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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1916
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
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Nr. 102. MMMdeOmWellVuMüM „ »zeigen zahlen ^ Mark N Mitglieder für die Leile 10 -Pf., für -/. 6. 32 M. statt 3S M.. tt t t N d 6tellen^es^che worden miNO Ps. pro ^ LElKMWMWMrMs'ö'eMAW Leipzig, Donnerstag den 4, Mat 1916, 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil, Allgemeiner Deutscher Buchhaudlungs-Sehiiseli-Berband. Im Monat April gelangten zur Auszahlung: ^ 1246,— Krankengelder, , 379.27 Witwen« und Waisengelderl , , .... 74,31 Jnvaltdengelder ^einschl. Zuschläge und . 590,— Notstands- und Stellenlosenunterstützungen. Leipzig, 1, Mat 1916, Der Vorstand. Bücher fürs Feld. Von Walter Dette, z, Z, Feldbuchhändler, (Nachdruck gestattet,) Das Lesen bietet dem Soldaten hier an der Front die einzige geistige Erholung und die beste Ablenkung vom schweren Tagesdienst, Gern greift er «n Stunden der Ruhe zu einem Buche oder zur Zeitung, Vorausgesetzt, daß er etwas bekommen kann, und das ist oft nicht der Fall. Besonders in den kleineren Orten dicht an der Frontlinie ist ein Buch oder eine Zeitung, selbst eine alte, ein freudiges Ereignis, Ich weiß aus eigener Erfahrung, was das heißt, tagelang ohne ein Buch oder ohne Zeitungen zu sein. Als ich noch unten in dem kleinen halb- zusammengeschossenen Dorfe lebte, da war ich der einzige in unserer Korporalschaft, der Bücher und Zeitungen von der Mutter gesandt bekam, und diese Bücher und Zeitungen gingen von Hand zu Hand, Abends las ich aus einem Buche vor. Ich habe oft im Kreise dieser Kameraden die Wahrnehmung gemacht, daß selbst von den einfachen, ungebildeten Leuten sehr fein unter schieden wurde zwischen guter und schlechter Literatur, Diese Beobachtung mache ich auch jetzt, da ich wieder hinter dem Diesen stehe und Bücher verkaufe. Kritisch treten die Kameraden meist an den Ladentisch heran und wählen zwischen den ausge legten Büchern, aber jedesmal ist es etwas Gutes, was heraus gefunden wird. Oft war ich direkt überrascht, denn statt eines Buches mit einem interessanten, vielversprechenden Titel — dessen Wahl ich erwartete — wurde ein Band von Jacobsen oder Feuchtersleben gekauft. Man muß sehr vorsichtig sein mit der Lektüre, die man den Feldgrauen in die Hand gibt. Hat doch das Buch hier im Felde einen weit größeren Einfluß auf das Innenleben des Menschen, als es sonst in anderen Zeiten unter anderen Um ständen haben mag. In der Heimat in Friedenszeiten verwischt sich rasch der Eindruck, den die Lektüre eines schlechten Buches hinterlassen hat, im Strudel der Zerstreuungen, Hier aber nicht. Hier bildet das Buch die einzige Quelle der geistigen Erholung, die dem Soldaten geboten wird, und wehe seiner seelischen Gesundheit, wenn diese Quelle unrein oder gar vergiftet war! Das fühlen die meisten instinktiv, und deshalb gehen sie vor sichtig bei der Auswahl des Buches zu Werke, Es ist dem Soldaten nicht damit gedient, die Zeit mit einem Buihe totzu schlagen: ec will etwas haben, das ihn für einige Zeit aus dem Schrecken des Krieges heraushebt, das sein inneres Gleichge wicht wieder Herstellen kann. Die Freude am Buche, am eigenen Buche erlebt hier im Felde mancher zum ersten Mal in seinem Leben, Welche Bücher werden im Felde gern gelesen? Als Antwort auf diese Frage möchte ich nicht bestimmte Bücher empfehlen, sondern nur kurz die Richtlinien angeben, nach denen sich ein Buchhändler bei der Auswahl von Büchern fürs Feld orientieren kann. Nach meiner Erfahrung wird Kriegsliteratur — und dazu rechne ich auch die Belletristik, die das gewaltige Ringen zum Hintergrund nimmt — zurückgewiesen. Dagegen ist «ine große Vorliebe für die Werke der Klassiker vorhanden. So werden neben Goethes Faust, Schiller, Kleist und Hebbel viel verlangt. Dann von den Erzählern: Jacobsen, E, T, A, Hoffmann, Brentano, Eichendorff, Andersen, Björnson, Raabe, Stifter, Löns, Mörike, Jensen und Fritz Reuter. Von den Humoristen Wilhelm Busch und immer wieder der alte, liebe Busch, Auch belehrende Bücher werden sehr gern gekauft. So erfreuen sich »Aus Natur und Geisteswelt« und »Sammlung Goeschen« allgemeiner Beliebt heit, Moderne Rornansanünlungen finden im Felde großen Ab satz, Namen nenne ich nicht, um nicht in den Verdacht zu kommen, für einzelne Verleger Reklame machen zu wollen. Doch weiß jeder Kollege, was er davon fürs Feld empfehlen kann, wenn er sich bei der Auswahl immer bewußt ist, daß für unsere Brüder hier draußen das Beste unserer deutschen Literatur gerade gut genug ist. Zur Werbearbeit des Sortiments für die Neichsbuchwoche. Dem reinigenden Gewitter des Weltkrieges ist es nicht ge lungen, die großen Gefahren zu beseitigen oder auch nur ein zudämmen, die unserm Volke durch dem Leseschund drohen. Viel fach hat man Wohl geglaubt, daß »der Geist von 1914«, die ge waltige Erhebung unseres Volks in den ersten Mobilmachungs- Wochen, auch diese Schäden beseitigen würde. Man hat den Kampf gegen den Schund nicht eben kräftig fortgefllhrt, und siehe da, die menschenfreundlichen Verleger der verwerflichsten Mach werke gingen um so eifriger ans Werk, Da ist es sehr dankens wert, daß auch die Tagespresse diesem traurigen Gegenstände wieder erhöhte Aufmerksamkeit widmet. Ein jüngst in der »Täglichen Rundschau« erschienener lesens werter Aussatz fordert sehr energisch die Beseitigung des wirk lichen Schundes, Es wird darin aufmerksam gemacht auf eine bedeutsame Bekanntmachung des Oberkommandos in den Marken vom 22, März d. I, (vgl, Bbl, 1916, Nr, 80>, Bekanntlich haben die Verwaltungsbehörden nach Z 56 Ziffer 12 der Ge werbeordnung die Befugnis, Schriften und Bildwerke, die in sittlicher Beziehung Ärgernis zu geben geeignet sind, vom Handel im Umherziehen auszuschließcn. Eine Liste dieser anstößigen Literatur wird vom Berliner Polizeipräsidium im »Zentral- Polizei-Blatt« regelmäßig veröffentlicht. Das Oberkommando in den Marken hat nun auf Grund des Z 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand kurzerhand verfügt, daß alle in der Schund literaturliste des Berliner Polizeipräsidiums aufgeführten Mach werke auch in Ladengeschäften nicht Vertrieben werden dürfen. Wenn man sich vergegenwärtigt, welche ungeheure Verbrei tung der Schund auch im Heere daheim und im Felde gefunden hat, so drängt sich einem doch die Frage auf, ob eine ähnliche Verfügung wie die des Oberkommandos in den Marken nicht auch von Seiten der obersten Heeresleitung zu treffen wäre, 529
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