Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.08.1845
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- 1845-08-01
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- 01.08.1845
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792 ^1° 69 Nichtamtlicher Theil Die Baar - Packctc in Leipzig. Seit mehreren Jahren ist diese Gattung von Expeditionen zu einem Umfange gelangt, der eine wahrhaft drückende Last für den Empfänger, wie für den Vermittler wird, obschon nicht zu leugnen ist, daß die Absender im Allgemeinen sich dabei ganz vortrefflich stehen mögen; sollte cs aber wohl billig sein, daß ein Theil sich Vorthcile verschaffe» darf, wodurch dem andern und seinem Vermittler ein höchst drückender und oft ganz unnützer Aufwand an Zeit, Kräften und Kapital angcmuthet wird? Dies sei in nachstehenden Zeilen etwas näher beleuchtet. Früher war diese Art von Beziehung fast gar nicht bekannt. Zwar gab cs wohl zu allen Zeiten Buchhändler, welche nicht allenthal ben Credit hatten, oder auch die Zahl ihrer laufenden Rechnungen mit dircctem Bezug von Kleinigkeiten nicht vermehren wollten, allein Niemand dachte dabei an eine Art von Bezug, wie er jetzt stattsindct; man hatte seinen Commiffionair, ließ diesen gern einige wenige Pro zente verdienen, und erhielt von ihm was man brauchte, schnell, und mit Vergnügen auf Jahrcsrechnung geliefert. Kam die Messe, so konnten sich die Verleger ansehnlicher Saldos bei den Leipziger Colle ge», welche doch immer auch wohl am sichersten zu treffen sind, er freuen, und diese dagegen durften mit Vergnügen auf die Contos ihrer Committendcn blicken, sie hatten mit ihnen als Buchhändler, nicht bloß als Einpacker und Austräger gehandelt. Doch diese Zeit gegenseitiger Geschäftszufriedcnhcit nahm ein Ende, als in den letzten Jahren eine Masse neuer Etablissements wie eine verheerende Fluth hervorbrach, fast an jedem Orte die Zahl der Buchhandlungen sich verdoppelte und verdreifachte, obwohl leider wohl die zu bearbeitende Gcschäftsmasse es nicht in gleicher Weise that. Das früher so allgemeine Vertrauen wurde geschwächt, und wohl gar Viele sahen sich, ungeachtet der erlassenen vielversprechenden Circulare, gefolgt von einer Reihe der schönsten Empfehlungen, dennoch im Credit beschränkt, und genöthigt andere Mittel zu ergreifen, um sich solchen Verlag, der nicht auf Rechnung geliefert wurde, zu verschaffen. Wohl wäre es auch jetzt noch das einfachste gewesen, sich hierüber, wie es früher geschehen, mit seinem Commissionair zu verständigen, allein da waren der Hindernisse auch manche gekommen. Um Ge schäfte machen zu können, mußten den Kunden hohe Prozente und langer Credit gewährt werden. Viel blieb dann nun von dem Verle gerrabatt nicht übrig, und die 8—10 Prozent, welche man sonst den Commissionaic gern verdienen ließ, wurden ein Stein des Anstoßes. Man verschrieb gegen baar. Außer der freilich nicht immer ganz unbedeutenden Sorge für die Anschaffung des Geldes, hatte man sonst keine weitere Mühe, während dadurch eine Arbeitsmasse für die Commissionaire entstand, die wirklicb nur der zu beurtheilen ver mag, der in dieses Treiben der Commissionsgeschäfte eine genaue Einsicht erlangt hat. Wohl oder übel, mußten diese der Nothwendigkeit sich fügen, ein früher angenehmes und lucratives Geschäft mit einem Geschäfte voll fruchtloser Mühe, und bei der Leichtigkeit, mit welcher Betrügereien hier auszuführen sind, voll Gefahr und Nachtheile für sie zu vertauschen. Bis so weit hatte allerdings der Lauf der Zeit und eine traurige Nothwendigkeit diese Umänderung gerechtfertigt, allein damit trat nun noch ein weit größeres Uebel hervor, das wirklich jetzt zu einer Ausdeh nung gediehen ist, der ein ernstes Wort entgegen zu setzen es hohe Zeit sein dürfte. Die große Annehmlichkeit des auSgeführlen Satzes „Hier Waare, hier Geld" verlockte viele