Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1862
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- 1862-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1862
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für feste Rechnung zu beziehen, nicht mehr mit bisheriger Ener gie und Thätigkeit für solche Bücher wirken, die gerade für ein größeres Publicum berechnet find, da er eben nur noch mit so vielen Exemplaren arbeiten kann, als er sicher abzusetzen meint. Der gewöhnliche Mann, welcher bisher manches zur An sicht erhaltene Buch ankaufte, begnügt sich dann, fällt diese An regung weg, mit einigen Journalen, und selbst bei Literatur freunden dürfte das, wenn auch nur in beschranktem Maßstabe, der Fall sein. Es ist eine allbekannteThatsache, daß ebenso gut wie sich der Verleger im annähernden Absätze eines neuen Buches täuscht, sich auch der Sortimenter irrt, wenn er glaubt, von diesem oder jenem Buche in seinem Kundenkreise mindestens die und die An zahl abzusetzen. Gar manche Sortimentshandlung, deren Leitung keineswegs indenHänden eines Mannes „ohne reelleKennknifse, ohne alle Erfahrung und Einsicht" ruht, repräsentirt ein nicht unansehnliches Capital in solchen Werken , die fest oder baar be zogen wurden, um den höheren Rabatt zu genießen, förderen Verkauf alle Hebel in Bewegung gesetzt worden sind, die bei je der Gelegenheit von neuem vorgelegt zu werden pflegen und doch keine Abnehmer finden. Wäre es nun dem Sortimenter nicht mehr möglich, Novitäten s cond. zu bekommen, so würde das La ger ebenso anschwellen, wie das Betriebskapital abnimmt. Der Buchhändler würde sich dann gezwungen sehen, wie es z. B. die Manufacturisten thun, jedes Jahr einen s tout pcix-Verkauf an zustellen, einestheils um zu raumen, andernthetls um Geld in die leere Caffe zu bringen. Inwieweit dadurch das Ansehen un seres Standes gewinnen würde, überlaffen wir dem Urtheile ei nes Jeden. Viele Sortimenter, deren Existenz durch den neuen Ge schäftsbetrieb bedroht würde, dürften sich genöthigt sehen, mit dem Buchhandel irgend welche andere, keineswegs buchhändleri sche Branche zu verbinden, und wir würden dann in Deutschland Buchhändler oder vielmehr Bücherhändler finden, wie wir sie in der französischen Provinz massenhaft antreffen. Obgleich der Vorschlag nur von Seiten eines Verlegers aus gegangen sein kann, können wir selbst für diese keinen Vorkheil in der Durchführung dieser Reform erkennen. Kämen mit der selben auch die Kosten für jene Exemplare eines Buches inWeg- fall, die, um den äcond.-Bestellungen entsprechen zu können, ge wissermaßen als Vertriebsmittel mehr gedruckt wurden, als man wirklich abzusetzen glaubte, so würden anderseits Spesen noth- wendig, welche die bisherigen unbedingt übersteigen würden. Es liegt auf der Hand, daß der Absatz der Sortimenter zunächst ein bedeutend geringerer sein würde, während eine plötzlich bedeutend verringerte Production von Seiten der Verleger kaum anzuneh men ist. Die Magazine derselben würden sich ebenfalls füllen, und durch die Pflicht der Selbsterhaltung gezwungen, würden die Verleger bald genug alles aufbieten, um ihren Verlag direct an den Mann zu bringen. Sie würden Prospecte an Private ver senden, die Eolportage würde ungleich weitere Dimensionen an nehmen, die Reisenden, wie wir sie in Frankreich kennen, müßten auftauchen, das Jnseratenwesen würde auch für den deutschen Buchhandel jene Bedeutung erlangen, die es für den englischen und französischen hat, die Verlagskataloge würden wie die der Pariser Verleger massenhaft ins Publicum geschleudert und ein jeder trüge diemit fetter Schrift gedruckte Bemerkung: „Frankirte Bestellungen, denen der Betrag des Verlangten beigefügt, werden franco und bei größeren Aufträgen mit entsprechendem Rabatt direct erpedirt." Aber trotzdem dürften die dadurch erzielten Re sultate die gegenwärtigen bei weitem nicht erreichen, da es nur mit Hilfe des