Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1848
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- 1848-02-22
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- 22.02.1848
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213 1848.^> selbst bei einem populären, ein allgemeines Interesse voraussehcnden Werkes« leicht Keiner wagt, mehrals höchstens 1500Auflage zu machen. Die mittlere Auflage ist 1000 geworden, die niedrigste und gewöhn lichste 750. Wie lassen sich nun dergestalt gedruckte 750 Exemplare auf gegen 1000, ja mehrHandlungen vertheilen, mit denen ^Geschäfts verbindung zu treten man öfters geradezu genöthigt wird und princi- piell geneigt ist? Denn gar oft sind die jüngeren Handlungen die thä- tigeren, die älteren diejenigen, die eine bestimmte Geschäftsbranche oder die besonderePfl ege alter Geschäftsverbindung oft aus schließlich im Auge haben. Diese Concurrenz und die Nvthwendigkeit der Beschränkung der Contis vergrößerte die Anwendung der Baarversendung. Im Grunde wäre dieselbe so verwerflich nicht, insofern man, mit Berück sichtigung unserer eigenthümlichen Verhältnisse, den richtigen Maßstab eines Discontos einführte, den selbst der Kaufmann gut heißt: d. h. einen mäßigen, aber höheren als den im gewöhnlichen kaufmännischen Verkehr gebräuchlichen von 6 db— also etwa 10 dH. Zu diesem Baarsystem sieht sich aber der Verleger nachgerade genöthigt, wenn er die Folio's seiner Hauptbücher forschenden und prüfenden Blickes an sieht, und dadurch erfährt, wie all seine buchhändlecische Voraussicht durch die Diktatur der Gewohnheiten zu Schanden geht! Wie viele mögen mit mir es erfahren haben, wie wenig die sogenannte Versendung auf feste Rechnung gegen Remission schützt. Es ist das eine allgemein gemachte Erfahrung. Ebenso wenig hilft die Versendung fest, mit höherem Rabatt, und bringt nur Verwirrung ins Rechnungs wese n. Dies vorausgeschickt glaubte auch ich die Uebelstände unserer dermaligen Geschäftsorganisation wenigstens theilweise dadurch gehoben zu sehen, daß ich, die Ansprüche der einen Seite mit den allerdings „modischen" Gebräuchen der andern nach Möglichkeit und Billigkeit in Einklang bringend, nur zwei Versendungs- und Rabatt weisen in meinem Geschäfte zur Anwendung brachte. Diesesind wie imvor. Bl. angeführt: In Rechnung (ä Ooncl. oder fest) 30 dH und gegen baare Zahlung 40 db- Die Vergütung von 10 do ist jene Modalität, die weder für den Gewährenden als eine Abnormität, noch für den Empfangenden als eine unwesentliche angegriffen werden könnte. Schluß. Zugleich eine Demonstration gegen eine bekannte Unsitte im Buchhandel und eine Empfehlung von Numohrs Schule der Höflichkeit und Grobheit. „Nur Bekanntes." Den vorstehenden Aufsatz, den ich an einzelnen Stellen noch er gänzen wollte, habe ich seit Anfang Januars unvollendet im Pulte liegen gehabt. Ein nicht ganz neues, aber um so insolenteres Verfahren veran laßt mich, ihn, wie er ist, sofort der Oeffentlichkeit zu übergeben. In dem ich meine Ansichten, was ich nicht läugne, als eine oratio pro domo hinstelle, möchte ich zugleich den Gegner, den ich hier im Auge habe und welchem ich „achtungsvoll und ergebenst" diese Schluß worte weihe, ein pruevovire abgewinnen. Ich gehe offen zu Wege. Man hat es schon in den Zeiten unserer Großväter als ein un veräußerliches, angestammtes Recht betrachtet, der wohlthuenden Kürze und Oeffentlichkeit unseres Geschäftsganges durch wohl angebrachte Redensarten: bonmot«, moralische Ohrfeigen, launige und geistvolle, oft an Injurie streifende Ein - und Ausfälle gewissermaßen eine höhere Weihe zu verleihen! Dieses altehcwürdige Recht ward je nach derJndividualität des Einzelnen diktatorisch, peremptorisch, logisch, immer aber höchst geistreich Generationen hindurch gehandhabt! Je gewandter, d. h. je kerniger man diese Rechtspflege in Anwendung brachte, je gehirnerschütterndcr die Streiche auf des Auserkornen Haupt fielen, je ostensibeler