Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1916
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1916-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1916
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19160504
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191605045
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19160504
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1916
- Monat1916-05
- Tag1916-05-04
- Monat1916-05
- Jahr1916
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 102. 4. Mai 1916. Eine so schöne Gelegenheit, viele Millionen erwachsener Männer vor dem Schund auf dem Büchermärkte eindringlich zu warnen, kehrt so bald nicht wieder. Natürlich genügt nicht ein einfaches Verbot. Der Soldat will wissen, warum man ihm die Auswahl des Lesestoffes beschränken will. Und erzieherisch kann ein solches Verbot nur wirken, wenn dem Soldaten die ganze Minderwertig keit und Gefährlichkeit des Leseschundes in klaren, überzeugenden Worten vor Augen geführt wird. Die Familienväter wären darauf hinzuweisen, daß sie es der Zukunft ihrer Kinder und der sittlichen Gesundung unseres Volkes schuldig sind, die Jugend vor den verderblichen Einflüssen der Schundbücher zu bewahren. Natürlich wissen die Schundverleger sehr gut die Wege, die ihnen riesige Umsätze bei den Heeresangehörigen verschaffen. Sie können auch mit glänzenden Zeugnissen aufwarten. Ein Verlag verkündet stolz auf der letzten Umschlagseitc seiner Zehn- pfcnnigheste, »wie unsere Feldgrauen die V ... . Romane be grüßen«. Selbst in die Lazarette, in denen doch Ruhe die erste Bürgerpflicht ist, sind diese unruhigen Geister in Scharen einge zogen. Da schreibt ein Kranker: »Für die uns gütigst zuge sandten Bücher Ihrer reizenden Bibliothek sagen wir Ihnen heißen Dank. Im Namen der Verwundeten im Reservelazarett . . . . K. W.«. — Ein anderer schreibt hocherfreut und herzlichst dankend: »Die Bücher werde» hier mit Spannung gelesen und wie ein Heiligtum (!) verwahrt. Herzlichen Dank von allen Kranken im Marinelazarett ....«. — Wie mag es in solchen Köpfen aussehen, die offenbaren Schund wie ein Heiligtum ver ehren? Hier ist Aufklärung und rücksichtslose Bekämpfung uner läßlich. Die Arbeit ist schwer und oft undankbar, aber sic muß unverdrossen und ohne Ermatten geleistet werden. Die Reichsbuchwoche gibt dem Sortiment die beste Gelegen heit, an seinem Teile dabei kräftig mitzuwirken. Auf keinen Fall dürfte die Arbeit des Sortiments sich auf die gewohnheits mäßigen Bücherkäufer beschränken. Die gebildeten Kreise be dürfen einer besonderen Aufmunterung Wohl kaum, denn sie wissen, wie sehr gute Bücher im Felde geschätzt werden. Das Sortiment mutz sich in erster Linie an die breiten Schichten des Volkes wenden. Dieser Krieg mit seinen vielen und für viele Truppenteile recht langen Ruhepausen hat das Verlangen nach Lesestoff in ungeahnter Weise geweckt. Männer, die feit der Schulzeit kaum noch ein Buch in die Hand genommen haben, sind jetzt eifrige Romanleser. »Ich habe zuhause«, hörte ich kürzlich einen sagen, »keine Zeit und auch keine Lnst, in die Bücher zu gucken«. Jetzt nimmt er sehr gern mal ein Buch in die Hand. Also ein großes Lesebcdürfnis ist ganz allgemein vorhanden. Am Sortimenter liegt es, diese Gelegenheit beim Schopfe zu fassen und besonders die Kreise zum Bücherkaufen zu ver- anlassen, die sonst für Literatur keine Aufwendungen machen. Die örtlichen Verhältnisse gestatten nicht überall dasselbe Vorgehen, aber was ich Vorschlägen möchte, ist für mittlere und kleinere Städte immer und vorwiegend, für Großstädte meistenteils wohl durchführbar und Erfolg verheißend. Ich glaube, unsere Frauen sind dem Gedanken der Reichs- buchwoche noch am ehesten zugänglich. An sie, die Mütter, Frauen und Schwestern unserer jungen und alten Soldaten im Heere und in der Flotte mutz ein Rundschreiben gerichtet wer den, das planmäßig in allen Orten verbreitet wird. In be redten Worten mutz auf den tatsächlich vorhandenen Lesehunger hingcwiesen werden, auf das Schädliche und Allgcmeingefährliche der Schundliteratur und aus den Wert guter Bücher. Eine möglichst reichhaltige Bücherkiste ist beizufügen. Da der Auf ruf sich zumeist an Kreise wendet, die erst zu Bücherkäufern erzogen werden sollen, so muß das billige Buch den größten Raum einnehmen. Damit nun keiner dem andern ins Gehege komme und zwecks Verminderung der