Sortimenters möglich ist, die besonderen Liebhabe reien der Bücherfreunde zu studiren. Der musterhafte Organismus, welcher unseren deutschen Buchhandel trotz der Zerstückelung des Landes zu seiner Bedeu tung verhelfen, müßte mit Durchführung dieser Reform in sich zusammenfallen, und das neue Leben, welches aus denRuinen er blühen würde, wäre wahrlich nicht zum Vorthcil der Literatur und des Geschäftes. Zerrissen wäre das Band, welches bisher die deutschen Buchhändler, unbekümmert um die politischen Gren zen der einzelnen Länder, unter sich verbunden hat. Der Verfasser des Reformvorschlages scheint uns von einem Extrem ins andere zu springen, während zwischen beiden noch ein Weg liegt, der nach unserer Ansicht viel sicherer zum Ziele füh ren dürfte. Die Ueberproduction, welche sich seit Jahren im deutschen Buchhandel bemerkbar macht, wird namentlich begünstigtdurch die unverlangten Novitätensendungen, und der Verlegerwuth dürfte schon dadurch ein bedeutender Damm entgegengestellt werden, wenn die Sortimenter der einzelnen Städte sich untereinander da hin verständigten, in Zukunft Neuigkeiten nur nach eigener Wahl annebmen zu wollen. Gewiß stimmen alle Sortimenter mit uns darin überein, daß sie einen großen Theil der Neuigkei ten, die ihnen im Laufe des Jahres unverlangt zugeschickt wur den, unbeachtet gelassen hätten, wenn sie solche nur nach eigener Wahl annehmen würden. Sind aber einmal Transport- und Commissionsspesen bezahlt, so wird auch solchen Producten, die unter andern Umständen von der Versendung ausgeschlossen ge blieben wären, dieselbe Thätigkeit zutheil wie anderen, guten Büchern. Es bleibt dann immer etwas hängen und dadurch wer den die Verleger mittelmäßiger und schlechter Bücher aufgemun- terk, ruhig weiter zu drucken. Auf der anderen Seite wird die Auflage von manch gutem Buche durch die unverlangten Novitä tensendungen gewaltig zersplittert und manches Exemplar an Handlungen geschickt, die beim besten Willen keinen Käufer da für finden können. Wählen alle Sortimenter, so werden sie ihre Aufmerksamkeit vorzugsweise guten Büchern zuwenden, undwäh- rend dieselben jetzt oft genug in der Sündfluth von Neuigkeiten verschwinden, kommen sie dann eher zur Kenntnis des Publi kums, während schlechten Producten meist derWeggespcrrt bleibt. Es wird so nach und nach ein besserer Absatz für gute literarische Erscheinungen stattsinden, die Preise der Bücher können dadurch billiger gestellt werden, die Handlungsspesen werden vermindert und der Bücherfabrikativn wird gesteuert. Tragen dann die Ver leger immer für rechtzeitige Anzeige der in Vorbereitung begrif fenen neuen Erscheinungen Sorge, so wird es dem einzelnen Sortimenter ebenso gut wie jetzt möglich, gleichzeitig mit seinen Concurrenten in Besitz der Neuigkeiten zu kommen. Die Ursache der zahlreichen neuen Etablissements suchen wir nicht in der Organisation unseres Geschäfts, sondern in der Art und Weise, wie ein großer Theil der jungen Leute für denBuch- handel herangebilder wird. Oftmals kaum mit den nörhigsten Elementarkenntnissen ausgerüstet, kommen sie in die Lehre, wer den 4 oder 5 Jahre lang zu Arbeiten benutzt, wobei sie ihr früher Gelerntes eher vergessen, als sich weiter ausbilden, und dann tre ten sie als Gehilfen in die Welt, um sich und Andern zur Last zu leben. Es wird denselben schwer, als Gehilfen ihr Fort- und Aus kommen zu finden: sie ziehen es vor, sich zu etabliren. Würde in der Annahme und Ausbildung der Lehrlinge gewissenhafter zu Werke gegangen, es wäre viel gewonnen; die Etablissementscir- culare würden nicht mehr so massenhaft einlaufen, die bestehen den Handlungen würden nach und nach ein entsprechendes Feld für ihre Thätigkeit finden und könnten dann auch eine tüchtige Arbeitskraft anständiger honoricen, als es jetzt oftmals beim be sten Willen möglich ist. Dann würde auch mancher junge Mann,
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