der kleine Krieg unter Anerkennung des Princips der Oeffentlichkeit (Gott sei Dank mit Ausschluß der Mündlichkeit) geführt ward, desto gewisser konnten die Hauptträger jenes traditionel len Rechtes des Beifalls und der Anerkennung aller Derjenigen sich versichert halten, die für derartigeAnstandspratiken stets einzustimmen des, wonnigliches Lächeln und ein Nicken des Kopfes in Bereitschaft hatten! Jetzt ist es leider, — leider sagt die alte gute Schule — an ders geworden. Die vollberechtigte Ultraderbheit ist für die nach gekommenen Geschlechter eine vom Zauber einer patriarchalischen Zeit umstrahlte Tradition geworden! Auch wir möchten glauben, daß jene ächt germanische Race eine im Kampfe mit der neuen Zeit unter gegangene sei, fiele nicht unser Blick zeitweilig auf jene „offnen Briese" des Buchhandels, in welchen man noch immer uns so bündig, so zier lich begegnet, daß selbst die hauskncchllichen Geschlechter, gewisse raub staatliche Autoritäten und Behörden zu lernen vermöchten, auf welch' unendlich angenehme und eminent genußreiche Weise die gewöhnli chen (etwas verkommenen) Umgangsmanieren immer noch sublimerer Verfeinerung fähig sind. Die reformsüchtige Gegenwart hat mit dem Schlechten der alten Zeit auch die guten Seiten in den Hintergrund zu drängen gesucht. Jene Ex treme deutscher Biederkeit und Offenherzigkeit sind allgemach seltener ge worden- Man hat an ihre Stelle ein Produkt der Neuzeit gesetzt, oder, um besserzu sagen, ihnen zugemischt. DieUltraderbheit lebt jetzt im Schatten einer Einbildung aufunverdienstliche Errungenschaften fort. Hier zu Lande nennen wir es, um dem Kindlein einen Namen zu geben: Großbrodig- keit, in Süddeutschland heißt man die Inhaber dieser Tugend: Broze. — Unsere Jugend hält gegenwärtig die kernigen Witzwortc, die den Lippen veralten Herren entströmen, nur noch für schlechteWitze und hat jene die Lachmuskeln in Bewegung setzenden Ueberlieserungen, welche aus dem Zeitalter des alten Reichshandels in die neue Drangperiode hinüber zuckten , mit dem sinnreichen Ausdruck „famose Abmuckungen" zu be zeichnen gesucht. Die neuere Schule, der wir den Namen „Ausgewählte des Reiches" zulegen wollen, hat ihre Jünger in alle Welt gesendet. Sie predigen das Evangelium vom Belt bis an die Mündung der Donau, von den Alpen fusgu' ü la mor. Das neue Evangelium heißt: „Ihr sollt keine Götter haben neben uns"! — Sie hat die ganze civilisirte Genossenschaft in 3 Elassen eingetheilt. DieersteElasse heißt: die Großen („Auserwählten"); die zweite: die Soliden (juste milieu); die dritte: die Klei nen (Jncomptabilitäten). Die erste Elaste repräsentiren die Herren selbst, die zweite lassen sie repräsentiren durch die Söhne verdienstvoller Vater, in die letzte Classe aber wird alles geworfen, was derjenigen Ebenbürtigkeit entbehrt, die einzig und allein durch überwiegendes Vermögen oder überkomme nes väterliches Erbtheil verliehen wird. DieZeit, die so manches ausglcicht, hat auch hier das ihre gethan: die Auserwählten sterben aus oder werden aussterben. Der Fluch, der auf dem vermögenslosen Talente ruht, verliert seine tägliche Allgewalt und man hat angefangen, einzusehen, daß die Wagschaale des über mächtigen Vcrmögenbesitzes vollständig niedergehalten werden kann durch: Wissenschaftlichkeit, Tbätigkeit und jene kostbaren Erfahrungen, die so viele unbenutzt vocübergehen lassen — weil sie nicht mit der Zeit leben, in der sieleben müssen. Doch wird der Kampf zwischen Ta lent und Besitz ein endloser bleiben, und es kann hier nur die Rede da von sein: daß man nicht das thue, was man nicht wünscht, daß es ei nem selbst geschehe! Was ich hierunter verstehe und zur Verständigung überhaupt übergebe ich nachfolgend die Veranlassung zu diesen Zeilen meinen Herren College», bittend, meine Extemporationen so entgegen zu nehmen, wie ich sie nur im wohlmeinendsten Sinn verstanden haben kann!
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