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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1847
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1847-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1847
- Sprache
- Deutsch
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730 Zur Nabattfrage. l. Es ist wirklich im höchsten Grade betrübend, in unserer erleuchte ten, in der Humanität so weit fortgeschrittenen Zeit Mißbräuche und Uebelstände eingeführt zu sehen, die man früherhin, wo bei weitem we niger Aufklärung herrschte, gar nicht kannte, und dahin gehört nament lich in unseren Geschäfte auch der Unfug, welcher jetzt mit dem Kun- denrabalt und der Rabattschmälerung des Sortimenters getrieben wird. So viel auch in neuster Zeit darüber geschrieben und dies unwürdige Verfahren gerügt worden ist, verschwanden doch alle gutgemeinten Vor schläge wieder spurlos, und es wurde tauben Ohren gepredigt. Es ist natürlich keine kleine Aufgabe, viel Köpfe unter Einen Hut zu bringen, wird auch nie dahin kommen, da noch kein Mensch gelebt hat, auch keiner geboren werden wird, der dies auszuführen im Stande wäre, denn das Sprüchwort steht unerschütterlich fest: „Viele Köpfe, viele Sinne." Dazu kommt, daß, seitdem die Eivilisalion und Eul- tur der Menschheit zugenommc» hat, auch der Egoismus, so wie überhaupt, so auch im Buchhandel als ein wahrer Krebsschaden im hohen Grade zugenommcn und um sich gefressen hat. So lange die sem Egoismus nicht durch ernsthafte Maßregeln entgegen gearbeitet und er um ein Bedeutendes herabgestimmt und auf das natürliche Maß re- duzirt wird (denn etwas Egoismus findet man bei jedem Menschen, weil er in der menschlichen Natur begründet und in manchen Dingen sehr nützlich ist), so lange wird an keine Verbesserung der oben erwähn ten Uebelstände zu denken sein. Höchst erfreulich war cs daher, in der zweiten Generalversamm lung des Börsenvercins am 5. Mai a. e. den Gegenstand des Kundcn- rabattS zur Sprache gebracht zu sehen, in Folge einer Anregung des rheinisch-wcstphälischen Kreisvercins. Aber auch diese Verhandlungen werden nutzlos sein, wenn nicht ei» Untersuchungs-Eomite gewählt wird, aus den Mitgliedern des Börscnveceins gebildet, welches eine moralische Gewalt ausübt und gleichsam als Negierung zu betrachten ist. Alle Kreisvereine, mögen sie schon bestehen oder noch entstehen, so daß ganz Deutschland einen Kreisverein bildete, werden die Sache nicht anders gestalten, sowie auch alle übrigen gewiß wohlgemeinten Vorschläge, worüber in der Versammlung discutirt worden ist, nicht zum Ziele führen möchten. Der Vorschlag, von allen Artikeln nur Rabatt zu bewilligen, um den Sortimentern die Möglichkeit des Ra battgebens zu erschweren, resp. unmöglich zu machen, kann nicht durch greifend sein, denn in einigen Städten, namentlich Leipzig und Berlin, geben selbst Sortimenter vom Netto Rabatt. Bei Durchführung die ses Vorschlages würden blos die Verleger gewinnen. In einer andern großen Stadt genießen die B u chbi n der, z. B. bei Stephani Hand- sibel, vom Sortimenter bei Abnahme von 25 Er- den Pacthie- preis, während der Sortimenter vom Verleger diesen Vortheil nur erst bei 100 Er. erlangt. Was soll man dazu sagen?! Nur ein Mittel giebt's, welches, wenn es, wie wohl zu hoffen, beharrlich verfolgt wird, eine gründliche Abhülfe des Uebels zu gewäh ren im Stande sein dürfte. Es besteht dieses darin, daß ein Ehren gericht gebildet und solches, in Form eines Untersuchungs'Comitc's als kompetente Behörde betrachtet wird. Jeder Verleger oder Sorti menter muß nun das Recht resp. die Pflicht haben, denjenigen CoUegen zu denunciren, der sich des Rabattgebens an Kunden schuldig macht, worauf der Denunciat nach Beweisführung vom Ehrengericht als ehr los erkannt oder als beschälten zu betrachten, und, wenn er Börsenmit glied ist, aus diesem Vereine ausgestoßen, im andern Falle auf eine ähnliche Weise gebcandmarkt wird. Der Denunciant müßte für seine Denunciation öffentlich im Börsenblatts durch das Ehrengericht belobt werden.