Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1845
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1845-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1845
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18450520
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-184505201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18450520
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1845
- Monat1845-05
- Tag1845-05-20
- Monat1845-05
- Jahr1845
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
514 Von diesem Zeitpunkte an, in welchem das Verlagsgeschäft selbst ständiger und unabhängiger wurde, muß auch die Einrichtung datirt werden, in der sich jetzt der englische Buchhandel bewegt. Die Londo ner Buchhändler, die reich genug waren um Manuscripte zu kaufen, und sie auf ihre eigne Rechnung und Gefahr drucken zu lasten, schlossen sich in eine Klasse ab, die nur im Ganzen verkaufte und sich vorzugs weise den Namen pulili-ckers (Verleger) gab, während die, welche nun diese Werke im Einzelnen wiederverkauften, book^elier-; (Sortiments händler) blieben, eine Trennung, die während des letzten Theils der Laufbahn solcher Leute wie Johnson, Goldsmith, Smollett, Fielding, Richardson stattfand. Der Verleger, welche hauptsächlich in London oder Edinburg wohnten, gab es überhaupt nur eine geringe Zahl, und sie waren einer störenden Nebenbuhlerschaft weniger ausgcsetzt, als es sonst in Geschäften der Fall ist. Wenn ein Autor sich ihnen vorstellte, dessen bedeutender Ruf ihn berechtigte, auch einen bedeutenden Preis für sein Manuscripl zu fordern, so vereinigten sie sich zur Erwerbung des Verlagsrechts, und daher kommt es, daß bei vielen am Schlüsse des letzten Jahrhunderts erschienenen Büchern fast die Hälfte des Ti telblattes von einer Liste solcher Verleger-Firmen eingenommen ist, die alle an der Gefahr des Geschäfts Theil nahmen. Ein theures, kost spieliges Buch ward dann auch durch die einzelnen speziellen Verbin dungen jedes der Theilnehmcc verbreitet, und hatte auf diese Weise einen weit bedeutendem Erfolg, als es der Fall gewesen sein würde, wenn es nur ein einzelner Verleger unternommen hätte. Dieses Zusammenhalten der Verleger hatte aber auf der andern Seite etwas sehr drückendes für das Publicum, indem es die Preise der Bücher so hoch hielt, daß außer reichen Leuten sie niemand kaufen konnte und für den wenig bemittelten Mann, um sie zu erlangen, kein anderes Mittel übrig blieb, als sich einem Bücherklub anzuschlie- ßcn oder sie aus der Leihbibliothek zu holen. Jedoch muß die Ursache der hohen Preise der Bücher nicht allein den Verlegern zur Last gelegt werden, denn auch Papierfabrikation und Buchdruck waren zu jener Zeit solche träge und kostspielige Unternehmungen, daß sie allein schon die Bücher kheuer machten. Endlich brach auch am Schlüsse des letzten Jahrhunderts für den Gang des Buchhandels eine neue Aera an. Ein scharfsinniger und intelligenter, aber dabei bescheidener Buchdruckecgehülfe sah wohl ein, daß bei den hohen Preisen, auf welchen die damaligen Buchhändler ihre Bücher halten mußten, sie sich damit, anstatt an das ganze Pub likum , nur an eine einzelne Klasse desselben wenden konnten. Einen Plan, die Eczeugungskosten der Bücher zu vermindern, konnte ec bei der Kostspieligkeit des Materials nicht ersinnen und er erdachte daher eine andere Art des Verkaufs derselben, bei deren Anwendung es auch den ärmeren Klassen möglich gemacht wurde, daran Theil zu nehmen. Dies war der erste Versuch der Verbreitung der Bücher in das Volk durch den Buchhandel selbst, und wir werden jetzt ein wenig länger bei ihm und dem, der ihn zuerst ins Leben rief, verweilen. Henry Fisher, der in der Officin des Mr. Jonas Nuttal arbei tete und dort schon die Eaxton-Presse erfunden hatte, kam aus den glücklichen Gedanken, daß wenn man selbst kostspielige, theuece Werke den ärmern Kunden nur in kleinen Theilen und zu bestimmten Zeit räumen lieferte, gewiß auch eine große Anzahl von Personen fleißige Büchcckäufec werden würden, denen sie unter den jetzigen Verhältnissen als ein unerreichbarer Luxus Vorkommen mußten. Dieser Plan hatte übrigens seine großen Hindernisse, denn die gemächliche, fast schläfrige Art, mit der die Verleger der Hauptstadt und ihre Agenten in der Provinz, dem Herkommen nach ihr Geschäft führten, ließ auch nicht die geringste Hoffnung aufkommen, daß der regelmäßige Buchhandel sie in