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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1845
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- 1845-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1845
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- Deutsch
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513 1845.) das Werk zu subscribiren, zu einer Art Befehl machte. Der Gönner machte es sich nun zum Geschäft, seinen Schützling in jeder Gesell schaft, bei Hofe, aus den Bällen, Maskeraden, Landpartieen und in den zahlreichen Londoner Kaffeehäusern, wo sich die Schöngeister jener Zeit versammelten, zu erwähnen, zu loben, und dabei eine Art Pro spekte des kommenden Werks zu vertheilen. Waren nun aus diesem Wege eine hinreichende Zahl von Subscribenten gesunden, welche die ohngesähren Unkosten des Druckes deckten, so erwartete der Gönner für seine Bemühungen von dem Autor eine Art Gegensatz, und dieser bestand jedesmal in einer lobpreisenden Dedikation, die dem Werke selbst vorgesetzt wurde- In den meisten dieser Dedikationen wurde dann die Wahrheit augenscheinlich umgangen und notorische Unwahr heiten hingestellt, wie es das Interesse beider Theile gerade erforderte, und sie geben uns den unwiderlegbaren Beweis, daß dieß System ver derblich und erniedrigend auf die Literatur einwirkte. Der Adel war auf diese Weise der eigentliche Verleger, und ohne seine Hülfe selbst ein gutes Buch herauszugeben, würde in der damaligen Zeit zu offen barem Verluste geführt haben, während er durch dies Verfahren die Welt mit Hunderten von schlechten Erzeugnissen überschwemmte. Der Verfasser ging mit seinem Manuskripte und der Subscriben- tenliste selten selbst zum Buchdrucker, sondern wendete sich damit an einen Buchhändler, von denen zu jener Zeit allerdings schon mancher tüchtige existirte. In den Augen des Verlegers waren Werth oder Un werth des Buches dabei von weniger Bedeutung, als die Anzahl der bereits vorhandenen Subscribenten, die der Verfasser mitbcachte, und beide feilschten dann nach diesem Maßstabe über das zu zahlende Ho norar. Hatte der Schriftsteller schon einen bedeutenden Ruf, so trat wohl auch eine Art allgemeiner Bewerbung ein, und von den Jntri- guen, die bei diesen Verhandlungen dann vorkamen, giebt uns De. John son in seiner Erzählung von der Herausgabe der Pope'schen Uebersetzung von Homers Ilias ein treues Bild. Der Dichter hatte den Subskrip tionspreis für das Werk, 6 Bände in 4., auf 6 Guineen gestellt. Die Großartigkeit des Werkes, sagt der aufs zierlichste wortreiche Doktor, der bereits wohlbegründete Ruf des Autors, und die gespannte Erwar tung der literarischen Welt, erregten natürlich solche Erwartungen von dem künftigen Absätze, daß die Buchhändler sich mit großem Eifer dar um bewarben, und Bernhard Lintot, welcher das höchste Gebot gethan hatte, erlangte das Eigenthum nur unter der Bedingung, alle für die Sub skribenten und zu den nöthigen Geschenken an Freunde erforderlichen Exemplare auf seine Kosten zu liefern und außerdem noch für jeden Band ein Honorar von Zweihundert Pfund Sterling zu zahlen. Eben so war festgesetzt worden, daß außer den nöthigen Exemplaren für den Autor keine weitere Auflage in Quarto gedruckt werden dürfe, damit die Subscription nicht vielleicht durch einen spätern niedrigem Laden preis beeinträchtigt würde. Doch wußte sich Lintot da zu helfen, denn er nahm denselben Satz, druckte ihn auf schmal Folio, und verkaufte von dieser Ausgabe, deren Papier nur wenig dünner ist, sofort den Band für eine halbe Guinee. Später ist diese Ausgabe, die zu sol chem Zwecke oben und unten beschnitten wurde, häufig als die Sub skriptionsausgabe verkauft worden, da sie nur sehr wenig geringer war. Lintot druckte von dieser Auflage bei dem ersten Bande 1750 Exem plare, die er aber bei den folgenden Bänden auf tausend Exemplare heruntersetzte, und außerdem 250 Exemplare auf Royal-Folio, die er mit 2 Guineen den Band verkaufte. Unangenehm ist zugleich berich ten zu müssen, daß trotz seiner Freigebigkeit und seiner Anstrengungen der Buchhändler doch durch eine ebenso ungerechte wie ungesetzliche Handlung der Hoffnung auf Gewinn beraubt wurde, denn in Holland erschien sofort eine Ausgabe der englischen Jliade in 12., und ward zur großen Freude derer, die mit Sehnsucht ein Werk zu lesen wünsch ten, das