Spekulanten, ohne die nöthigen Mittel zu besitzen, Unternehmungen zu machen, bei denen sie dem Publikum die schönsten Versprechungen machen, den Sortimentshändlern durch lockende Bedingungen Lust zu machen suchen, sich recht thätig dafür zu verwenden, und nur so nebenbei das kleine Sätzchen „den Be trag werde ich bei der Ablieferung mir baar erbitten" mit einflicßen lassen. Gutmüthig, wie ja der Deutsche überhaupt ist, wird die letzte kleine Bedingung anfangs wenig beachtet, man giebt sich Mühe, erhält vielleicht viele Subscribenten (aber gewiß keine Pränumeranten) und sendet seinen Bestellzettel ein. Da kommt nun bald die erste Nummer oder das erste Heftchen des neuen Unterneh mens in saubere Päckchen gepackt, mit einer Factur, die viel mit von Futurum verspeiset und mit dem Diadem „Nachnahme so und so viel" gekrönt ist. Peremtorisch wird die Zahlung von dem Commissionair verlangt, die für alle die Päckchen zusammen ein gar erkleckliches Sümm chen beträgt. Der Commissionair, obschon er vielleicht nur von Wenigen Auf trag und Geld dazu in Cassa hat, glaubt dennoch das Interesse seines Geschäftsfreundes zu verletzen, wenn er die Packete nicht einlöset , und so borgt er, wenn er es nicht hat, das Geld, um nur die gestrengen Herren Verleger zu befriedigen. Nun hat er diese Päckchen, damit das Vergnügen, sie mindestens 3—-4 mal, wenn er seine Geschäfts führung in Ordnung hat, notiren zu müssen, und ist froh, wenn ihm nur nach und nach die Auslage wieder eingeht. Ein herrliches Mittel ist's freilich, große Unternehmungen, oft wohl ohne alle Fonds, machen zu können. Kommt z. V. die erste Nummer der illustrirten Zeitung, der Bauzeitung u. a. m., so haben die Herren Verleger in Zeit von wenig Tagen, unbekümmert wie sie geschafft werden , Tausende von Vorschüssen in Händen, während bekanntlich Papiersabrikanten, Drucker rc. recht gern einen halbjähr lichen , wenn nicht noch länger» Credit gewähren. Aber wahrhaftig schmählich ist es, wenn Handlungen, welche ihr Heil in kleinen Bilder- und Pfennigspeculationen versuchen, mit Päckchen angewandert kommen zu 3, 4 As gegen baar! Was mag wohl der ganze Ertrag einer so jämmerlichen Collecte, die sich aber oft auf gleiche Weise 6 und mehrmal im Jahre erneuert, im Ganzen ge nommen sein?! Und doch muß dem Geschäftsgänge gemäß auch ein solches Packet einer 3—4 maligen Notiz unterliegen. Ist es nicht kläglich, wie hier die edle Zeit vergeudet wird! Daß Baarpackete nicht ganz zu vermeiden sind, soll keineswegs in Abrede gestellt werden, denn Niemandem kann cS wohl gewehrt werden, baar zu bezahlen, wenn er will und sein Commissionair bereit ist die Arbeit zu übernehmen. Allein dem Ansinnen, Journale, Fortsetzungen und neue Bücher in Leipzig sofort baar bezahlt zu fordern, ehe sie der betreffende Empfänger nur gesehen hat, sollte als ein ganz unstatt haftes Verfahren künftig aus das Ernsteste gesteueN werden. Sind auch bei dergleichen Baarzahlungen vielleicht noch einige Lockvögel als besondere Begünstigungen hinzugesügt, so wird gewiß der Herr Ver leger die wenigen Tage oder Wochen warten können, bis der Zahlungs auftrag von dem Adressaten nach Leipzig gelangt, und geschieht dies dann nicht, nun so hat er es ja ganz in seiner Gewalt, diese Lockvögel zu seinem Nutzen wieder einzuziehen, oder die nächste Fortsetzung zu rückhalten zu können. Der Einsender dieses Aufsatzes müßte sich sehr irren, wenn er nicht anzunehmen glauben dürfte, daß viele geachtete Collcgen die hier ausgesprochenen Ansichten mehr oder weniger theilten. Es ist ein Uebel, dem kräftig entgegcngesteuerl werden sollte, und kann dies am zweckmäßigsten dadurch geschehen, wenn die Buchhändler an einem und demselben Orte sich dahin vereinigen, daß sie aus keine Weise Journale, Fortsetzungen und neue Bücher eher in Leipzig bezahlen
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