dem Vorhaben unterstützen würde. Wenn sie zum Beispiel eine Bibel verkauften, so war dieß unter den jetzigen Verhältnissen ein Ge schäft, welches wenig Mühe machte und auf einmal abgemacht war, wurde diese Bibel aber in zwanzig Hefte getheilt und in zwanzig verschiedenen Terminen abgegeben und bezahlt, so vermehrte dieß natürlich die Mühe zwanzigsach und ihnen einen solchen -Zuwachs von Arbeit ohne die Aussicht aus einen dadurch vergrößerten Gewinn zumuthen zu können, war nicht denkbar. Doch selbst wenn die Buchhändler auf Fishers Ansichten eingegangen waren, so war es nicht zu erwarten, daß sie dadurch mit Vortheil durchgeführt worden wären, da ihre Kundschaft, die sich vorzugsweise nur auf eine Klasse stützte, sehr klein , der Markt unter diesen Verhältnissen natürlich sehr beschränkt war und deßhalb irgend etwas anderes gethan werden mußte um ihn zu erweitern. Fisher schlug daher Nuttal vor, nicht allein blos Musterwerke zu drucken, sondern sie auch selbst nach einem ganz neuen Plane zu ver treiben. Dieser Plan bestand in nichts Geringerem, als in der Er richtung von Depots in jeder größern Stadt, denen jedem wieder eine Zahl Hausirer beigegeben wurden, die sich dann über den ganzen Di strikt zerstreuten, von Haus zu Haus gingen, überall ihre Ankündigun gen und Prospecte abgaben und ihre wohlfeilen Hefte zum Kaufe aus boten. Daß durch solche Mittel die Bücher ihren Weg auch in die entferntesten Orte und Häuser fanden, wo nie vorher ein Buch gesehen worden war, ist natürlich, und Fisher selbst, obgleich erst zwanzig Jahre alt, ward die Errichtung und Führung eines Depots in Bristol anver traut. Unter den ersten Büchern, die in dieser Weise für den Verkauf gedruckt wurden, war die kamil^lliblo, llunign8pil§rim'8 kro^ross, .lo- 8SPI,U8 und verschiedene andere religiöse Musterwerke, von denen die Bibel in 40 Heften, jedes zu 1 Schilling, ausgegeben wurde. Wenn der Hausirer an irgend einem Orte seinen ersten Besuch machte, so legte er jedesmal nur das erste Heft eines Weckes, als eine Art Lockspeise auf. Konnte er bei dem ersten Besuche nicht zum Zwecke kommen, so bat er sich wenigstens die Erlaubniß aus, es für eine Woche da las sen zu dürfen und kam er dann wieder, so fand er in der Regel, daß man sich entschlossen hatte dieß Heft und in bestimmten Zeiträumen auch die folgenden zu nehmen. Diese Personen, die leicht die Ausgabe ei nes Schillings in jeder Woche für den Ankauf eines guten Buches er tragen konnten, würden in ihrem Leben nie daran gedacht haben, zwei Pfund Sterling.auf einem Brete für eine Bibel auszugeben und ka men auf diese Weise mit der Zeit in den Besitz einer kleinen, aber aus gewählten Bibliothek. Dieß mimber 8Mem, wie es genannt wurde, gedieh auch als Geldspekulation weit über seines Gründers Erwarten. Fisher war während dreier Jahre in Bristol mit so viel Nutzen für das Geschäft thätig, daß Mr. Nuttal ihn nach Liverpool zurückrief, ihn als Gesell schafterin das Geschäft ausnahm und ihm noch außerdem jährlich 900 Pf. für die Führung desselben aussetzte. Der Plan ward später auch von Andern angenommen, aber keiner von ihnen hat je bereut es gethan zu haben, denn alle haben dadurch bedeutende Reichthümer erworben und mancher alte, achtbare Verleger in London, Edinburg und Glas gow, hat seine erste Schule als Hausirer in dem Geschäfte von Nut tal L Fisher durchgemacht. Nachdem dieser Plan auf diese Weise mehrere Jahre in seiner weitesten Ausdehnung durchgeführt worden war, überzeugte man sich, daß trotz der anfänglich gehegten Meinung, als müsse ein solcher thä- tiger Mitbewerber allen Verkehr im Voraus schon an sich reißen, doch in dem regelmäßigen Betriebe des Buchhandels nur sehr wenig dadurch verändert worden war. Die Ursache lag ganz natürlich ein fach darin, daß der Markt für die »umbei-8, ein ganz anderer als der bisher benutzte, ein ganz neu geschaffener war und das Publikum, welches diese Hefte mit Gier nahm, nie die kostspieligen Werke der mehr aristokratischen Zweige des Buchhandels kaufte und sie auch nie gekauft haben würde, wenn dieser sie ihm auch angeboren hätte, da er, trotz der Ungeheuern Verbreitung von Büchern in den untern Re gionen der Gesellschaft, doch gegen seine alten Kunden immer noch seine alten Preise und seine alte Verfahrungsweise beibehielt. Die großen Verleger der Hauptstadt fuhren, um Fishec's Handlungsweise
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder