unteroffiziers, der hier fliegen lernt, des Czernowitzer Philosophen Wahle Kritik der Philosophie sah. Dieser Unteroffizier ist allerdings rumänischer Reserveoffizier und wird nach »Fricdcnsausbruch« wahrscheinlich Privatdozent an einer der größten deutschen Universitäten werden. Spezialfach: »Vererbungs- philosophic«. — Als Kuriosum mitgcteilt. Ich selbst könnte nur vom Weihnachtsfest 1914 berichten. Der einzige Mensch, der mir unaufgefordert Bücher ins Feld geschickt hat, war ein junges, mir fremdes Mädel im Vogtland, das vielleicht noch nicht einmal gewußt hat, daß ich berufsmäßig selbst Bücher mache. Eine besondere Freude aber war es mir, als ich im Juni 1915 ein Paket bekam, das mir sechs Monate vorher die Dresdner Sortimenter als Weihnachtsgabe zugedacht hatten. So lange war's hinter mir hcr- »geflogen«. Buchhändler, die Bücher verschenken — sogar gute — und Schoko lade und Zigarren und Rollmops obendrein — Bravo! S ch u e i d e in ü h l. F. E. Köhler - Ha u ßen , Offizier-Stellvertreter. Mit Schippe und Hacke im Dienste des Vaterlandes. Von Walter Möller. Jll. Kl. 8°. 76 S. Druck und Verlag von Wilhelm Möller in Oranienburg. Brosch. 1 ^ ord. Ist es nicht ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß die beiden ersten »Schippcrbllcher«, nnd zwar für Gegenwart nnd Zukunft gewiss nicht die schlechtesten, aus der Feder non Buchhändlern stammen? Otto Rlcbl-ke nnd Walter Möller, Aber weiter als bis zur Gemeinsamkeit des Kriegs- „nd FrledcnsbernfcS der Verfasser geht die Gleichwertigkeit dieser Kricgsschilderungen nicht, Rlebicke bot uns zusammenhängende Berichte, erfüllt von einem fast unbezähmbaren Drang, alle AnS- drucksmitel zur natürliche» Veranschaulichung des Erlebten und Er schauten heranzuzlchcn, Walter Möller gestaltet aus der Episode das abgerundete künstlerische Bild, Ausschnitte, Skizzen, Dabei versteht er cs meisterhaft, seine Darstellung mit dem in unserer Zeit so dünn gesäten Kräutlein Humor zu würzen. Wir haben es z, T. mit kleinen U7
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