Herstellungs- und Verbiet« lungskosten empfehle ich ein gemeinsames Vorgehen aller Sorti menter am Orte. Nach gründlicher Vorbesprechung wird ein Ausschuß eingesetzt, der den Aufruf verfaßt und die Bücherkiste znsammenstellt. Das ganze Rundschreiben wird von allen Sorti mentern unterzeichnet und nach einem vorher genau besprochenen Plane verbreitet. Auch die örtlichen Vereine sind zur Mitarbeit heranzuziehen. Im Aufruf ist besonders zu betonen, daß die i 530 Schaufenster ganz und gar im Zeichen der Rcichsbuchwoche stehen werden, und daß jede Buchhandlung in ihren Räumen eine Bü- cher-Ausstellung für unsere Feldgrauen eingerichtet hat, die ohne jeden Kaufzwang bei freiem Eintritt besucht werden kann. Den Unkundigen auf dein Büchermärkte kann man die Auswahl wesentlich erleichtern, indem man verschiedene Zusammen stellungen für Halbpfund- und Pfundpäckchen im Schaufenster und in der Ausstellung bereitstem. Dabei ist, wie ich nochmals betonen möchte, auf den Geldbeutel der Minderbemittelten die größte Rücksicht zu nehmen. Run ist ja allgemein bekannt, daß die Scheu breiter Kreise vor dem Betreten einer guten Buchhandlung immer noch recht groß ist. Selbst eine noch so kraftvoll angesetzte gemeinsame Offensive der Verbündeten Sortimenter wird diese beklagenswerte Scheu nicht ganz überwinden. . Ich habe nun noch einen Vorschlag, der in Großstädten viel leicht schwer durchführbar ist, von dem ich mir aber für das übrige Sortiment viel verspreche. Ich denke allen Ernstes an die Veranstaltung eines großen Bücherjahrmarktes in der Reichsbuchwoche. Auch hier empfehle ich ei» von allem Wett- dewerbsneid freies, gemeinsames Vorgehen aller Sortimenter am Orte. Der größte Saal wird für diesen Jahrmarkt eigener Art gemietet, und jeder Sortimenter schlägt darin seine Verkaufsbude auf. Der Eintritt ist frei, die ganze Ausstellung mutz eine Sehenswürdigkeit sein, die die Menge reizt und lockt. »Wie machen wirs, daß alles frisch und neu Und mit Bedeutung auch gefällig sei?« Diese Frage muß im Schoße des Sortimenterausschusses sehr eingehend und liebevoll erörtert werden. Eine geschickte äußere Aufmachung wird die Anziehungskraft des Unternehmens wesentlich erhöhen. . Selbstverständlich muß für diesen Jahrmarkt wie für alle andern Veranstaltungen der Reichsbuchwoche die Mitarbeit der Tageszeitungen im weitesten Maße herangezogen werden. Auf den schrillen Klang der Reklametrommel in den Zeitungen darf nicht verzichtet werden. Wochenlang vorher ist aus diese »Woche«, ihre Bedeutung und ihren großen, edlen Zweck immer wieder hinzuweisen. Es gilt, die Menge zu gewinnen, es gilt, Kreise zu inter essieren, die bisher für den Buchhändler nicht vorhanden waren. Der Sortimenter selbst und seine Verkäufer müssen das endlich einschen und den wenig bemittelten Käufer, der vielleicht nur ein Reclambändchen kaufen will, ebenso freundlich und zuvor kommend behandeln wie den guten Kunden aus wohlhabenden Kreisen. Es mutz der falsche Wahn zerstört werden, als seien die Buchhandlungen nur für die Leute von Bildung und Besitz da. Das ganze Volk in allen seinen Schichten soll teilnehmen an den unermeßlichen Schätzen des Geistes, die das in dieser ernsten Zeit so maßlos geschmähte Volk der Dichter und Denker aufgespeichert hat im Laufe der Jahrhunderte. Zweimal ist die deutsche Nationalliteratur zur höchsten Blüte der Vollendung gelangt. Kein Volk der Erde kann d e m Gleiches an die Seite stellen, was das Volk der Barbaren geschaffen hat. lind daß dieser geistige Reichtum Gemeingut des ganzen deutschen Volkes werde, das sei das erhabene Ziel, das dieser furchtbare Welt krieg dem deutschen Buchhandel mit Flammenschrift vor Augen führt. Hamburg (z. Zt. im Felde). Wilhelm Eberhard. Im Lehrstand, Wehrstand und Nährstand. (Zum 60. Geburtstage des R e g i e r u n g s r a t s 1)r. I. W. Nagl sl 1. Mai 191 6).) Sie ehren mich mit der Aufforderung, mich an meinem vollendeten 60. Lebensjahr zu äußern, also wohl einen Rückblick auf die durch- messene Bahn zu werfen. Ich kann mich keiner welt- oder auch nur volkbewegenden Erfolge rühmen; vielleicht hätte ich geeignete ^deen für eine solche Aufgabe: aber dann sind sie zu wenig anziehungskräftig für eine bequeme Öffentlichkeit, oder ich bin zu wenig darauf erpicht, meine eigenen Gedanken und Ergebnisse mit alle» Mitteln auch an deren aufzudrängen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder