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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-01-26
- Erscheinungsdatum
- 26.01.1916
- Sprache
- Deutsch
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-01
- Tag1916-01-26
- Monat1916-01
- Jahr1916
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.01.1916
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Nr. 20. für '/Vs. N M. statt lSM.' 6t<^/ö'ngcjuche werden mit 10-Pf. pro ! Seile berechnet. — In dem illustrierten Teil: für Mitglieder NAeMiMMWMereMöeMAWME Leipzig, Mittwoch den L6. Januar 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Auf feldgrauer Straße. Aufzeichnungen von Otto Riebicke. Neue Folge II. (I siche Nr. L.) Garnisonweihnacht. Alle tonnten wir nicht »bei Muttern« fahren. Nein, das ging nicht. Da gab es gesperrte Landesbezirke, und die Garni son legte auch Verpflichtungen auf. Die halbe Kompagnie könne Weihnachten fahren, die andere Hälfte Neujahr, so hieß es — dienstlicher — in der Parole. Danach mußten wir uns richten, und die Unbeweibten traten mit selbstverständlicher Kameradschaft zurück. »Bei Muttern«, das ist dem Soldaten der Inbegriff von Braten, Bett und Bequemlichkeit. Denn »Mutter«, das ist die Frau. Und wenn es im Schüttelreim noch so keck optimistisch heißt: »Es geht mir gut in Feldgrau, drum schicke mir kein Geld, Frau!« — in diesen Tagen hängt auch der Pionier gern an Mut- terns Sparstrumpf. Gönnerhaft wird er ihr dafür den Arm reichen und mit ihr durchs Städtlein marschieren; vorausgesetzt, daß »die Alte« (wie sie in anderer Variation heißt), nicht asthmatisch ist und den Pionierschritt . . . links . . . zwei . . . drei . . . vier innehalten kann. Im andern, reglementswidrigen Falle freilich wird der Pionier lieber zu Hause bleiben und nach dem Balken trupp-Kommando »Nehmt — auf!« seine Kinder auf die Schulter schnellen und Muttern immer wieder an seine Brust »rödeln«, bis es heißt »einrücken!« — juhuhhh ... ins warme, Weiche, liebe Beit. Als nun die halbe Kompagnie fort war, da wurden wir auf halben Dienst gesetzt. Das ging und brachte weihnachtliche Stim mung. Und dann sorgte die Kompagniemutter auch für einen Christbaum. Ein großer, gerader Christbaum, für den Lichter gekauft wurden und um den sich Geschenke aufbauten; für jeden ein Päckchen und Äpfel und Pfeffernüsse. Das geschah oben auf dem Dachboden gleich unter den Zie gelsteinen, auf die der Schnee einen dicken Weichen Pelz gelegt hatte, der melancholisch zur Erde träufelte. Denn wir hatten einen kleinen Ofen geliehen bekommen, der es warm und mollig machte darunter. Und drei Glühbirnen schaukelten an ihren grünen Schnuren, damit wir erst einmal sehen konnten, wohin wir traten, da es Abend war, am Tage vor der Heiligen Nacht. Als dann aber der Weihnachtsbaum brannte, wurde es hell, und unsere Augen sahen immer mehr: erst die Embleme der Pio niere, die gekreuzten Spitzhacken, Beile, Spaten und Gewehre, die an der zeltbahnüberkleideten Giebelwand hinter dem Baum hingen, dann das Tannengrün an allen Balken und die Gaben tische, und schließlich schauten sie immer weiter ... bis zu den Lieben daheim, irgendwo. Wir standen und fangen Weihnachtslieder, die alten, lieben, die man ja niemals vergißt. Der feldgraue Seminaroberlehrer dirigierte; er führte den Taktstock mit einer Grazie, als sei er nie mals im Balken, oder Brettertrupp gewesen. Aber ich kann es beschwören: er war es; wie wir es alle waren, oft und immer wieder und manchesmal darin gestöhnt haben — bis es draußen so eiseskalt wurde, daß wir uns von selbst danach drängten; denn das wärmte das Blut. Alle Stimmen fanden sich > zum Gesang, und je mehr Strophen es wurden, desto mehr rang ; sich die Melodie durch, und zuletzt klang sie so rein, als wüßten wir i überhaupt nichts von derben Soldatenliedern. Vor die Tür aber ! hatten wir einen Horchposten gestellt; und, als es gerade am ' besten klappte, meldete er die Offiziere. Unter dem brennenden Baum gedachte unser Kompagnie- sllhrer, dessen Brust das Eiserne Kreuz I. Klasse trägt, der Kämp fenden in den Fronten und hob das Glück hervor, daß es uns ver gönnt sei, dieses Fest, wenn auch fern der Familie, so doch immer noch in der Heimat — in Deutschland — verleben zu können. Mit einem Worte aber packte er uns am tiefsten. Das war die kurze, inhaltsreiche Anrede »Kameraden!« Wir haben sie nie vor her gehört, wir waren »Leute« gewesen — und darum schien sie uns heute wie eine Gabe zum Fest, eine Feierlichkeit, ein Treu schwur Das hatte sich die »Alte Schule« Wohl nicht träumen lassen, daß auf ihrem vergessenen Dachboden einmal feldgraue Soldaten Kriegswethnacht verleben würden. Und die beklexten, genera- tionsbesessenen Schulbänke ächzten nicht unauffällig, als wir uns reihelang an den Bubentischen niederlietzen, in die Äpfel bissen und dicken Zigarrenqualm in die Luft bliesen. Aber das küm merte uns wenig; wir saßen und puddelten in unserem Häuf chen. Erst jeder für sich. Und dann erzählte er es dem Nachbar: von dem Taschentuch, das er sich für die Feiertage aufheben wird, von dem Pfeifchen, das er erst eingeraucht haben möchte, von dem Briefbogen, mit dem er gleich »Muttern« den Weihnachtsgrutz schicken will, und von den schönen Bildern, die in die Mannschafts- stuben kommen sollen. Und mit einem Male war ein heiterer Lärm, ein Singsang und ein Zuprosten. Denn wir hatten auch Bier aufgestellt, tüchtige Fätzchen mit gutem Inhalt . . . Eine echte Schützengrabenkapelle mit Schrubber und Blechtellern er faßte beinahe richtige Melodien. Und wenn es vorher angesagt wurde, sangen wir mit (denn sonst wußten wir nicht, was es war); dann gab der Schrubber mit solcher Energie den Grundbatz, daß die Dachziegel klapperten. In einer elegischen Ecke aber spielte ein Phonograph unaufhörlich ... was eben Phonographen unaufhörlich spielen können. Es ging gegen Mitternacht. Da verlöschen die Lichter des Weihnachtsbaumes. Es wird dunkel und still. Draußen ist es milde geworden. Ein feiner Regen rieselt. In großen Fladen löst sich der Schnee vom Dachfirst und fällt klatschend an den Fenstern vorbei. Dahinter liegen sie, schlafen und träumen. Und wenn sie erwachen, steht der dürre Tag wieder über dem grauen Dach der Alten Schule .... »Das Gewehr — über!« — Krieg. Meine Beziehungen zum Buchhandel. (Zum 70. Geburtstage Prof. vr. Theobald Zieglers, S. Februar 1916.) Sie wünschen von mir etwas über meine Beziehungen zum deut schen Vcrlagsbuchhandel zu hören. Allein das würde ein so aussühr- llches Stück Lebcnsgeschichte werden, daß ich viel zu bescheiden von mir denke, als daß ich die Aufmerksamkeit Ihrer Leser dafür in An- 85
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