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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.03.1845
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1845-03-28
- Erscheinungsdatum
- 28.03.1845
- Sprache
- Deutsch
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302 ^1? 25 Nichtamtlicher Th eil Der Aufsatz in Nr. 6 dcS Orients und die Erwiederung des Herrn Veit in Berlin. Der aus dem „Orient" in das Börsenblatt übergegangene, die jüdischen Bücherhändler betreffende Aufsatz, hat durch Herrn M. Veit in Berlin eine Erwiederung gefunden, die sehr zur gelegenen Zeit kommt, da sie wohl Veranlassung geben wird, diesen den deutschen Sortimentshandcl so nahe angehenden und so oft von verschiedener Seite angeregten Gegenstand einmal gründlicher zu besprechen. — Abgesehen von der Art und Weise, wie der uns gänzlich unbe kannte Verfasser jenes Aufsatzes im Orient die Sache behandelt und darstellt, fern von allen persönlichen und confessionellen Beziehungen in und zu derselben, können wir doch den darin ausgesprochenen An sichten über die genommene Richtung des Antiquar-Geschäfts nur voll kommen bcipflichtcn und uns freuen, daß endlich einmal ein Nicht- Buchhändler, ja selbst, was wir längst erwarteten, ein Autor das Wort genommen hat, um als Unpartheiischec ohne Rücksichten die Wunde aufzudccken, die dem Sortiments-Buchhandel schon längst am Leben nagt. Wir müssen ihm Dank sagen, daß er das Uebel in allen seinen Beziehungen erkannt und in das Bereich der öffentlichen und freien Besprechung gezogen hat, da auf diesem Felde der Gegenstand nicht mehr als eine persönliche oder commercielle Streitigkeit, sondern als eine die gestimmte Literatur angehende Frage, die sowohl Autoren wie Buchhändler berührt, behandelt und erledigt werden wird. Die Interessen beider sind augenfällig so eng verwebt und die Zukunft unserer Schriftsteller so fest an das Bestehen des deutschen Buchhändlerwcsens geknüpft, daß sie gewiß eben sowohl ihre eigene, Sache wie die unsrige vertreten, wenn sie derselben ihre Intelligenz und ihre Feder widmen. — Daß ein schmerzliches Uebel in unserem Geschäfte vorhanden ist, was gleichsam wie ei» Leichdorn den freien Gang desselben hindert und verkümmert, ist längst erkannt und wird Niemand leugnen; aber man hat den Schmcrzensruf derjenigen, die sich am meisten davon bedrückt fühlten, bisher stets überhört, weil man ihn meistens für die Stimme der Partheilich- oder Persönlichkeiten hielt und sich nur zu oft durch Gründe täuschen ließ, wie wir sie auch diesesmal in der Entgegnung des Herrn Veit wieder finden. Das durch die jüdischen Bücherhändler aufgebrachte System, die Reste alter Auflagen oder außer Umlauf gekommene Werke, mit einem Wort, abgestandene Waaren, aufzukaufen und sie unter der Rubrik besonderer dem Publikum gebotener Preisermäßigungen wieder in den Handel zu bringen, wird hier als „ein dem trägen Blut umlauf des Buchhandels nöthiger frischer Reiz" dargcstellt, als eine Abweichung vom normalen Geschäfts betrieb und uns Sortimentsbuchhändlern wird eine zünftige Sprödethuerei zugemessen. — Das Alles sind wohlklingende figürliche Redensarten, die aber in der Praxis nicht Stich halten. Der Blutumlauf des deutschen Buchhandels ergießt sich bereits in viele hundert Adern durch alle Lande und es bedarf wahrlich nicht noch künstlicher Reize ihn auf unnatürliche Weise zu beleben und in seinem normalen Betriebe zu stören; eine Belebung der Art führt jeden Körper unabweislich zu einer spätem Erschlaffung, und daß diese in unserem Handel bereits cingctreten ist, wissen die am be sten, die, wie wir, seiner Lebensthätigkcit bald ein halbes Jahrhundert zusehen. Ist es eine konfessionelle Pietät gegen seine Glaubensgenossen, die den Herrn Veit veranlaßte, den jüdischen Büchechändlern, von denen im Orient gesprochen wird, das Wort zu reden und das durch sie ein geführte System als ein harmloses darzustellen, so wollen wir diese zarte Rücksicht