sie zu dem früheren Preise nicht zu kaufen vermochten, in Massen verstohlenerweise in England eingeführt. Diesem Betrüge konnte nur durch eine gleich wohlfeile aber möglicherweise noch beque mere Ausgabe entgegengearbeitet werden, und Lintot war daher ge zwungen, seine Folio-Ausgabe auf einmal in eine Duodez-Ausgabe zusammenzuziehen, wodurch er natürlicher Weise den Vortheil einer allmälig^ Abstufung verlor. Die Noten, die in der holländischen Ausgabe, wie in der großen englischen, erst am Schlüsse eines jeden Bandes standen, wurden dabei jetzt gleich unter den Text gesetzt und waren deshalb leichter und bequemer zu benutzen. Von dieser Aus gabe wurden zuerst 2500 Exemplare gedruckt, denen aber schon nach wenigen Wochen eine neue Auflage von 5000 Exemplaren folgen mußte, und wirklich war auch diese bedeutende Zahl nothwendig, um einen der Rede werthen Gewinn abzuwerfen. Manchmal stellten auch die Verleger Schriftsteller an, um gegen ein geringes Honorar Bücher zu schreiben, und da sie natürlich ein genügendes Interesse hatten, die Dienste der sehr nochwendigen Per son zu benutzen, so sammelte ein adeliger Gönner die Subscriptionen zwar auf den Namen des Autors, aber bereits für Rechnung des Ver legers. Aus diese Weise wurde mancher hübsche Gewinn erzielt, und wirklich haben, trotz aller Verluste, denen sie durch den schwer zu ver hindernden Nachdruck und aus andern Ursachen damals ausgesetzt wa ren, doch viele Buchhändler jener Zeit ein beträchtliches Vermögen er worben. Die'Lintots, von denen vier dem Buchhandel angehörten, die Tonsons, Curll, Cave und gleichzeitige Verleger haben bedeutende Summen durch ihre Spekulationen gewonnen. Während übrigens das Gönnerschafts- und Subscriptionssystem in dem Buchhandel noch in seiner vollen Blüthe war, gewann eine An fangs schwache und nur unbeachtet wirkende Kraft nach und nach soviel Einfluß und Gewalt, um das ganze System umzustürzen. Es war dieß die periodische Presse. Um das Jahr 1709 wurden in London zwar schon verschiedene Zeitschriften unternommen, die aber, im Vergleich zu den spätern Zeitschriften, wie tbe lattiar, 8pectalor oder Ouarllian, wenig oder gar keinen Einfluß auf den Buchhandel hatten. Mehrere Jahre später erst (1731) faßte Mr. Eave die Idee, die vorzüglichsten Original-Aufsätze aus den verschiedenen Zeitungen in einem monatlichen Hefte zusam menzustellen, dem er den Namen Kass-arms beilegte. In jenem Jahrs entstand so das Oonlleman'n Katrins, welches noch existirt, und der ehr würdige Ahnherr einer bedeutenden Menge unbesonnener, flüchtiger Kinder geworden ist. Sein Erfolg war so groß, daß es bald eine Menge Nebenbuhler hervorrief, von denen bonclon Kontlilz' lieviow und Lritieril die bemerkenswccthesten waren, und die mit der Zeit das ganze System des Buchhandels umwandelten, denn sie wurden fortan die Quellen der Belehrung über literarische Gegenstände. Durch ihre Hülfe wurden die Verdienste eines Schriftstellers, auch ohne die Da- zwischenkunft eines betitelten Patrons dem Publikum bekannt, und sic entrissen so den Händen der Großen und der Modehercen die Gönner schaft über die Autoren, die sie von nun an in die Hände des Volks niederlegten. Die Literatur blieb auf diese Weise nicht länger blos einfache Sache der Mode, sie ward Gegenstand des intellektuellen Ge schmacks und der Kunst, und die Buchhändler fingen daher an, auf ihre eigene Gefahr und Rechnung die Manuskripte von den Autoren zu übernehmen und sich mit den gedruckten Werken dann direct an das lesende Publikum zu wenden, ohne sich ferner der vorbereitenden Hülfe der Subskribentensammler zu bedienen, wodurch der Buchhandelim Allgemeinen natürlich eine solidere und unabhängigere Basis gewann- Daß diese Befreiung von der Knechtschaft, in welcher die Litera tur bis dahin schmachtete, eine Wohlthat für sie war, beweiset die Thatsache, daß in demselben Verhältnisse, als das Subscriplionssystem nach und nach verlassen wurde, — denn ganz hat es selbst heule noch nicht aufgehört, — auch die Zahl der erschienenen Werke anwuchs. Vom Jahre 1700 bis zu dem Jahre 1756 erschienen an ohngefähr 5280 neue Werke (außer Traktätchen und Pamphlete) was auf das Jahr 93 ausmacht, während von der Zeit an bis zum Jahre 1803 der Durchschnitt der neuerschienenen Werke um fast 93 Procent stieg. *
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