*) Kein Verleger dürste an Buchbinder, Lehrer rc. direct *) Ich mag diese Stelle nicht unterdrücken, muß aber jede Verant wortlichkeit dafür ablehnen. d. M. jZ'° 56 senden, sondern dies müßte alles durch den Sortimenter geschehen, denn der Sortimenter ist ja nichts anders als der Vermittler des Verlegers beim Publikum. Den Buchbindern aber, wenn diesen nun einmal ausnahmsweise ein Rabatt zu Gute kommen soll, dürfte allgemein nicht mehr als 12(^ vom Ordinair und Netto gegeben werden. Ueberlrctungen hierin von Seiten des Sortimenters müßten ebenfalls streng geahndet werden. Der Krebsschaden, daß Buchbinder, Buchdru cker, Lehrer, Kaufleute rc. als Eindringlinge in den Buchhandel pfu schen, ist, bei einer unbedingten Gewcrbefreiheit, nicht mehr zu kuriren. Der Buchhandel steht auf einer schwindelnden Höhe und thut ihm da her schnelle Hilfe sehr noth! Mit wahrer Hochachtung müssen wir der Oestcrreichischen Eollegen gedenken, die sich ihr Recht, was ihnen in vollem Maße gebührt, selbst nehmen wollen, indem dieselben in ihrem Anträge all 2 ^ am Schluffe sagen: „durch gemeinschaftliche Maßregeln zu erzwingen, was billigen Vorstellungen nicht gelang." Folgten alle Sortimenter Deutschlands diesem Beispiele, so würde auch die große Unbill der Rabattverkürzung beseitigt werden, gegen welche es sich wohl als das beste Mittel Heraus stellen dürfte, wenn die Sortimenter eine förmliche Eoalition gegen solche unbilligen Verleger bildeten, und sich das Wort gäben, sich für die Verbreitung und den Absatz derjenigen Verlagsartikel, von denen der Verleger nur 25 oder gar 20 Rabatt bewilligen will, gar nicht zu verwenden. Kann aber vielleicht ein ehrenwerther College ein ener gischeres Mittel hiergegen anführen, so würde dessen Veröffentlichung im Börsenblatte gewiß mit dem größten Danke ausgenommen werden. Eine Vereinigung, wie die der österreichischen Eollegen, ist in ganz Deutschland nicht zu Stande zu bringen, wofern nicht tiefer eingrei fende Maßregeln dabei zu Grunde gelegt werden. Gegen alle sonsti gen Uebelstände, z. B. Häufung der Baarpaqucte, alte Rechnung, Restschreiben von x Heften oder Lieferungen, Vermehrung der unnützen Eontos, große Gereiztheit wegen eines geringen Anlasses rc. rc. hat man leider auch bisher, alle ohne Erfolg, wie Donquixote gegen die Wind mühlenflügel, gekämpft. Möchte endlich derZeitpunkt erschienen sein, wo der vereheliche Vorstand des Börsenvereins durch festes Auftreten den bedrängten Eollegen zu Hilfe zu kommen und durch energische Maßregeln die eingeschlichenen groben Mißbräuche aus dem Buchhandel wieder ab zuwerfen, sich als angelegentlichste Aufgabe stellen möchte, dann könn ten wir einer ruhigem Zukunft entgegen sehen, und die Verleger würden auch wohl nicht durch die häufigen Fallissemente so großen Verlust er leiden ! — l — II. In Betreff der neuerdings wiederholt zur Sprache gekommenen Rabatt-Angelegenheit läge es wohl im Interesse der Sortimentshänd ler, wenn einer der Aelteren ein Verzeichniß 1) derienigen Verleger, welche in den letzten zehn Jahren Alles netto, 2) solcher Verleger, welche in der genannten Zeit den größeren Theil ihres Verlags mit U vcrrcchncten, anfertigte. Das Börsenblatt eignet sich zu solcher Aufstellung wohl nicht und würde ein derartiges Verzeichniß privat,,» an die Sortiments-Buch händler Deutschlands abzusenden sein — zur beliebigen Notiz eines Jeden. Alr. Uebcr eine literarische Zeitung. Unter der Ueberschrift: „Jeremiade und Proposition" enthält das Börsenblatt Nr- 24 d. I. einen Vorschlag in Betreff der Novitäten. Sie sollen allgemein nicht mehr zugesandt, sondern nur verlangt werden. Dies scheint aber noch einer Hülfe und Vermittelung zu be dürfen, wenn die Wahl nicht dem bloßen Zufall und dem Rathen über-
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