gerne gelten lassen; unsere Erfahrung aber, daß es vor demselben besser in unserem Geschäft war, vermag er nicht zu widerlegen, wie er es auch versucht, der Sache durch die ihr beige- legte„neue, mehrkaufmännischeArtdesGeschäfts-Ver- kehrs" eine moderne Faxen zu geben. — Wir Sortimentshändler in Deutschland sind keine Kauflcute, wir leben weder in einer Sphäre vollkommen freien Verkehrs, noch sind unsere alten, auf gegenseitigen Rücksichten beruhenden Institutionen der Art, daß sie eine freie Bewe gung des Handels anerkennen und dulden dürfen. — So wie sich je mals eine solche unter uns Bahn macht, bricht auch das ganze so ci- genthümlich organisirte Gebäude des deutschen Buchhandels zusammen und wir geralhen in den Trödclhandel Frankreichs und Englands, auf den Herr Veit so theilnchmend mit der Bezeichnung sooonä Iianck hinzudeuten scheint. Während in ganz Deutschland die Literatur in gleichmäßiger Bewegung überall ihren Einfluß ausübt, wo nur eine Presse in Thätigkeit ist, concenlrirt sich in England und Frankreich der geistige Markt einzig auf London und Paris, wo einige Haupt- Verleger das Ganze dominiren und eine für den Verleger sehr- lockende Rolle spiele n — fragt man aber dort nach dem eigent lichen Sortiments Handel, besonders im Innern des Landes, so wird man bald mit Schrecken erfahren, wohin ihn dieser sooonll lumil Handel, dieser Verkauf von Resten abgestandener Ausgaben, gebracht hat.—-Wir unsererSeits danken dafür, wenn uns Herr Veit eine ähn liche Rolle zuzutheilen wünscht, die um so kläglicher sein würde, wenn man bedenkt, daß der Literatur jener Länder doch noch die Abzugska näle der ganzen civilisirten Welt offen stehen, während in unserer auf sich selbst beschränkten Literatur gerade der Theil derselben, der den Sortimentshandel beleben und ernähren soll, bald in den Schlamm unsrer „wilden aufgestauten Gewässer" — wie Herr Veit den Kehricht unserer Verleger gar schön zu umschreiben bemüht ist — ersaufen und ersticken würde, da bis jetzt noch keine auswärtigen Kloaken für denselben zu finden sind. Herr Veit sagt, daß wenn es sich darum handle, den Organsimus des Buchhandels zu zertrümmern, er sicher seine Stimme dagegen erheben würde — das ist eine sehr ehrenwerthe Aeußerung, aber warum thut er es nicht, denn es handelt sich wirklich um das, woran er noch zu zweifeln scheint. — Vielleicht weiß er es nicht, weil er nur Verleger ist, allein wir fordern den ganzen Sortimentshandcl auf, es ihm zu sagen, daß es unmöglich ist, in den bisherigen unter uns als solid anerkannten Principien beharrend, neben der sogenannten kauf männischen Betriebsweise Schritt zu halten, die wir nur erst seit der Aufnahme der Classe jüdischer Bücherhändler, von d en e n im O ri ent die Re d e i st, in unsere Mitte, kennen gelernt haben. — Die christlichen Verleger sind dabei freilich auch nicht ohne Verschulden, denn sie waren es zuerst, die den Köder ausgeworfen haben, der von anderer Seite so schmackhaft befunden worden, daß unfehlbar der ganze deutsche Buchhandel einem zerrüttenden Zustande entgegen gegangen sein würde, wenn cs nicht Männer unter uns gegeben hätte, die seit Jahren kräftig und unverdrossen dagegen angekämpft und ver besseren Ucberzeugung so weit Bahn gebrochen hätten, daß nun end lich selbst die Statuten des sich gebildeten Süddeutschen Buchhändler- Vereins diese Manipulation als einen „dem allgemeinen Ver trauen des Buchhandels wie dem Credit des einzelnen Verlegers unberechenbar schädlichen Ueb clstand " bezeich nen, was Herrn Veit wohl belehren wird, daß es an der Zeit sei, auch seine Stimme für das gemeinsame Wohl zu erheben. — Wir wieder holen nochmals, wie wir es sehr beklagen, daß uns Herr Veit in seinem Aufsatz eine zünftige Sprödethuerei vindicirte, die mit vorneh mer Geringschätzung auf die armen (?) halbbürtigen Rothhäute herabsieht. — Kein Mensch denkt an dergleichen und diese originelle
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